Der letzte Single fangt den Mann
Robert, Abigail hat mir erzählt, dass du vorhin ihre Tugend beschützt hast…«
» Äh… ja«, sagt er, ohne mich anzusehen. » Das habe ich.«
» Was? Erzählt!«, sagt Sophie.
Robert und mir gelingt es, gemeinsam die Geschichte mit der Schlägerei im Punch Bowl wiederzugeben, ohne dass sich auch nur einmal unsere Blicke kreuzen. Den Part mit Roberts Blackout lassen wir natürlich weg. Ich will nicht davon anfangen, und er scheint auch nicht darüber reden zu wollen.
Gott, ich bin so befangen. Wären sie eine Viertelstunde früher gekommen… Nein, denk nicht darüber nach.
» Das klingt ja sehr ritterlich«, sagt Dave, der mitten in der Geschichte mit den Getränken zurückgekehrt ist. » Gut gemacht, Robbie. Bist ein tapferer Junge.«
» Er war tatsächlich tapfer«, sage ich, plötzlich genervt von Daves üblicher eifersüchtiger Stichelei. » Er hat wirklich toll reagiert.«
» Das klingt wunderbar«, sagt Millie, die Robert immer noch anlächelt.
Er erwidert ihr Lächeln mit einem kleinen Grinsen. Gut, er ist wieder normal. Gut.
» Morgen Mittag Geburtstagsessen?«, fragt Sophie mich.
» Ja, bitte«, sage ich. » Aber ohne Singen. Und ohne Kuchen. Auf dieses Kindertheater kann ich verzichten. Henry und Charlotte kommen morgen auch wieder.«
» Unser halber Freundeskreis ist heute Abend auf einem Ball«, sagt Luke. » Vielleicht kommen die ja morgen auch.«
» Auf was für einem Ball?«, frage ich.
» Auf einem Wohltätigkeitsball. Organisiert von Louisas Mann«, antwortet Luke leise. » Dave wollte nicht hin. Er meinte, das wäre Geldverschwendung. Es gab richtig Zoff.«
» Es ist eine Geldverschwendung«, sagt Dave und legt seine Hand in meinen Nacken, um mich zu streicheln.
Ich unterdrücke das Bedürfnis, laut zu schnurren, dann sehe ich zu Robert, und unsere Blicke treffen sich einen Augenblick lang. Ich sehe rasch weg.
» Ich gebe doch nicht mein sauer verdientes Geld für diesen verarmten Hamsterverein aus.«
» Das ist kein Hamsterverein, sondern der königliche Tierschutzbund«, sagt Sophie. » Das weißt du genau.«
» Ich suche mir die Tiere, denen ich helfe, gerne selbst aus«, erwidert er. » Hunde, ja. Katzen, nein. Pferde, ja. Papageien, nein. Außerdem halte ich die RSPCA für eine Tarnorganisation.«
» Du kannst nur deinen Schwager nicht leiden«, sagt Luke.
» Er ist ein Wichser«, sagt Dave. » Und ein Weichei. Darum versuche ich, ihm bei jeder Gelegenheit eins reinzuwürgen.« Er unterbricht sich kurz. » Das macht richtig Spaß.«
Er wirft einen Blick zu Robert, der mit Millie plaudert und nichts mitbekommen hat. Schlagartig wird mir klar, dass Dave und Robert, trotz des Konkurrenzgerangels, echte Freunde sind. Mag sein, dass sie an ihrem » Nicht-einmischen«-Ehrenkodex festhalten, und Dave konnte sicher nicht verhindern, dass seine Schwester mit Robert so umgesprungen ist, aber seitdem verhält Dave sich wie ein Arschloch zu Louisa und ihrem Mann. Dieser verdrehte Beweis für Freundschaft und Loyalität lässt mich Dave nur noch mehr anbeten.
» Du bist heimlich in Robert verliebt, nicht?«, sage ich flüsternd.
» Das bin ich«, bekräftigt er mit einem Nicken und zwinkert mir zu. » Aber verrate ihm nichts davon.«
Ich muss wieder an Robert und den Kuss denken, und mein schlechtes Gewissen frisst mich auf.
Der gute, loyale und, offen gesagt, anbetungswürdige Dave. Dagegen sind Robert und ich schlecht, unloyal und verabscheuungswürdig.
Zum Glück gibt Luke ein paar Anekdoten zum Besten, die mein schuldbewusstes Schweigen überdecken. Lukes Mutter hat sich schon morgens am ersten Weihnachtstag betrunken und verkündet, dass sie sich nicht mehr den ganzen verdammten Tag für den verdammten Truthahn in die verdammte Küche stellen würde, und dass sie lieber weiße Pralinen naschen und sich Das Wunder von Manhattan in der verdammten Glotze anschauen möchte wie alle verdammten anderen. Lukes Vater hat noch nie am Herd gestanden, also mussten Luke und Bella sich um das Essen kümmern, und statt am Mittag aßen sie erst um zehn Uhr abends, und der Truthahn war nicht ganz durch. Darüber hinaus hatten Bella und Ollie schon wieder die ganze Zeit Zoff.
» Allmählich wird es langweilig«, sagt Luke. » Ich habe sie gebeten, endlich mit ihm Schluss zu machen, um uns anderen mal eine Pause zu gönnen, aber scheinbar kommt das nicht in Frage.«
Ich mustere Dave verstohlen, aber er wirkt nicht sonderlich interessiert. Er erwidert meinen Blick und grinst.
» Lass uns
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