Der Letzte Tag Der Schoepfung
engere Wahl gezogen hatte. Die Liste benannte Spezialisten aus einigen Bereichen der Wissenschaft, der Technik und der Logistik sowie ehemalige Angehörige der kämpfenden Truppe, die ganz bestimmte Forderungen erfüllten.
Steve Stanley konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, was man von ihm forderte - ebenso wenig wie die anderen, die auf der Liste des Projektleiters Admiral William W. Francis standen. Sie alle hatten keine Ahnung, dass ihr Leben einen ganz anderen Verlauf nehmen würde, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen vorgestellt haben mochten. Sie waren ausersehen das Paradies zu betreten - doch es war nicht die Genesis, deren Zeugen sie wurden, sondern die Apokalypse.
Eines Tages war Steve Stanley spurlos verschwunden, und mit ihm verschwanden die meisten jener Leute spurlos, deren Namen der Computer aufgelistet hatte.
Spurlos?
Sie hinterließen Spuren.
Es war nur äußerst schwierig, sie zu erkennen, und noch schwieriger sie zu deuten - besonders für diejenigen, die nicht ihre Zeitgenossen waren.
ERSTER TEIL
Spuren
Bohrlöcher
Als am 13. August 1970 die Glomar Challenger den Hafen von Lissabon verließ, um in der Balearensenke Bohrungen im Meeresgrund durchzuführen, erwarteten nicht nur Wissenschaftler Aufschluss über rätselhafte Phänomene, auf die man in den fünfziger-und sechziger Jahren gestoßen war. Den Biologen und Ozeanografen ging es um die Klärung eines einschneidenden Vorgangs, der sich vor etwa fünfeinhalb Millionen Jahren ereignet haben musste und der den Übergang zwischen Miozän und Pliozän markiert. Er bedeutete für den Mittelmeerraum eine biologische Revolution, die mit einer drastischen Klimaveränderung in Europa verbunden war.
Die Expedition der Glomar Challenger wurde von der National Science Foundation finanziert und unter Aufsicht der Scripps Institution of Oceanography durchgeführt. Am Nachmittag des 23. August wurde das Forschungsschiff 100 Meilen südlich von Barcelona elektronisch verankert und in 2000 Metern Meerestiefe die erste Bohrung niedergebracht. Weitere Bohrungen folgten.
Die Ergebnisse bestätigten die Hypothesen von William E. B. Benson von der National Science Foundation und Orville L. Bandy von der University of Southern California. Sie bestätigten auch einige abenteuerliche Vermutungen von hohen Militärs im Pentagon, die mit einem militärischen Projekt beschäftigt waren, das sich Ende der Sechzigerjahre, auf dem Höhepunkt des Apollo-Programms, in Umrissen abzeichnete. Auf den Pressekonferenzen in Paris und New York, auf denen die Ergebnisse der Expedition bekannt gegeben wurden, hielt man vorsorglich einige Informationen zurück. Sie betrafen ein bei den Bohrungen zutage gefördertes Material, das man zunächst nicht identifizieren konnte, bei dem es sich jedoch um das schwerwiegendste Argument handelte, das die Befürworter des Projekts vorzubringen hatten. Dieses Argument bewog Präsident Nixon Mitte Februar 1971 - der Flug von Apollo 14 war gerade erfolgreich beendet worden -, das Raumfahrt-Budget der NASA drastisch zu kürzen, um Gelder für das Projekt bereitzustellen, das, zunächst als »Sealab« getarnt, in Zusammenarbeit von Navy und NASA vorbereitet wurde.
Die Ergebnisse bestätigten einige rätselhafte Details, die der Geheimdienst zusammengetragen hatte. Der erste Hinweis stammte aus dem Jahr 1959. Er kam aus dem französischen Verteidigungsministerium und war höchst alarmierend, da man keinerlei Erklärung für den Umstand hatte. Er wurde als »Artefakt 1« gekennzeichnet. Commander Francis, ein erfahrener Mann von der waffentechnischen Entwicklungsabteilung der US-Navy, wurde mit den Nachforschungen beauftragt. Er stieß aber erst 1968 auf ein weiteres sicheres Detail, das in diesen speziellen Zusammenhang passte: »Artefakt 2« war gefunden. Es stammte aus der Schweiz. 1969 tauchte eine Information auf, die der Geheimdienst im Vatikan aufgestöbert hatte. Sie wurde als »Artefakt 3« unter Verschluss genommen. Das Mosaik setzte sich Stück für Stück zusammen. Das Bild rundete sich - und allmählich nahm auch die wissenschaftliche Basis des Unternehmens die Form an, wie Francis und seine Mitarbeiter es längst vermutet hatten. Zu diesem Zweck wurden seit mehr als einem Jahrzehnt alle Publikationen auf dem Gebiet der theoretischen Physik weltweit gesichtet und ausgewertet.
Die Flöte des hl. Veit
Anachronismen sind schwer zu erkennen. Man muss Zeitgenosse von Dingen sein, um sie anhand ihrer Funktion und
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