Der letzte Tag: Roman (German Edition)
eine vage Ähnlichkeit. »Und hier, Schwester Isis.« Sie war mal eine hübsche kleine Blonde gewesen. »Die anderen kennen Sie natürlich nicht. Sie waren schon gegangen, bevor Sie an Bord kamen.«
An Bord? Kyle öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
Aber Max ließ sich nicht unterbrechen. Er nahm sich einen Füller, um ihn als Zeigestock zu benutzen. »Bruder Marcian starb an Blutvergiftung. Die Wunde ähnelte einer Bisswunde. Er wurde 1973 in einer Kommune in Brighton tot aufgefunden.« Max deutete auf ein anderes Bild. »Schwester Juno, Septikämie, 1973. Schwester Athena, Überdosis Heroin, 1973. Bruder Anno wurde in Birmingham tot aufgefunden, das war 1974. Nachdem das Eis
auf einem Kanal geschmolzen war. Er war von einem unbekannten Angreifer tödlich verwundet worden. Er hatte schon sehr viel Blut verloren, bevor er ins Wasser fiel. Die Polizei vermutete, dass es einen Kampf gegeben hatte. Anno war Alkoholiker, der Fall wurde rasch abgeschlossen. Schwester Selene, Überdosis Barbiturate in St. Tropez, 1975. Schwester Devota, in Liverpool ermordet, ebenfalls 1975, der Fall wurde nie aufgeklärt. Die Leiche von Bruder Placid wurde 1975 in Marokko am Strand angespült. Sie befand sich in einem grauenhaften Zustand. Todesursache unbekannt.
Und dann springen wir ein Stück in der Zeit voran, denn es gab eine Unterbrechung der Serie. Schwester Zita, Selbstmord im Jahr 2010. Schwester Elinid, Herzstillstand, 2011. Bruder Ethan, Schlaganfall, 2011. Und erst kürzlich, Bruder Heron, Blutvergiftung nach dem Biss eines unbekannten Tieres im Jahr 2011. Er war einer meiner ältesten Freunde.«
»Das war der Todesfall wegen Krebs, von dem Sie sprachen, als wir in London gedreht haben. Alles Schwachsinn.«
»Ich habe gelogen. Aber ich lüge nicht, wenn ich Ihnen sage, dass die übrigen achtzehn Sektenmitglieder verschwunden sind. Sie wurden nie gefunden. Ich habe eine Menge Geld ausgegeben, um sie zu finden. Serapis, Belus, Orcus, Ades, Azazal, Katherines Lieblinge unter den Sieben, und der arme Bruder Abraham. Sie alle wurden nach dem Schisma auf dem Bauernhof in der Normandie nicht mehr gesehen. Drei von ihnen hatten Kinder bei sich, als sie verschwanden. Katherine hatte sie alle für etwas äußerst Unangenehmes benutzt, und die Erwachsenen begehrten dagegen auf. In der Kupfermine in Arizona verfolgte sie ähnlich grauenhafte Ziele, aber ihre Exekution war sehr kunstvoll ausgeführt, wie Sie gleich noch sehen werden.
Die anderen Kernmitglieder aus der Zeit in Europa sind alle in den letzten zwei Jahren verstorben. Aber ich bin längst zu der Überzeugung gekommen, dass sie keines natürlichen Todes
starben. Sie wurden aus dem Leben gerissen. Sie waren alle schon alt. Wohin sollten sie sich also retten?«
»Demnach sind Sie der letzte Überlebende der Sekte aus der europäischen Phase?«
Max nickte und ließ den Film weiterlaufen. Der Bildschirm füllte sich erneut mit Gesichtern, die meisten in schwarz-weiß. »Das sind die siebzehn wichtigsten Mitglieder des Tempels der Letzten Tage aus der amerikanischen Periode. Sie haben alle eine längere Zeit in der Kupfermine in Arizona verbracht.« Max tippte fünfmal mit seinem Füller auf den Bildschirm. »Hier sind die, die Sie schon kennen: Bruder Adonis, Bruder Ariel, Schwester Urania, Schwester Hannah und Schwester Priscilla. Ihre Leichen wurden nie gefunden. Und ich sehe keinen Anlass an Martha Lakes Aussage zu zweifeln, dass sie 1975 von Katherines Vertrauten ermordet wurden.«
Max fuhr mit dem Füller über den Bildschirm. »Die Schicksale der anderen können alle in die Rubrik ›Die Morde der Letzten Tage‹ eingeordnet werden. Bruder Samuel, Blutvergiftung, Kalifornien, 1974. Bruder Renus, seine Leiche wurde 1975 von Wanderern in Colorado aufgefunden. Sie war zum größten Teil abgenagt, man vermutete von irgendwelchen Aasfressern. Schwester Isadora starb 1975 an Sepsis, man nahm an aufgrund von verunreinigten Nadeln. Auch sie war heroinabhängig. Genau wie Bruder Lucius und Schwester Cinnia. Beide starben 1975, Todesursache Septikämie. Interessant dabei ist, dass ihre Leichen von Ratten oder Hunden angefressen waren, jedenfalls steht das im Polizeibericht. Besonders intensiv haben die sich aber nicht mit den Fällen beschäftigt. Das Schicksal der übrigen sechs ist noch immer nicht geklärt. Vier von ihnen sind seit Mitte der Siebzigerjahre verschwunden. Die anderen verschwanden im Laufe der letzten zwölf Monate. Und dann haben wir da natürlich noch
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