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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Erdgeschoss sich über die Sprechanlage gemeldet?«, fragte der kahle Maulwurf über die Schulter hinweg, als er seinen Gast durch den dämmrigen Korridor führte.
    »Nein.«
    Gonal sah ihn aus wilden, gepeinigten Augen an. »Dann ist sogar die jetzt abgehauen.«
    Kyle war nicht ganz klar, was er damit meinte. Gonal machte sich nicht die Mühe, es zu erklären. Er wollte so schnell wie möglich aus dem unbeleuchteten Flur kommen. Nach vorn gebeugt wie ein von Schmerzen geplagter Greis, zerrte er hastig die Tür zum Wohnzimmer auf und huschte hinein.
    Kyle stieg vorsichtig über Bierdosen, leere Fastfood-Packungen
und Pizzakartons hinweg und hielt sich die Hände vor die Augen, weil das grelle weiße Licht ihm in den Augen wehtat.
    »Habt ihr zu Hause Säcke vor den Türen? Mach hinter dir zu!«
    Kyle tat es und blieb stehen. Mit offenem Mund starrte er die Wände um sich herum an. Sie waren komplett mit Zeitungspapier tapeziert. Sogar die Decke war zugeklebt mit Seiten einer Autozeitschrift, die mit Tesafilm dort festgemacht waren. Das grelle Licht kam aus einem Dutzend Tageslichtsimulatoren, die mit zwei Autobatterien verbunden waren.
    »Sie haben die Stromkabel vor zwei Wochen gekappt. Einfach weggefressen.« Gonals winzige Augen bewegten sich hinter seinen verschmierten Brillengläsern hektisch hin und her. »Letzte Nacht sind sie im Schlafzimmer gewesen, diese Scheißviecher!«
    Kyle zuckte zusammen. Aufgerissene Päckchen mit Koffeintabletten lagen auf dem Wohnzimmertisch, außerdem jede Menge Medikamente aus der Apotheke. Diazepam, Alprazolam, Valium. Der Aschenbecher quoll über mit Zigarettenkippen und Resten von Joints.
    Jetzt, wo Kyle es geschafft hatte, in die Wohnung zu kommen, wusste er einen Moment lang nicht weiter, war sich nicht mehr sicher, warum er überhaupt gekommen war. Anscheinend waren alle seine Fragen schon durch den Zustand dieses Zimmer beantwortet. Hier versuchte jemand vergeblich, Widerstand zu leisten. Es roch derart penetrant nach Angstschweiß, feuchtem Zeitungspapier, abgestandenem Bier, kaltem Zigarettenrauch und vergammelten Chicken Wings, dass er beinahe wünschte, Headcase Stratham würde hinter dem Fernseher hervorkriechen und ihm die Nase abbeißen. Als Nächstes überkam ihn die quälende Erkenntnis, dass dieses grausige und dreckige Arrangement der vollkommenen Verzweiflung bald auch in seiner eigenen Wohnung herrschen würde. »Du solltest dich um den Turner-Preis bewerben, Malcolm. Du wärst der absolute Favorit.«
    »Wenn du gekommen bist, um mich zu verarschen, dann kannst du gleich wieder abhauen!«
    »Ich habe gerade was in Seattle gesehen, das garantiert all das in den Schatten stellt, was du hinter diesen Zeitungen versteckt hast.« Kyle deutete zur Wand hinter dem breiten Ledersofa.
    »Martha? Bist du bei Martha gewesen?«
    Kyle nickte. »Gestern. Bin seit heute wieder zurück.«
    Gonal lächelte böse vor sich hin. »Deshalb bist du also hergekommen. Die arme Alte.« Er schien ehrlich betrübt zu sein, was Kyle bei diesem Mann derart ungewöhnlich fand, dass er sich fragte, ob er ihn womöglich unterschätzt hatte. Vielleicht spielte er ja nur im Fernsehen das kaltschnäuzige, mitleidlose Arschloch. Besser wäre es.
    Kyle zeigte ihm die Visitenkarte. »Sie hat mir deine Karte gegeben. Ich wusste gar nicht, dass Max dich für das gleiche Projekt angeheuert hat. Das hab ich erst von ihr erfahren.«
    »Ja, er hat bei den richtig guten Leuten angefangen und sich dann nach unten vorgearbeitet. Der Mann ist böse. Böse, sage ich. Er hat das alles angezettelt. Wusstest du das? Damals in den Sechzigern hat er den ganzen Scheiß lanciert. Max!«
    Kyle fragte sich, ob Gonal recht hatte, was Max’ Rolle in der Hierarchie der Sekte betraf, aber er hatte keine Lust darüber zu streiten. »Wann hat das hier angefangen? Diese … Heimsuchungen?«
    »Am Tag, bevor ich ausgestiegen bin. Das ist jetzt ungefähr einen Monat her. Man kann nix dagegen tun. Absolut nix. Nur diese Lichter von Max benutzen. Oder Tageslicht. Das mögen sie nicht.« Gonal schaute zur Decke und rief: »Ihr Scheißkerle!«
    »So viel hab ich auch schon rausgefunden, Malcolm.«
    Gonal packte mit seinen breiten Händen Kyles Jackenaufschläge. »Sie verfolgen mich nachts. Draußen. Du kannst ihnen nicht entkommen.«
    Draußen? Nachts? Das hatte er bisher noch nicht erlebt. Er war
versucht sich einzureden, dass dies nur die paranoiden Wahnvorstellungen eines verängstigten Mannes waren. Aber

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