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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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ein.« Gonal fuhr mit seinen Armen durch die Luft. Begann zu schreien. In seinen Mundwinkeln sammelte sich der Speichel. »Sie wollen hier reinkommen, aber sie hassen das Licht. Sie hassen es!«
    Kyle stand auf. In der Hand hielt er die DVD mit den Rohschnitten. Seine Gedanken stürzten wild durcheinander und verpufften dann im Nichts. Wenn er nicht schnell aus dieser stinkenden Wohnung verschwand, weg von diesem lächerlichen, durchgedrehten Menschen, dann würde er selbst einen hysterischen Anfall bekommen. Aber Gonal krallte die Finger in seinen Arm. »Du weißt doch Bescheid.« Er nickte vor sich hin. »Du weißt alles. Deshalb müssen wir zusammenbleiben. Wir können sie aufhalten. Hier drin. Denk nach. Denk drüber nach. Einer passt auf, wenn der andere schläft. Wir lassen uns das Essen kommen und warten ab, bis es vorbei ist.«
    Kyle schüttelte seine Hand ab. »Und was ist, wenn es nicht vorbeigeht?«
    Gonal riss die Augen hinter seiner großen Brille auf. »Dann gibt’s noch eine andere Möglichkeit. Einen anderen Weg.«
    Kyle starrte gebannt auf die kleine, panisch herumzappelnde Gestalt vor sich.
    »Sie wollen etwas von Max. Denk doch mal drüber nach. Er hat das alles losgetreten. Was wollen die denn von uns? Ich mache nicht mal mehr den Film. Du auch nicht. Du kannst nicht. Du hörst jetzt auf damit. Und wenn wir ihnen helfen, irgendwie …« Er senkte die Stimme und flüsterte konspirativ, während er mit seinem runden Gesicht näher an Kyle heranrückte. Kyle wich vor seinem Atem zurück, er roch modrig und fäkal. »Wir könnten ihnen Max geben. Hm? Überleg doch mal. Er hat uns da reingezogen. Er hat uns belogen. Also geben wir ihnen Max. Den wollen sie doch haben. Das müssen wir tun.«
    Kyle taumelte zur Tür. »Nein.«
    »Wir müssen aber! Martha, Bridgette. Das waren alles Überlebende. Max ist auch einer. Sie will sie alle zurückhaben. Nicht uns. Nicht mich. Nicht dich.«
    »Aber wir wissen davon. Verstehst du nicht? Wir wissen es.« Das genügt schon . Ihre Geheimnisse zu kennen war schon schlimm genug und musste mit einer grauenhaften Strafe belegt werden. Er hatte keine Ahnung, woher er das wusste. Sein Instinkt sagte es ihm, es hatte nichts mit Vernunft zu tun, aber er war jetzt an einem Punkt angekommen, wo er die Welt ohne die Sicherheiten der natürlichen Gesetzmäßigkeiten betrachtete.
    Gonal bemerkte die DVD in Kyles Hand. Sein dickliches Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze. »Jetzt weiß ich, warum du gekommen bist. Arschloch! Du willst mir meinen Film stehlen. Stimmt’s? Max hat dich geschickt, hab ich recht?«
    Kyle schüttelte den Kopf. »Nein …«
    »Gib mir das zurück. Du weiß doch, wer ich bin, hä? Du weißt es ganz genau. Und was hast du erreicht? Nix! Überhaupt nix! Ich hab die besten Quoten gehabt, ich war die Nummer eins! Ganz oben, du Versager!«
    Kyle warf ihm die DVD mitten ins Gesicht. »Ich will deinen Scheißfilm nicht. Du kannst ihn behalten.« Er sprang auf Gonal zu, packte ihn an den Aufschlägen seines Bademantels, die sich in seinen Händen feucht und teigig anfühlten, und sagte: »Ich bin hergekommen, um herauszufinden, ob wir uns vielleicht gegenseitig helfen können. Aber du hast ja total den Überblick verloren. Du hast es vergeigt, Malcolm. Du bist durch. Du versteckst dich in diesem Dreckloch, das du mit dem Sportteil irgendeiner Scheißzeitung tapeziert hast, und wartest auf dein Ende. Soll das alles sein? Das Einzige, was man tun kann? Nein, danke.« Er ließ ihn wieder los. »Und ich könnte dir nicht eine Sekunde lang trauen. Niemand kann das. Weil du völlig kaputt bist. Kein Wunder, dass sie dich da unten haben wollen.«
    Kyle wandte sich ab und ging zur Wohnungstür. Gonal rannte
schluchzend hinter ihm her. »Geh nicht. Geh nicht.« Dann fing er an zu schreien: »Das wirst du noch bereuen! Dafür musst du bezahlen!«
    »Tue ich ja schon«, sagte Kyle und riss die Tür so heftig auf, dass sie gegen eine Mülltüte knallte, die vor seinen Füßen zerplatzte.

Wood Green, London
23. Juni 2011, 22 Uhr
     
    »He, aufwachen! Wir sind da!«
    Kyle konnte sich nicht mehr an die Fahrt erinnern. Das Taxi war in New Cross losgefahren, und er war sofort in einen unruhigen Schlaf gefallen. Am liebsten hätte er eine ganze Woche lang in dem Taxi geschlafen. Würde die Kreditkarte von Max dafür reichen? Kyle grinste in sich hinein, als er den Fahrer bezahlte. Er könnte sich selbst filmen, wie er mit weit aufgerissenen Augen geistlos in die

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