Der letzte Single fangt den Mann
rattenscharf?
» Bitte keine Fragen. Ich brauche zuerst einen Drink«, sagt er. Luke gibt ihm das Bier, das bereits auf ihn wartet. » Danke. Mann, ist das hell hier draußen. Ich gebe dir tausend Pfund für deine Sonnenbrille, Abigail.«
Seine Augen sind dunkelgrün, fällt mir auf, mit unverschämt dichten Wimpern. Warum haben Männer immer so tolle Wimpern? Soll das ein Scherz der genetischen Veranlagung sein?
Ich gebe ihm meine Fünfziger-Jahre-Sonnenbrille mit den Katzenaugen, und zu meiner Überraschung setzt er sie überglücklich auf und strahlt uns alle an.
» Sehe ich aus wie Audrey?«
» Audrey ist langweilig«, sage ich. » Katherine Hepburn war viel cooler.«
Robert schnappt nach Luft in gespieltem Entsetzen.
» Wie kannst du so etwas sagen? Ich vergöttere Audrey!«
» Wie kommt es, dass wir uns noch nie begegnet sind?«, fragt Plum.
Sie ist wieder cool. Wenigstens nach außen hin.
» Ich hatte eine Freundin in Italien«, antwortet er und dreht sich zu ihr mit einem Grinsen. Die Katzenaugenbrille verleiht jedem Gesicht tolle Wangenknochen. Auch Roberts Gesicht. » Ich war am Wochenende meistens nicht da.«
» Und noch eine Freundin in Edinburgh«, fügt Luke hinzu. » Und eine in Bethnal Green, eine in Highgate…«
Robert wirft ihm einen warnenden Blick zu, worauf Luke mit einem breiten– wenn auch leicht verwässerten– Grinsen antwortet.
» Na ja, jetzt bin ich wieder frei. Ende gut, alles gut«, sagt Robert.
Seltsam, dass Männer es frei nennen und Frauen einsam, nicht?
Es dauert nicht lange, und Plum fängt wieder davon an, dass es in London kaum gute Männer gibt. Entweder sie ist bereits betrunken, oder sie möchte, dass Robert weiß, dass sie wirklich und wahrhaftig Single ist.
» Ich gehe viermal abends in der Woche aus. Ich gehe in Kneipen und auf Partys, und ich bin weder fett noch abstoßend hässlich. Und trotzdem lerne ich keinen anständigen Mann kennen. Nur lauter Flachwichser…«
» Ernsthaft, kannst du bitte mal eine Minute lang aufhören zu fluchen?«, sagt Sophie.
» Nein, kann ich nicht! Es gibt eben nur beschissene Typen in London.«
» Das ist nicht wahr«, widerspricht Robert.
» Willst du damit sagen, dass ich die guten Männer nicht erkenne?«
Plum stupst Robert in den Arm.
» Nein«, antwortet Robert sachlich. » Ich will damit sagen, dass du deine Chancen nicht nutzt. Wie zum Beispiel jetzt: Du sitzt mit dem Rücken zu den Leuten. Du kannst nur uns sehen. Ich dagegen kann jede Frau beobachten, die hineingeht oder herauskommt… und wieder hineingeht. Entschuldigt mich kurz«, fügt er hinzu und steht auf.
Wir sehen ihm alle wortlos hinterher, als er die Eingangsstufen hochgeht in den Pub, wo eine hübsche Blondine an der Theke steht, die ein Model sein könnte und die eine schwarze Melone trägt und die so tut, als würde sie Robert nicht sehen.
» So gut sieht er gar nicht aus«, sagt Plum. Offenbar hat sie beschlossen, sich ihm nicht länger an den Hals zu werfen, nachdem er auf ihre Flirtversuche nicht eingestiegen ist. » Und er ist ein Klugscheißer.«
» Das muss der Grund sein, warum du ihn die ganze Zeit angestarrt hast, seit er bei uns sitzt«, sagt Sophie.
Plum schnippt einen Eiswürfel nach ihr.
Von meinem Platz aus kann ich Robert gut beobachten. Er steht an der Theke und hat immer noch meine Sonnenbrille auf. Er grinst die Blondine mit der Melone an. Dann nimmt er die Brille ab und beugt sich zu ihr vor, als hätte er sie nicht richtig verstanden.
Robert hat nicht dieses schleimige Haifischlächeln wie andere Casanovas. Er wirkt einfach nur ruhig und selbstsicher in… na ja… in allem. Und das kommt offenbar an bei den Frauen. Ich bin allerdings immun dagegen.
Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die Unterhaltung am Tisch.
» Italien, denke ich, und anschließend fahren wir in die Provence…«, sagt Sophie gerade.
Luke schaut sie verliebt an, während sie redet, echt süß. Die beiden haben sich kennengelernt, als Luke an einer Kneipe in Soho vorbeiging und Sophie durch das Schaufenster erspähte. Er ging hinein und setzte sich allein an die Theke, bis er den Mut gesammelt hatte, sie anzusprechen. Und das war’s dann.
Ich hoffe, es ist immer so einfach, vor allem für mich.
Robert kehrt zurück an den Tisch und steckt sein Handy in die Tasche. Bestimmt hat er ihre Nummer bekommen, denke ich. Geschickt.
» Und, Abigail, hast du dich erholt von deinem katastrophalen Date?«, fragt er.
Er hält sehr lange den
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