Der letzte Single fangt den Mann
Plummy…«
» Das bringt mich zur totalen Verzweiflung!«
» Nicht! Nicht dieses Wort!«, rufe ich. Ich will mich nicht anstecken an ihrem Sonntagsblues. » Ich kann dieses Wort nicht leiden.«
Plum sieht mich eigenartig an. » Na schön. Mensch. Oh, da sind sie. Sie haben draußen einen Platz ergattert. Hurra.«
Luke ist halb Holländer. Von seiner holländischen Mutter hat er die hellblonden Haare geerbt, und es ist leicht, ihn in einer Menge ausfindig zu machen, da sein Kopf immer wie ein leuchtender Blitz heraussticht. Luke und Sophie haben sich vor einem Jahr kennengelernt und vor zwei Monaten verlobt. Kurz vor meiner Trennung von Peter. Ich könnte jetzt behaupten, dass die glückliche Traumbeziehung der beiden keine Auswirkungen auf meine Entscheidung, Peter zu verlassen, hatte, aber das wäre gelogen. Vielmehr war sie sogar die wichtigste Antriebsfeder. Sophie wollte Luke heiraten, ich wollte Peter nicht heiraten. Der Kontrast war zu groß, um ihn zu ignorieren.
» Endlich!«, sagt Sophie und steht auf, um uns zur Begrüßung zu umarmen.
Wie immer fällt mir auf, dass sie strahlt vor Glück, wenn Luke in ihrer Nähe ist. So sollte die Liebe sein. Vielleicht bin ich einfach nicht dazu fähig. Uhhh… Liebe.
Höchste Zeit für einen Drink.
» Und, wie war es gestern Abend?«, frage ich ein paar Minuten später, eine Flasche Corona in der Hand.
» Ach, wieder so eine bescheuerte Dreißiger-Party«, sagt Sophie. Lukes und ihr gesellschaftliches Leben am Wochenende scheint nur aus » bescheuerten Dreißiger-Partys« zu bestehen. » Sie fing an mit Wein und Knabberzeug und endete mit einer Tanzchoreografie von Heteromännern zu der Musik der Backstreet Boys.«
» Ich war AJ McLean«, fügt Luke hinzu. Sein Handy summt. » Das ist die Hotline… ah. Dave hat abgesagt. Anscheinend kommt er nicht aus dem Bett.«
» Gab es bei dir gestern Abend irgendwas Aufregendes?«, fragt Sophie. » Ich meine männertechnisch. Du weißt schon.«
Ich grinse und zucke lässig mit den Achseln. Ich will vom Thema » Männer« ablenken, damit Plum nicht noch deprimierter wird. Außerdem übe ich mich darin, nicht über meine Dates nachzudenken beziehungsweise zu reden, wie Robert mir nach dem Flop mit Paulie empfohlen hat.
» Bonjour, tigre«, sagt Plum leise.
Ich hebe den Kopf. Robert ist im Anmarsch auf der Westbourne Park Road, das Handy am Ohr.
» Das ist mein Mitbewohner«, sage ich. » Robert.«
» Scheiße«, murmelt sie und wirft rasch einen Blick zu Sophie und Luke, um zu sehen, ob sie zuhören, aber die beiden Turteltäubchen sind mit Schmusen beschäftigt. » Der ist ja wirklich rattenscharf.«
Robert versucht offenbar, das Gespräch zu beenden. Er trägt ein lässiges, ungebügeltes Khakihemd. In Kombination mit seiner Denkerstirn und dem Dreitagebart sieht er ziemlich gut aus, wie ich zugeben muss. Allerdings wird er bald Botox brauchen, wenn er nicht aufhört, ständig die Stirn zu runzeln.
» Gut… Ist das alles?… Okay, danke für den Anruf… Ich weiß noch nicht. Sind ja noch sechs Tage… Mach ich. Ja.«
Er legt schließlich auf, schüttelt den Kopf, fährt sich mit der Hand durch die Haare und dreht sich zu uns.
» Luke, du siehst spitze aus. Hallo, Sophie, Abigail«, sagt er zur Begrüßung und beugt sich vor, um mich auf die Wange zu küssen.
Seine Bartstoppeln sind länger als sonst, und er riecht leicht nach Whisky.
» Lange Nacht, was, Matrose?«, sage ich und rümpfe die Nase.
» Du hast ja keine Vorstellung«, entgegnet er. Seine Stimme klingt heiser. » O Mann, sogar meine Augenbrauen tun weh.«
» Du schlimmer Junge, warum hast du dieselben Klamotten an wie gestern Abend?«, fragt Sophie.
Robert zwinkert ihr zu. Plum sabbert förmlich.
» Robert, das ist Plum. Plum, das ist Robert«, sage ich.
» Hallo, Plum«, sagt Robert und setzt sich neben mich an den Tisch. » Hübscher Name. Pflaumen gehören zu meinem Lieblingsobst.«
Der verkaterte Robert ist unendlich entspannter als der Robert nach der Arbeit, wie ich feststelle. Ich frage mich, ob er einen stressigen Job hat.
» Dann warst du gestern Abend feiern? Hast du getanzt? Bist du heute mit einem Brummschädel aufgewacht? Ich hasse den Kater am nächsten Morgen, du nicht auch? Ich hatte heute Morgen auch einen leichten, aber jetzt ist er weg!«, plappert Plum los, während sie hektisch ihre Haare zurückwirft.
Ich sehe sie erschrocken an. Ist das ihre Vorstellung von subtiler Körpersprache? Und ist Robert wirklich so
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