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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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kam er in mein Häuschen, und ich zeigte ihm einige meiner afrikanischen Kuriositäten, unter anderem auch dieses Pulver, und ich erzählte ihm von seinen seltsamen Eigenschaften, davon, wie es auf die Hirnzentren wirkt, die das Furchtempfinden kontrollieren, und daß entweder Wahnsinn oder Tod das Schicksal des unglücklichen Eingeborenen wird, den der Priester seines Stammes dem Gottesurteil unterwirft. Ich erzählte ihm auch, wie hilflos die europäische Wissenschaft sei, wenn es darum ginge, das Gift nachzuweisen. Auf welche Weise er es an sich genommen hat, kann ich nicht sagen. Ich habe das Zimmer nicht verlassen, aber es besteht kein Zweifel, daß es bei diesem Besuch gestohlen worden sein muß, vielleicht während ich Schränke öffnete und mich über Kisten beugte. Ich erinnere mich gut, wie er mir mit Fragen zu setzte, die Menge betreffend und den Zeitraum, in dem die Droge wirkt. Aber ich konnte mir doch nicht träumen lassen, daß hinter den Fragen ein persönlicher Grund steckte!
      Ich habe nicht mehr an die Begebenheit gedacht, bis mich das Telegramm des Vikars in Plymouth erreichte. Dieser Schurke hat geglaubt, ich wäre bereits auf See, ehe mich die Nachricht erreicht haben konnte, und daß ich danach für Jahre in Afrika unauffindbar sein würde. Natürlich konnte ich die Beschreibung der Details nicht hören, ohne das sichere Gefühl zu bekommen, daß mein Gift benutzt worden war. Ich suchte Sie auf, um festzustellen, ob sich Ihnen möglicherweise eine andere Deutung aufgedrängt hatte. Aber es konnte nicht anders sein. Ich war überzeugt, daß Mortimer Tregennis der Mörder war, um des Geldes willen und vielleicht mit der Vorstellung im Kopf, er werde, wenn alle anderen Mitglieder seiner Familie geisteskrank wären, der alleinige Verwalter des gesamten Vermögens sein. So wandte er das Teufelsfußpulver an, brachte seine zwei Brüder um den Verstand und tötete seine Schwester Brenda, das einzige menschliche Wesen, das ich je liebte und das mich geliebt hat. Das war also sein Verbrechen; was aber sollte die Strafe sein? Konnte ich mich an das Gericht wenden? Wo waren meine Beweise? Ich wußte, daß die Tatsachen stimmten – aber konnte ich eine Jury dazu bringen, mir eine so phantastische Geschichte zu glauben? Vielleicht gelang es, vielleicht auch nicht. Aber ich konnte mir Mißerfolg nicht leisten, meine Seele schrie nach Rache. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, Mr. Holmes, daß ich einen großen Teil meines Lebens außerhalb der Gesetze zugebracht habe und daß ich schließlich dahingekommen bin, selber das Gesetz zu verkörpern. So war die Situation. Ich beschloß, daß das Schicksal, das er den anderen bereitet hatte, auch seines sein sollte. Wenn das nicht zu bewerkstelligen war, wollte ich ihm mit meinen eigenen Händen Gerechtigkeit widerfahren lassen. In ganz England kann es keinen Mann geben, dem das eigene Leben weniger wert ist als das meine mir im gegenwärtigen Augenblick.
      Jetzt habe ich Ihnen alles erzählt. Den Rest haben Sie ergänzt. Ich verließ wirklich, wie Sie sagten, nach einer schlaflosen Nacht früh mein Häuschen. Ich sah die Schwierigkeiten, ihn aus dem Schlaf zu wecken, voraus, so nahm ich etwas Sand mit von dem Haufen, den Sie erwähnten, und den warf ich gegen sein Schlafzimmerfenster. Er kam herunter und ließ mich durch das Wohnzimmerfenster ein. Ich hielt ihm seine Verbrechen vor. Ich sagte ihm, ich sei als Richter und Vollstrecker gekommen. Der Schurke sank, vom Anblick meines Revolvers gelähmt, in einen Sessel. Ich zündete die Lampe an, streute das Pulver auf und blieb draußen vor dem Fenster stehen, bereit, ihn zu erschießen, wenn er versuchen sollte, den Raum zu verlassen. Nach fünf Minuten war er tot. Mein Gott, wie er starb! Aber mein Herz war aus Stein, und er erduldete nichts, was nicht meine unschuldige Liebste zuvor hatte durchleiden müs sen. Das ist meine Geschichte. Vielleicht, wenn Sie eine Frau liebten, hätten Sie genauso gehandelt. Aber wie dem auch sei, ich bin in Ihrer Hand. Unternehmen Sie, was Sie wollen. Ich habe schon einmal gesagt: Es kann keinen Mann geben, der den Tod weniger fürchtet als ich.«
      Holmes saß eine Weile schweigend da.
      »Was wären jetzt Ihre Pläne?« fragte er schließlich.
      »Ich hatte vor, mich in Zentralafrika zu vergraben. Meine Arbeit dort ist erst halb beendet.«
      »Gehen Sie und vollenden Sie die andere Hälfte«, sagte Holmes. »Ich wenigstens habe nicht vor, Sie daran zu

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