Der letzte Single fangt den Mann
als ich den Vorschlag mache, ein Taxi zu nehmen oder vielleicht sogar ihm zuliebe mit nach Hause zu fahren. (Dave kann ja auch zu uns kommen, richtig?) » Ich möchte zu Fuß gehen. Es ist nicht so kalt.«
Ich lege den Arm um Roberts Hüfte, während wir am Hyde Park entlang in Richtung Notting Hill gehen. Zuerst musste ich ihn stützen, weil er noch leicht benommen war. Ich hatte den Eindruck, er brauchte meine Hilfe. Aber irgendwann war es bequem: Wir harmonieren gut beim Gehen.
» Bist du sicher, dass alles okay ist?«, frage ich. » Soll ich den Kerl ausfindig machen und ihn für dich verprügeln?«
» Nein«, sagt Robert und lacht. » Danke. Du bist mein Ritter in glänzenden High Heels.«
Wir legen unterwegs einen Zwischenstopp in einem Pub ein, wo wir Limonade für Robert bestellen und Whisky für mich, bevor wir so tun, als würden wir eine rauchen gehen, und einfach mit unseren Getränken weitermarschieren. Die gestohlenen Gläser stellen wir im nächsten Pub, wo wir einen zweiten Stopp machen, ab.
» Das ist eines der schlimmsten Dinge, die ich jemals getan habe«, sage ich, während wir dort auf unsere Drinks warten.
» Abgesehen von dem Bratschenbogen«, sagt er.
» Natürlich, abgesehen davon.« Ich nicke, und unsere Getränke werden serviert. » Mmm. Leckerer warmer Whisky.«
» Ich glaube, du hast genug«, sagt er.
» Nein«, widerspreche ich und schwenke mein Glas weg von ihm. » Mein Whisky. Meiner.« Robert grinst. » Bist du sicher, dass bei dir alles okay ist?«, frage ich wieder. Er gibt keine Antwort. » Es ist dir peinlich, dass du für den Bruchteil einer Sekunde die Kontrolle verloren hast, richtig? Richtig!«
Ich muss lachen.
» Ah, du findest dich selbst komisch. Freut mich. Wenigstens einer«, sagt er.
Als wir das Portobello Star erreichen, hat der Whisky alles in einen warmen Nebel gehüllt… Wir finden ein Plätzchen zum Stehen ganz hinten an der Bar, direkt an der Wand, wo sich zu viele zu coole West-Londoner drängeln, und beginnen zu plaudern, oder besser gesagt: Wir lauschen beide meinem betrunkenem Wortschwall.
» Ich liebe dieses avantgardistische Volk«, sage ich, als Robert mir einen orangefarbenen Cocktail mit Whisky gibt (Name? Wer weiß das schon.). » Ich möchte unbedingt einmal einen Mann mit Bart haben, bevor ich sterbe. Ich glaube, das kann sehr warm und kuschelig sein, als würde man einen Teddy küssen… Oh! Was für eine hübsche Frau«, brabble ich. » Sieh doch, genau dein Typ. Zwei Uhr von dir aus. Ich meine zwei Uhr von mir aus, von dir aus neun. Ich meine…« Ich muss über mich selbst lachen. » Ich kann nicht einmal mehr die Uhr lesen! Ah, du verpasst hier wunderschöne Frauen, Roberto…«
» Du bist wunderschön«, erwidert er.
Ich muss lachen, da ich bestimmt aussehe wie eine Säuferin mit glänzendem Gesicht, und Robert schüttelt den Kopf und lacht auch. Ich mag Robert sehr gern, denke ich. Ich fühle mich warm und benebelt und sehr glücklich. Er ist wirklich ein lieber Kerl. Ich hoffe, er findet die wahre Liebe.
» Ich hoffe, du findest die wahre Liebe«, sage ich.
Meine Güte, ich bin total dicht.
Robert lächelt. Wie dunkel seine grünen Augen sind, denke ich. So ruhig. Ich habe das Gefühl, ich sehe gleich doppelt, wenn ich weiter in seine Augen starre.
» Das hoffe ich auch«, sagt er.
» Eigentlich musst du mir wahre Liebe zurückwünschen«, sage ich.
» Du hast Dave«, erinnert er mich. » Obwohl ich mich wundere, dass du dich nicht darüber aufregst, dass er so spät kommt.«
» Ach ja, Dave…«, sage ich und checke mein Handy. Nein, nichts, obwohl Robert ihm eine SMS geschickt hat, nachdem wir beschlossen haben, in diesen Pub zu gehen. Ich gebe einen Stoßseufzer von mir, während meine Laune plötzlich in den Keller fällt. » Er wird bald hier sein… Er kann es nicht leiden, per SMS ausgefragt zu werden, und er mag es auch nicht, Pläne zu machen. Also muss ich auf ihn warten. Immer, immer muss ich auf ihn warten… Was totaler Quatsch ist, richtig?«
Ich trinke mein Glas in einem Zug leer. Robert nickt, und als er sich dabei ertappt, hört er wieder auf.
» Und er hat gesagt, er möchte meine Freundin sein, und, und, und, seitdem, seitdem …« Ich strecke den Arm aus und stelle, nach ein paar Anläufen, mein leeres Glas auf den Tisch hinter Robert, während ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. » Wenn er sich meldet oder bei mir ist, fühle ich mich gut, mehr als gut … super. Dann bin ich gleich viel
Weitere Kostenlose Bücher