Der letzte Single fangt den Mann
charmant.
Ich frage mich, ob sie weiß, dass sie der Grund ist, warum Dave sich von ihrer Tochter getrennt hat, und der Grund, warum seine Mutter eine unglückliche Trinkerin ist. Lukes Mutter muss wissen, dass sie daran beteiligt war, dass Dotties Ehe in die Brüche ging. Sie muss es wissen.
Was für ein Chaos. Meine Familie ist stinklangweilig dagegen.
» Hallo, Hochzeitstafel«, sagt Plum, die die kleine Pause nach der Vorspeise nutzt und mit Dan im Schlepptau vorbeikommt– sie geht neben mir in die Hocke. » What’s up, Pussycat? Gibt es was Neues von dem teuflischen Duo?«
» Sei still«, zische ich und drehe mich schnell zu JimmyJames, bevor mein Vater etwas mitbekommt und anfängt, Fragen zu stellen.
» Abigail«, sagt JimmyJames. » Vix hat mir erzählt, dass du eine neue Karriere eingeschlagen hast.«
» Äh… ja«, antworte ich und sehe ihn an. » Das habe ich. Ich meine, ich bin dabei. Ich versuche es.« Scheinbar bin ich zu keinem klaren Gedanken fähig. » Plum übrigens auch.«
» Allerdings«, sagt Plum und schenkt uns ein glückseliges Lächeln. » Mein alter Job war weder emotional noch intellektuell befriedigend. Darum wechsle ich in die Modebranche.«
Vix prustet los und hält dann inne. » Sorry. Ich dachte, das sollte ein Witz sein.«
Plum und Dan, die beide schon ziemlich beschwipst sind, beginnen eine Geschichte über jemanden aus der holländischen Gästefraktion zu erzählen, der schon während des ersten Gangs ein Trinkspiel starten wollte und vom Pfarrer Schelte bekam. Ich schaue in die falsche Richtung, um Robert zu sehen. Vielleicht sollte er einfach einen Schwächeanfall mimen, um sich vor der Rede zu drücken. Ich habe mir in meinem ganzen Leben noch nie so viele Sorgen um jemanden gemacht.
» Ich finde, du solltest nach London ziehen und mit mir zusammenwohnen«, höre ich JimmyJames rufen– es ist offensichtlich an Vix gerichtet, landet aber in meinem Ohr.
» Einverstanden«, sagt sie und schaut zu ihm herüber.
» Wirklich?«, ruft er.
» Ja, okay«, erwidert sie, und ein Grinsen breitet sich in ihrem Gesicht aus.
» Whooo!«, jubelt JimmyJames begeistert. Er dreht sich zu Robert. » Rob! Ich ziehe aus dem House of the rising Singles in eine glückliche Lebensgemeinschaft.«
Alle Köpfe am Tisch drehen sich zu uns. Ich spüre, dass Robert, Bella und Dave in unsere Richtung starren, und meine Haut knistert vor Hitze. Verfluchte Scheiße, wann habe ich wieder damit angefangen, rot zu werden?
» Ich bezweifle, dass deine Mutter es schätzt, dass ihr zwei in Sünde leben wollt«, bemerkt Dad zu Vix.
» Das ist der heilige Stand der Wohngemeinschaft«, erwidert Vix hicksend und sieht JimmyJames bewundernd an. » Bis die Miete uns scheidet.«
Während Plum und Dan an ihre Plätze zurückkehren, beginnen die Kellner, die Teller abzuräumen, und ich werfe wieder einen verstohlenen Blick zu Robert. Er scheint nun in einer Art Trance zu sein. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er noch atmet.
Dann, nachdem alle Tische abgeräumt sind, wendet Luke sich an Robert und flüstert ihm etwas ins Ohr. Robert nickt und steht auf. O Gott, es geht los.
Sofort geht ein » Pst!« durch die Menge, und alle drehen gespannt den Kopf.
Robert starrt ins Leere, und ein paar schreckliche Sekunden lang befürchte ich, dass er gar nichts sagen wird.
Er stößt ein Räuspern aus und beginnt zu reden.
» Als Luke mich bat, sein Trauzeuge zu sein, kamen mir fast die Tränen. Einerseits, klar, wegen der Ehre und so«, sagt er. Die Zuhörer, bereits beschwipst, lachen. » Aber hauptsächlich deshalb, weil mir klar wurde, dass ich mich vor eine große Menschenmenge von gut aussehenden, gut gekleideten Menschen hinstellen und eine Rede über…«, er macht eine dramatische Pause zur Betonung, » …die Liebe halten muss.«
Die Zuhörer lachen wieder. Wovor hatte er Angst?, frage ich mich. Er ist toll.
» Nun, womöglich wissen Sie das nicht, aber es gibt nur eins, was ein einunddreißigjähriger männlicher Single mehr fürchtet, als vor Publikum zu sprechen. Und das ist die Liebe.« Ich lächle ihn an. Er hat plötzlich seine alte Gesichtsfarbe wieder. » Also werde ich einen behutsamen Einstieg wählen, für alle da draußen, die genauso viel Angst haben vor der Liebe wie ich … Ich kenne Luke schon eine Ewigkeit, und ich kann mit voller Überzeugung behaupten, dass ich ihn nie glücklicher erlebt habe als in der Zeit, seit er Sophie kennt. Er lacht mehr. Er spricht lauter. Er lächelt
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