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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Büchern steht. Dann wanderten sie die Wand hinauf, und da lag Ihre Ansicht ganz klar zutage. Sie dachten: Wenn das Porträt gerahmt wäre, würde es die leere Stelle dort drüben bedecken und zu Gordons Bild passen.«
      »Sie sind meinem Gedankengang bewundernswürdig gefolgt!« rief ich aus.
      »Bis zu diesem Punkt konnte ich kaum in die Irre gehen. Aber dann wanderten Ihre Gedanken zurück zu Beecher, und Sie blickten genau hin, als wollten Sie seinen Charakter aus den Zügen herauslesen. Dann entspannten sich Ihre Augen, aber Sie beschauten das Bild weiter, und Ihr Gesicht wurde nachdenklich. Sie riefen sich die Zwischenfälle in Beechers Laufbahn ins Gedächtnis. Ich bemerkte wohl, daß Sie das nicht konnten, ohne an die Mission zu denken, die er zur Zeit des Bürgerkrieges zugunsten des Nordens unternahm, denn ich erinnere mich, wie Sie Ihre leidenschaftliche Entrüstung über die Art ausdrückten, mit der ihn der unruhigere Teil unseres Volkes damals empfing. Ihre Reaktion war so heftig, daß ich wußte, Sie können an Beecher nicht denken, ohne zugleich auch daran zu denken. Als ich einen Moment später sah, wie Ihr Blick von dem Bild wegwanderte, nahm ich an, daß sich Ihr Geist jetzt dem Bürgerkrieg zuwandte, und als ich beobachtete, wie sich Ihre Lippen fester aufeinanderpreßten, Ihre Augen funkelten und Ihre Hände sich zu Fäusten ballten, war ich mir sicher, daß Sie wirklich an die Tapferkeit dachten, die beide Seiten in jenem verzweifelten Kampf an den Tag gelegt haben. Aber dann wurde Ihr Gesicht wieder trauriger, Sie schüttelten den Kopf. Sie verweilten bei dem Kummer und dem Schrecken und dem unsinnigen Blutvergießen. Ihre Hand stahl sich zu Ihrer alten Wunde, und ein Lächeln zitterte auf Ihren Lippen, das zeigte mir, daß sich Ihnen die lächerliche Seite dieser Methode, internationale Konflikte zu lösen, aufdrängte. An diesem Punkt stimmte ich mit Ihnen überein, daß dies sinnlos sei, und war froh darüber herauszufinden, daß alle meine Schlüsse richtig waren.«
      »Absolut richtig!« sagte ich. »Und nun, da Sie mir alles erklärt haben, gestehe ich, daß ich so erstaunt bin wie zuvor.«
      »Es war nur ein ganz oberflächliches Vorgehen, mein lieber Watson, das kann ich Ihnen versichern. Und ich hätte Ihre Aufmerksamkeit auch nicht dafür beansprucht, wenn Sie neulich nicht einigermaßen ungläubig gewesen wären. Aber hier in der Hand halte ich ein kleines Problem, das zu lösen sich als schwieriger herausstellen könnte als mein bescheidenes Experiment im Gedankenlesen. Sind Sie in der Zeitung auf eine kurze Meldung gestoßen, die sich mit dem bemerkenswerten Inhalt eines Pakets beschäftigte, das mit der Post bei Miss Cushing in der Cross Street in Croydon angekommen ist?«
      »Nein, ich habe dergleichen nicht gelesen.«
      »Schade, dann müssen Sie es übersehen haben. Werfen Sie mal das Blatt herüber. Hier steht es, unter der Spalte mit Finanznachrichten. Vielleicht hätten Sie die Güte, es mir laut vorzulesen.«
      Ich nahm die Zeitung auf, die er mir zurückgeworfen hatte, und las den betreffenden Artikel. ›Ein grausiges Paket‹ war er überschrieben.
      ›Miss Susan Cushing aus der Cross Street in Croydon wurde als das Opfer eines, wie man schon sagen muß, empörenden groben Scherzes ausersehen, wenn sich nicht sogar ein finsterer Sinn hinter dem Vorfall verbirgt. Gestern nachmittag um zwei Uhr übergab ihr der Postbote ein kleines, in braunes Papier eingeschlagenes Paket. Als sie den Karton öffnete, fand sie, daß er mit grobem Salz gefüllt war. Sie schüttete das Salz aus und stieß zu ihrem Schrecken auf zwei menschliche, anscheinend kürzlich erst abgetrennte Ohren. Der Karton war am Morgen zuvor mit der Paketpost von Belfast abgegangen. Es gibt keinen Hinweis auf den Absender, und die Sache erscheint um so geheimnisvoller, da Miss Cushing, eine unverheiratete Dame von fünfzig, sehr zurückgezogen lebt und so wenige Bekannte und Briefpartner hat, daß es ein seltenes Ereignis ist, wenn der Briefträger in ihr Haus kommt. Vor einigen Jahren jedoch, als sie in Penge wohnte, hatte sie einige Zimmer ihres Hauses an drei junge Medizinstudenten vermietet, denen sie aber wegen ihres geräuschvollen und unordentlichen Lebenswandels kündigen mußte. Die Polizei nimmt an, daß Miss Cushing auf die Weise ein Schimpf von den jungen Leuten zugefügt werden sollte, die einen Groll gegen sie hegten und sie mit Dingen aus dem Sektionsraum zu erschrecken

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