Der letzte Single fangt den Mann
2).
Und das Beste? Charlotte lächelt die ganze Zeit. Ich habe sie vorher falsch eingeschätzt: Sie war nicht langweilig, sie war nur gelangweilt.
» Vielleicht verdränge ich meine Gefühle«, sagte sie beiläufig letzte Woche, als wir nach Feierabend zusammen einen trinken waren und unsere Singleerfahrungen austauschten. » Aber mein Leben scheint wirklich besser zu sein ohne ihn. Lieber bin ich Single als in einer unbefriedigenden Beziehung.«
» Darauf stoßen wir an«, sagte ich und erhob mein Glas.
» Hast du schon was von Alistair gehört?«, fragt sie jetzt.
» Nein«, sage ich rasch. » Ich bin mir sicher, er hat jede Menge zu tun.«
Charlotte hat nicht mitbekommen, dass Alistair mich auf seiner Abschiedsfeier vor den Augen der ganzen Abteilung angebaggert hat. Betrunken wie er war, ging er äußerst hartnäckig und ungeschickt vor. Ständig lächelte er mich an und sah mir tief in die Augen, stellte mir laut Fragen, wenn ich mich gerade mit jemand anderem unterhielt, und versuchte, nach meiner Hand zu greifen oder mir den Arm um die Taille zu legen, wenn ich an der Theke auf meine Bestellung wartete. Irgendwann floh ich genervt auf die Toilette, um mich zu beruhigen, statt ihn vor allen anderen anzuschreien.
Und er kam mir hinterher. Auf die Damentoilette.
» Was soll das, verdammt? Sind wir hier etwa bei Top Gun?«, fuhr ich ihn an. » Verschwinde.«
» O Abigail, ich mag dich sehr, ich will… ich will dich… mit dir…«, stammelte er und wirkte plötzlich sehr jung und verletzlich.
» Nein«, widersprach ich fest. » Du willst nicht.«
» Du weißt ja gar nicht, was ich sagen wollte!«, rief er. Dann sah er sich um und begann zu lachen. » Ein Tamponautomat.«
» Das ist unwichtig«, entgegnete ich. » Die Antwort lautet Nein.«
Als ich die Damentoilette verließ, rief er mir hinterher, seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ein paar Tage später kam von ihm eine E-Mail, in der er sich entschuldigte und mich zu einem Drink einlud, aber ich habe nicht geantwortet. Ich glaube, so ist es am besten.
Sophie und Plum finden mich zu ungnädig– ich glaube, Plums genaue Bezeichnung war » knallhart«–, und ich bin mir sicher, dass Charlotte mein Verhalten auch nicht schätzen würde. Aber es war sinnvoll, ihn abzuservieren, bevor er noch weitergegangen wäre, oder? Bin ich knallhart? Oder wahre ich einfach nur eine gesunde Distanz?
Vielleicht sind die meisten Frauen einfach zu nett. Vielleicht werden wir sitzen gelassen, weil wir uns mit Männern abgeben, die von vornherein nicht zu uns passen. Wäre ich zum Beispiel knallhart zu Adam mit den Antwortkästchen gewesen, dann hätte ich ihn schon zum Teufel gejagt, als er mir erzählte, dass er jedes Wochenende zehn bis zwölf Stunden Doom spielt, was– sehen wir den Tatsachen ins Gesicht– echt schräg ist. Aber nein, ich sah darüber hinweg, ging mit ihm aus, entwickelte erste Gefühle für ihn und dann, na ja, den Rest kennen Sie ja.
» Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich für ein Date bereit bin«, sagt Charlotte beim Mittagessen. » Eine neue Beziehung könnte ganz nett sein.«
» Hurra«, sage ich und stoße klirrend meine Wasserflasche gegen ihre. » Obwohl Dates und Beziehungen zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Jedenfalls nach meinem Verständnis.«
» Und warum… gehst du dann zu Dates?«, fragt Charlotte berechtigterweise.
» Weil es Spaß macht«, antworte ich achselzuckend. » Außerdem habe ich Nachholbedarf… Aber ich werde mich nicht wieder von einem Arsch wie Adam mit den Antwortkästchen um den kleinen Finger wickeln lassen.« Charlotte nickt mitfühlend. » Das war ein kleines Desaster. Ich habe total versagt«, füge ich hinzu.
» Hast du nicht! Du mochtest ihn eben«, widerspricht sie. » Daran ist nichts verkehrt. Sei nicht so zynisch. Du musst deine positive Einstellung bewahren.«
» Das ist eine positive Einstellung«, sage ich. » Ich habe Spaß bei Dates, ohne mich emotional darauf einzulassen.«
» Okay«, sagt Charlotte zweifelnd. » Wenn du das sagst.«
» Eines Tages finde ich vielleicht einen… der perfekt ist.« Ich unterbreche mich und denke an meine nutzlose Suche nach dem Funken und an meine » Eines-Tages-verliebe-ich-mich-und-finde-meinen-Seelenverwandten«-Vorstellung, die ich laut Robert vergessen soll. » Bis dahin amüsiere ich mich und halte alles schön unter Kontrolle.«
Charlotte lacht. » Ich glaube nicht, dass ich so… stark bin wie du.«
» Ich halte mich gar nicht für
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