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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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hindern.«
      Dr. Sterndale erhob sich, verbeugte sich ernst und ging aus der Laube.
      Holmes setzte seine Pfeife in Brand und gab mir dann den Tabakbeutel.
      »Dünste, die nicht giftig sind, können für eine willkommene Abwechslung sorgen«, sagte er. »Sie müssen zugeben, Watson, dies ist ein Fall, in den wir uns nicht einmischen sollten. Unsere Untersuchungen waren unabhängig, und so sollen auch unsere Handlungen unabhängig sein. Sie würden den Mann doch nicht anzeigen?«
      »Bestimmt nicht«, antwortete ich.
      »Ich habe nie geliebt, Watson, aber wenn ich geliebt hätte und die Frau, die ich liebte, wäre auf solche Art zu Tode gekommen, hätte ich vielleicht genauso wie unser gesetzloser Löwenjäger gehandelt. Wer weiß? Nun, Watson, ich möchte Ihre Intelligenz nicht beleidigen, indem ich Ihnen er kläre, was offenkundig ist! Aber der Sand auf dem Fensterbrett war in der Tat der Ausgangspunkt meiner Nachforschungen. Er konnte keinesfalls aus dem Pfarrgarten genommen worden sein. Erst als meine Aufmerksamkeit auf Dr. Sterndale und sein Häuschen gelenkt wurde, fand ich heraus, woher er stammte. Die Lampe, die am hellen Tag brannte, und die Überreste des Pulvers waren aneinander passende Glieder einer ziemlich überschaubaren Kette. Und jetzt, mein lieber Watson, halte ich dafür, daß wir die Angelegenheit aus unseren Köpfen streichen und mit klarem Bewußtsein an die Studien jener chaldäischen Wurzeln zurückkehren, die sicherlich im kornischen Zweig der großen keltischen Sprachfamilie aufzustöbern sind.«

    Sein letzter Streich

    Ein Nachruf auf Sherlock Holmes

    Es war neun Uhr abends, der 2. August – im schrecklichsten August der Weltgeschichte. Man hätte den Eindruck gewinnen können, als laste Gottes Fluch schwer auf einer degenerierten Welt, denn es herrschte eine furchterregende Stille, und die schwüle und bewegungslose Luft übertrug ein Gefühl ungewisser Erwartung. Die Sonne war schon lange untergegangen, aber weit im Westen klaffte noch ein blutig roter Riß wie eine offene Wunde. Droben glänzten hell die Sterne, und unten in der Bucht schimmerten die Lichter der Schiffe. Die beiden berühmt-berüchtigten Deutschen standen am Geländer der Terrasse, hinter ihnen lag das langgestreckte, niedrige Haus mit dem mächtigen Giebel; sie blickten hinunter auf den weitgeschwungenen Strand am Fuß des hohen Kreidefelsens, auf dem sich von Bork vor vier Jahren wie ein schweifender Adler niedergelassen hatte. Sie steckten die Köpfe zusammen und sprachen leise und vertraulich miteinander. Von weitem hätte man die glühenden Enden ihrer Zigarren für die schwelenden Augen eines bösartigen Feindes halten können, der ins Dunkle spähte.
      Ein bemerkenswerter Mann, dieser von Bork – ein Mann, der mit den anderen Agenten des Kaisers kaum vergleichbar war. Seine Fähigkeiten hatten ihn für die Mission in England, der bedeutendsten aller Missionen, empfohlen, und seit er sie übernommen hatte, waren diese Fähigkeiten dem halben Dutzend Menschen, das wirklich eingeweiht war, immer deutlicher geworden. Einer von ihnen war der Mann, der ihm jetzt Gesellschaft leistete, Baron von Herling, der Erste Sekretär der Botschaft, dessen riesiges 100-PSAutomobil der Marke Benz, den Feldweg versperrend, darauf wartete, seinen Besitzer nach London zurückzutragen.
      »Soweit ich die Entwicklung der Ereignisse beurteilen kann, werden Sie wahrscheinlich innerhalb einer Woche wieder in Berlin sein«, sagte der Sekretär. »Wenn Sie dort eintreffen, mein lieber von Bork, werden Sie überrascht sein von dem Willkommen, das man Ihnen entgegenbringt. Zufällig weiß ich, wie man auf höchster Ebene von Ihrer Arbeit in diesem Land denkt.« Der Sekretär war ein Hüne, stark, breitschultrig und hochgewachsen, und er sprach langsam und schwerfällig, was der hauptsächliche Aktivposten in seiner politischen Karriere war.
      Von Bork lachte.
      »Es ist nicht sehr schwierig, sie hinters Licht zu führen«, bemerkte er. »Fügsamere und einfachere Leute kann man sich gar nicht vorstellen.«
      »Davon weiß ich nichts«, sagte der andere nachdenklich. »Sie haben seltsame Schranken aufgerichtet, und man muß lernen, sie zu beachten. Gerade die Einfältigkeit an der Oberfläche wird für den Fremden zur Falle. Auf den ersten Blick sind sie völlig weich. Plötzlich stößt man bei ihnen auf etwas sehr Hartes, dann begreift man, daß die Schranke erreicht ist und muß sich darauf einstellen. Sie

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