Der letzte Single fangt den Mann
einen Augenblick ins Leere und beiße auf meine Unterlippe, dann zucke ich mit den Achseln.
» Es spielt jetzt keine Rolle. Wir sind keine Freunde mehr. Wir reden nicht einmal mehr miteinander. Sollte er jemals etwas für mich empfunden haben… dann hat sich das erledigt. Ich habe nämlich gehört, wie er neulich nachts eine Zufallsbekanntschaft mit nach Hause gebracht hat. Er ist ein unverbesserlicher Frauenheld. Er wird sich nie ändern.«
» Das hat JimmyJames mir erzählt«, sagt Vix. » Aber er hat mir auch erzählt, dass Robert mit ihr nichts hatte. Anscheinend ist sie wütend aus dem Haus gestürmt, nachdem sie keine zehn Minuten bei ihm im Zimmer war. Sie hat JimmyJames nämlich beim Fummeln in der Küche gestört«, fügt sie stolz hinzu. » Jetzt, wo er mit mir zusammen ist, muss er sich das natürlich abgewöhnen.«
» Ihr seid zusammen?«, rufen Sophie, Plum und ich gleichzeitig.
» Alle fragen mich, ob die Braut getürmt ist.« Luke steckt den Kopf durch die Hintertür. » Ihr versteckt euch bei den Mülltonnen?«
» Tut mir leid, Darling«, erwidert Sophie. » Kommt, Mädels. Wir führen die Unterhaltung später fort.«
Kapitel 48
Nachdem ich eine Stunde lang wie eine brave kleine Brautjungfer mit den Gästen geplaudert habe und schließlich am Brauttisch Platz nehme, sehe ich als Erstes Robert. Er sitzt in seiner eigenen kleinen Blase und ist fast grau im Gesicht vor Nervosität. Ich kann nichts sagen, um ihn zu beruhigen, weil wir auf verschiedenen Seiten sitzen, jeweils am entgegengesetzten Tischende.
Wir könnten nicht weiter voneinander weg sein, selbst wenn wir das versuchten.
O Gott, ich habe Mitleid mit ihm. Die Rede des Trauzeugen. Er fürchtet sich seit Monaten davor, und ich habe ihm nicht einmal dabei geholfen. Ich war zu beschäftigt mit meiner Besessenheit von Dave und meinen eigenen Problemen. Ich habe versagt.
Ich frage mich, ob ich– nein. Ich kann nicht zu ihm hinübergehen und ihn ansprechen. Das würde auch nichts mehr retten. Ich habe es vermasselt. Ich muss einfach den Tag überstehen, nach Hause gehen und darüber hinwegkommen.
Ich seufze und lasse den Blick durch den Raum wandern. Bis jetzt ist die Hochzeit ein Erfolg. Man merkt nichts davon, dass der halbe Brauttisch nicht mit der anderen Hälfte spricht. Ich habe nicht viel mitbekommen von Dave und Bella. Der Champagner fließt wie… wie Champagner fließen muss. Mein Sitznachbar ist JimmyJames, aber sein Platz ist noch leer. Schräg gegenüber von mir sitzt mein Vater, neben ihm werden Vix und Sophie sitzen, die aber noch zwischen den Gästen umherflattern.
» Alles klar, Dad?«, frage ich über den Tisch hinweg.
» Ja«, erwidert er und holt seine Notizen hervor, um sie kurz zu überfliegen. Trotz des Umstands, dass auch er eine Rede halten muss, strahlt er seine typische Gelassenheit aus. » Alles bestens.«
Ich denke an unser Gespräch in Frankreich.
Wenn du den Richtigen gefunden hast, wirst du es merken.
Ich glaube, ich habe den Richtigen gefunden, aber ich habe ihn entwischen lassen. Ich habe die Zeit mit Robert genossen wie mit keinem anderen Mann auf der Welt. Tatsächlich, halte ich mir vor Augen, war ich am glücklichsten, als Robert mein bester Freund war, meine Vertrauensperson, mein Trinkkumpan, mit dem man lachen konnte, Zeitung lesen, essen gehen und frühstücken …
Und dann fanden wir schließlich zusammen, warfen all die dummen Barrieren um, die uns voneinander trennten, und ich hinterließ ihm einen Zettel, auf dem ich mich für den » lustigen Abend« bedankte, und flog auf die andere Seite der Welt.
Was, wenn er mit mir so umgesprungen wäre? Ich wäre am Boden zerstört gewesen. Es war das Schlimmste, was ich machen konnte. Aber dann denke ich mit Ironie, dass er selbst mich darauf programmiert hat mit seinem » Verlass-den anderen-bevor-du-verlassen-wirst«-Quatsch. Er hat mir beigebracht, ein Bastard zu sein. Kein Wunder, dass ich mich benommen habe wie einer.
» Ha«, sage ich laut.
» Genießt du die Feier, mein Schatz?«, fragt Dad über den Tisch hinweg. » Ich möchte übrigens mehr über deinen tollen neuen Job erfahren. Hollywood, nimm dich in Acht, wie?«
» Es ist ein Dokumentarfilm, Dad. Das ist nicht so sexy«, erwidere ich grinsend.
» Übrigens, ich halte nicht viel von diesem Dave«, raunt er mir zu.
» Dad! Pst!«, sage ich.
Mein Vater ist in vielen Dingen gut, aber leise sprechen zählt nicht dazu. Wir versuchen immer, ihn zu übertönen, wenn er im Restaurant
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