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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Person!« rief er aus.
      Holmes lächelte bei dem Kompliment. »Sie brauchten zwei oder möglicherweise drei Hände Sand, ehe er sich am Fenster zeigte. Sie winkten ihm, herunterzukommen. Er kleidete sich schnell an und kam in sein Wohnzimmer. Sie betraten das Zimmer durchs Fenster. Es gab ein Gespräch, ein kurzes; dabei liefen Sie auf und ab. Dann stiegen Sie hinaus und schlossen das Fenster, warteten auf dem Rasen, rauchten eine Zigarre und beobachteten, was geschah. Schließlich, nach Tregennis’ Tod, zogen Sie sich zurück, wie Sie gekommen waren. Nun, Dr. Sterndale, wie rechtfertigen Sie solch eine Aufführung, und was waren Ihre Motive? Wenn Sie Ausflüchte machen oder mit mir spielen wollen, dann, das versichere ich Ihnen, gebe ich die Sache für immer aus meinen Händen.«
      Das Gesicht unseres Besuchers war bei den Worten seines Anklägers aschgrau geworden. Jetzt saß er eine Weile in Gedanken, das Gesicht in den Händen vergraben. Dann, mit einer plötzlichen, impulsiven Geste, zog er eine Photographie aus der Brusttasche und warf sie auf den Tisch. »Deshalb habe ich es getan«, sagte er.
      Das Bild zeigte das Gesicht einer sehr schönen Frau.
      Holmes beugte sich über die Photographie.
      »Brenda Tregennis«, sagte er.
      »Ja, Brenda Tregennis«, wiederholte unser Be
    sucher. »Über Jahre habe ich sie geliebt. Über Jahre hat sie mich geliebt. Das ist das Geheimnis meines zurückgezogenen Lebens in Cornwall, das die Leute so sehr bewundern. Hier war ich dem nahe, was mir auf Erden teuer war. Ich konnte sie nicht heiraten, denn ich habe eine Frau. Sie hat mich zwar vor Jahren verlassen, doch ich konnte dank der beklagenswerten Gesetze Englands nicht von ihr geschieden werden. Jahrelang hat Brenda gewartet. Jahrelang habe ich gewartet. Und das ist es nun, worauf wir gewartet haben.« Ein fürchterlicher Seufzer erschütterte die mächtige Gestalt; er griff sich an den Hals unter dem gescheckten Bart. Dann faßte er sich mit Anstrengung und sprach weiter.
      »Der Vikar wußte Bescheid. Wir hatten ihn ins Vertrauen gezogen. Er kann Ihnen bestätigen, daß sie ein Engel auf Erden war. Deshalb hat er mir telegraphiert, und deshalb bin ich zurückgekommen. Was kümmerte mich mein Gepäck, das auf dem Weg nach Afrika war, als ich erfuhr, daß meine Liebste ein solches Schicksal ereilt hatte? Dies ist die fehlende Erklärung für das, was ich getan habe, Mr. Holmes.«
      »Fahren Sie fort«, sagte mein Freund.
      Dr. Sterndale nahm ein Päckchen aus der Tasche und legte es auf den Tisch. Darauf stand geschrieben: ›Radix pedis diaboli‹, und darunter klebte das rote Warnzeichen für Gift. Er schob mir das Päckchen zu. »Ich habe erfahren, daß Sie Arzt sind, Sir. Haben Sie von diesem Präparat gehört?«
      »Teufelsfußwurzel! Nein, davon habe ich noch nie gehört.«
      »Das wirft keinen Schatten auf ihr berufliches Wissen«, sagte er, »denn ich glaube, daß in Europa außer in dem Laboratorium in Buda keine andere Probe von diesem Stoff existiert. Es hat seinen Weg weder in die amtliche Arzneimittelliste noch in die toxikologische Literatur gefunden. Die Wurzel ist wie ein Fuß geformt, die eine Hälfte wie ein Menschenfuß, die andere wie der Huf einer Ziege; daher der phantasievolle Name, den ein botanisch interessierter Missionar ihr gegeben hat. Sie wird von den Medizinmännern in bestimmten Gebieten von Westafrika als Gift für Gottesurteile benutzt und als Geheimnis unter ihnen behandelt. Meine Probe habe ich unter ganz außergewöhnlichen Umständen in Ubanghiland erworben.« Während er das sagte, öffnete er das Papier, und zum Vorschein kam ein Häufchen rötlichbraunen, schnupftabakähnlichen Pulvers.
      »Und weiter«, fragte Holmes beharrlich.
      »Ich bin dabei, Mr. Holmes, Ihnen zu erzählen, was geschehen ist, denn Sie wissen bereits soviel, daß es in meinem Interesse liegt, Ihnen alles mitzuteilen. Meine Beziehungen zu der Familie Tregennis habe ich bereits erklärt. Um der Schwester willen war ich freundlich mit den Brüdern. Es hatte einmal einen Streit Geldes wegen gegeben, der Mortimer Tregennis den anderen entfremdete, aber allgemein nahm man an, daß er beigelegt werden könne; so lernte ich, später als die anderen, auch ihn kennen. Er war ein hinterhältiger, schlauer, ränkevoller Mann, der mir wegen einiger Vorkommnisse verdächtig wurde, doch ich hatte keinen Grund, mit ihm Streit anzufangen.
      Eines Tages, es ist erst einige Wochen her,

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