Der letzte Single fangt den Mann
aufstehen«, sage ich entschuldigend. » Ich muss jetzt gehen.«
» Oh, schade«, sagt Jon und wirkt leicht geknickt. » Ich hatte, äh…«
» Den besten Abend deines Lebens?«, schlage ich vor und stehe auf, um meinen Blazer anzuziehen. Er steht auf, um mir behilflich zu sein, eine Sekunde zu spät. » Das dachte ich mir. Du Glückspilz.«
Er grinst wieder. Meine Rolle als freche kleine Madame kommt bei Dates super an, denke ich. Die Männer wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen.
» Kannst du mich zum Taxi begleiten?«, frage ich. » Ich könnte einen Beschützer brauchen auf den dunklen Straßen von Soho.«
Das ist natürlich gelogen, aber er sagt » Selbstverständlich!« und bringt mich nach oben auf die Straße. Ich bleibe im Hintergrund, damit Jon ein Taxi für mich anhalten kann, so wie Toby das macht und Robert und andere Männer, die die Initiative ergreifen, aber Jon rührt keinen Finger. Also winke ich selbst ein Taxi heran. Es hält vor uns, gerade als Jon nach meiner Hand greift. Ich tue so, als würde ich es nicht bemerken, und beuge mich durch das geöffnete Fenster zum Fahrer herunter, um zu fragen, ob er mich nach Primrose Hill bringt. (Aus irgendeinem Grund ist das in London üblich, als könnte der Fahrer sagen: » Hm, in diese Richtung fahre ich nicht gern«, und der Kunde erwidern: » Oh, sicher, tut mir leid, dass ich Sie gestört habe, ich Dummerchen«.)
Der Fahrer nickt, und ich drehe mich zu Jon um. Seine Hand ist sehr warm und leicht klebrig. Ich hoffe, das kommt von den Cocktails und nicht davon, dass er sich nicht die Hände gewaschen hat, als er das letzte Mal auf der Toilette war.
Er will mich offenkundig küssen, aber seine Nerven versagen. Ich lächle ihn erwartungsvoll an. Sekunden verstreichen. Nein, nichts. Komm schon, Mann, denke ich. Sei ein Mann.
» Ich denke, du solltest mich jetzt küssen«, sage ich schließlich.
Jon grinst, und sein Gesicht leuchtet auf vor Erleichterung. Er beugt sich vor. Es ist ein schöner Kuss, so insgesamt. Er dauert zwischen zehn und zwölf Sekunden. Jon hat weiche Lippen und riecht nach einem dieser wässrigen Aftershaves.
Aber es funkt nicht. Ich bekomme keine Gänsehaut, kein Herzklopfen, kein nervöses Zittern. Und das war der ultimative Test.
Ich weiche zurück und lächle ihn an.
» Ich melde mich«, sagt er.
» Ich freue mich darauf«, erwidere ich.
Ich steige ein und ziehe die Tür zu. Dann hole ich mein Handy hervor und rufe Sophie an.
» Negativ«, sage ich zur Begrüßung.
» Schon? Du hast dich jetzt schon entschieden?«
» Er ist zu passiv«, sage ich. » Und er liebt seine Nintendo Wii mehr als alles andere auf der Welt.«
Am anderen Ende der Leitung herrscht kurzes Schweigen, dann beginnt Sophie zu lachen.
» Du hast dich wirklich in eine Bastardette verwandelt«, sagt sie.
» Ich weiß!«, entgegne ich fröhlich.
» Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist.«
» Hasse nicht den Spieler«, zitiere ich Robert. » Hasse das Spiel.«
» Denkst du, Jon will dich wiedersehen?«
» Wahrscheinlich ja«, antworte ich. » Aber ich habe ihm gesagt, dass ich nicht auf der Suche nach einer Beziehung bin.«
» O Gott, spinnst du? Das wirkt auf manche Männer wie Katzenminze«, sagt Sophie und lacht wieder.
» Nicht mein Problem.«
» Statt nach Gründen zu suchen, warum du ihn nicht wiedersehen möchtest, warum nicht nach Gründen suchen, die für ein Wiedersehen sprechen?«
» Wozu meine Zeit verschwenden?«
» Das mit der Wii ist doch nebensächlich«, sagt sie. » Wichtig ist nur, dass der Funke überspringt. Manchmal muss man ein Risiko eingehen…«
» Aber genau diesen Funken suche ich ja!«, sage ich. » Darum lasse ich mich immer küssen. Aber da war nichts. Genauso gut hätte ich ihm die Hand schütteln können, statt ihn zu küssen.«
» Das meine ich nicht mit Funke«, sagt Sophie. » Sondern vielmehr das Gefühl, dass man sich mit keinem anderen Menschen lieber unterhalten möchte als mit diesem Mann.« Sie unterbricht sich kurz. » Der erste Kuss ist natürlich auch wichtig. Aber es kann auch funken, wenn man jemanden küsst, der gar nicht zu einem passt. Erinnerst du dich an Brian? Das war meine schlimmste Beziehung, aber seine Küsse waren… Gott, sie waren der Hammer.«
» Nun, mit Jon hat es weder gefunkt noch sonst wie geknistert«, sage ich. » Trotzdem gut, dass ich mal die Erfahrung mit einem Blind Date gemacht habe. Danke dafür.«
» Nicht mehr lange, und dir gehen die Männer aus«,
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