Der letzte Single fangt den Mann
zwei Kumpels sitzen. Er ist überfüllt mit Schnapsgläsern.
» Nein, danke«, sage ich.
» Ich finde, du solltest dich von diesem Kerl fernhalten.« Die zweite Satzhälfte ist ein einziges Wort. Vndiesmkerlfrnhaltn.
Ich lehne mich zurück und sehe Robert an. Seine Augenbrauen wandern in die Höhe. Ich schüttle den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass er sich heraushalten soll.
» Bitte, geh«, entgegne ich kühl.
Lederjacke taumelt, wie man öfter bei Betrunkenen beobachten kann, einen Schritt zurück und wieder vor, ohne sich vom Fleck wegzubewegen.
» Zicke.«
Einen Sekundenbruchteil später ist Robert aufgesprungen und packt Lederjacke am Kragen.
» Hey, Flachwichser. Sie hat Nein gesagt. Also verpiss dich.«
Lederjacke versucht, Robert wegzustoßen, aber der ist größer und stärker als er und lässt nicht los.
Ich bin mir nicht sicher, was Robert mit ihm vorhat, nun, da er ihn fest im Schwitzkasten hat, und Robert scheint sich selbst nicht sicher zu sein. Einen Moment lang habe ich das Bedürfnis loszukichern. Er hat » Flachwichser« gesagt!
Dann wird es plötzlich ein wenig chaotisch. Während Robert und Lederjacke miteinander ringen, merken die beiden Kumpels von Lederjacke schließlich, was los ist, und stürzen zu uns herüber, während einer schreit » Herrgott, Damien, nicht schon wieder!« und neben mir stehen bleibt, während der andere Robert auf den Arm schlägt, wofür er sich ein paar ordentliche Haken einfängt, bevor ein Kellner ihn schließlich zurückhält.
Ein zweiter Kellner schnappt sich Lederjacke, der sich aber freiwinden kann und sofort versucht, Robert in den Schwitzkasten zu nehmen, was zu einem sekundenlangen, ungelenken und etwas albernen Rauftänzchen zu dritt führt. Ich lasse kurz den Blick durch den Raum schweifen, schockiert, dass niemand versucht, sie zu trennen, aber alle beobachten stumm und verzückt das Schauspiel. Wie lächerlich so ein Kampf aussieht. Ernsthaft.
Lederjacke schüttelt wieder den Kellner von sich ab und verpasst Robert einen sehr unsauberen Hieb auf den Hals. Dieser revanchiert sich mit einem Faustschlag mitten ins Gesicht. Sofort schießt Blut aus Lederjackes Nase.
Zwei Sekunden später wird Robert ohnmächtig und stürzt.
Ich keuche laut vor Schreck, springe sofort auf und gehe neben ihm in die Hocke. Ich hebe kurz den Kopf und sehe, dass Lederjacke und seine Kumpels von den Kellnern nach draußen befördert werden.
Irgendjemand gibt mir eine Flasche Wasser, und ich knie neben Robert und versuche, seinen Kopf anzuheben. Er sieht aus wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie von sich selbst. Es kommt mir vor, als hätte mein Herz aufgehört zu schlagen. Ich kann nur noch an Robert denken.
» Robert, o bitte, komm wieder zu dir, Robert…«, flüstere ich und streichle seine Stirn.
Gott, er hat schöne Haare und so eine glatte, warme Haut.
Der restliche Raum ist mucksmäuschenstill und starrt auf den bewusstlosen Robert auf dem kalten Boden, während ich über ihm kauere.
Robert blinzelt ein paarmal und öffnet dann die Augen. » Abby…«, keucht er.
Er ist wieder da. Ich seufze vor Erleichterung.
» Ich nehme an, dir wird schlecht beim Anblick von…«
» Sag nichts«, flüstert er und trinkt einen Schluck Wasser.
Irgendein anderer bringt ein Glas Limonade. Dann, als hätte jemand die Musik wieder aufgedreht, merken alle, dass das Drama vorüber ist, und setzen ihre Unterhaltung fort. Wir sind bereits vergessen.
Einer der Kellner kommt zu uns.
» Tut uns leid. Wir hatten schon den ganzen Abend ein Auge auf diese Typen. Wir wussten, dass sie Ärger machen«, sagt er. » Alles okay, Kumpel?«
Robert lehnt sich nun gegen ein Tischbein und nippt an der Limonade. Irgendwie bin ich neben ihm gelandet und streichle seine Hand und seine Haare wie eine beschwipste Florence Nightingale.
» Ich bin okay… aber ich glaube, ich muss an die frische Luft. Abigail, gehst du mit mir Gassi?«
Kapitel 31
» Ich bin immer noch fertig mit den Nerven«, bemerke ich zwanzig Minuten später, als wir schließlich das Punch Bowl verlassen.
» Du bist fertig?«, entgegnet Robert ungläubig.
Er hat zwei große Gläser Wasser und eine Limonade getrunken, ich hab mir einen doppelten Whisky gegönnt (nur um meine Nerven zu beruhigen). Roberts Gesichtsfarbe ist zurückgekehrt, und wir haben beschlossen, auf Luke, Sophie und Dave im Portobello Star, einer Bar in Notting Hill, von der Plum immer schwärmt, zu warten.
» Frische Luft ist gut«, entgegnet Robert,
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