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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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hofften. Der Annahme wird deshalb einige Wahrscheinlichkeit beigemessen, weil einer der Studenten aus Nordirland stammt und überdies, wie Miss Cushing sich zu erinnern glaubt, aus Belfast. Inzwischen wird das Vorkommnis eifrig untersucht. Verantwortlich für den Fall ist Mr. Lestrade, einer der tüchtigsten Kriminalisten.‹
      »Soweit der Artikel im ›Daily Chronicle‹«, sagte Holmes, als ich mit dem Lesen fertig war. »Nun zu unserem Freund Lestrade. Heute morgen bekam ich eine Nachricht von ihm; er schreibt: ›In meiner Vorstellung ist das ein Fall nach Ihrem Geschmack. Wir sind guter Hoffnung, die Angelegenheit aufzuklären, aber es fällt uns ein wenig schwer, den richtigen Ansatzpunkt zu finden. Natürlich haben wir an das Belfaster Postamt telegraphiert, aber an dem Tag sind viele Pakete abgefertigt worden, und man hat dort keine Möglichkeiten, dieses eine zu identifizieren, noch erinnert man sich an den Absender. Der Karton ist ein Halbpfund-Behälter, der mit Melasse gesüßten Tabak enthalten hat. Das hilft uns überhaupt nicht weiter. Die Medizinstudenten-Theorie scheint mir immer noch die annehmbarste zu sein, doch wäre ich sehr glücklich, wenn Sie ein paar Stunden für mich erübrigen könnten. Ich werde entweder den ganzen Tag im Haus oder auf der Polizeistation sein.‹ Was sagen Sie dazu, Watson? Könnten Sie sich über die Hitze erheben und mich nach Croydon begleiten, um die Möglichkeit zu packen, einen Fall für Ihre Aufzeichnungen zu gewinnen?«
      »Ich habe mich danach gesehnt, etwas zu unternehmen.«
      »Der Wunsch ist erfüllt. Klingeln Sie nach dem Laufburschen und sagen Sie ihm, er soll eine Droschke rufen. Ich bin gleich wieder zurück, will mich umziehen und mein Zigarrenetui auffüllen.«
      Als wir im Zug saßen, ging ein Regenschauer nieder, und in Croydon war die Hitze weit weniger drückend als in der Stadt. Holmes hatte ein Telegramm vorausgeschickt, und so erwartete uns Lestrade, drahtig, lebhaft, frettchengesichtig wie immer, am Bahnhof. Nach einem Spaziergang von fünf Minuten waren wir in der Cross Street, wo Miss Cushing wohnte.
      Es war eine lange, von zweistöckigen KlinkerHäusern flankierte Straße, sauber und adrett, mit geweißten Steintreppen und Frauen in Schürzen, die tratschend vor den Türen standen. In der Mitte der Straße hielt Lestrade und klopfte an eine Tür. Ein schmächtiges Dienstmädchen öffnete. Wir wurden ins Vorderzimmer gewiesen, wo Miss Cushing saß. Sie hatte ein mildes Gesicht mit großen sanften Augen, und über ihre Schläfen fiel ergrautes Haar. Ein selbstgefertigter Sofaschoner lag in ihrem Schoß, und ein Körbchen mit verschiedenfarbenem Seidengarn stand auf einem Schemel neben ihr.
      »Sie sind im Gartenhaus, die schrecklichen Dinger«, sagte sie, als Lestrade eintrat. »Ich wünsche, daß Sie sie mitnehmen.«
      »Das werde ich, Miss Cushing. Ich habe sie nur hiergelassen, damit mein Freund, Mr. Holmes, sie sich in Ihrer Gegenwart ansehen kann.«
      »Warum in meiner Gegenwart, Sir?«
      »Für den Fall, daß er Ihnen einige Fragen stellen möchte.«
      »Was hat es für einen Sinn, mich zu fragen, da ich Ihnen doch gesagt habe, daß ich nichts weiß.«
      »Ganz recht, Madam«, sagte Holmes beruhigend. »Ich bin sicher, Sie sind in dieser Sache schon mehr als genug belästigt worden.«
      »So ist es, Sir. Ich bin eine ruhige Frau und lebe zurückgezogen. Meinen Namen in den Zeitungen zu lesen und die Polizei im Haus zu wissen, das ist etwas Neues für mich. Ich möchte solche Dinge nicht hier haben, Mr. Lestrade. Wenn Sie sie sehen wollen, müssen Sie ins Gartenhaus gehen.«
      In dem schmalen Garten hinterm Haus stand ein kleiner Schuppen. Lestrade ging hinein und kam mit einem gelben Karton, einem Bogen braunen Papiers und etwas Bindfaden wieder heraus. Am Ende des Pfads stand eine Bank, dort setzten wir uns, Lestrade gab die Gegenstände Holmes, und der untersuchte sie Stück um Stück.
      »Der Bindfaden ist äußerst interessant«, bemerkte er. Er hielt ihn ins Licht und schnüffelte an ihm. »Was halten Sie von dem Bindfaden, Lestrade?«
      »Er ist geteert.«
      »Genau. Es handelt sich um geteertes Takelgarn. Sie haben ohne Zweifel ferner bemerkt, daß Miss Cushing die Kordel mit einer Schere durchschnitten hat, was man an den Aufrauhungen an jedem Ende erkennen kann. Das ist wichtig.«
      »Ich sehe die Wichtigkeit nicht«, sagte Lestrade.
      »Die Wichtigkeit liegt in dem Umstand,

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