Der letzte Tag: Roman (German Edition)

dann suchen sie auf dieser Seite nach so viel Nahrung wie nur möglich. Das war auch während der Belagerung von St. Mayenne so, als sie sich an den Abtrünnigen gütlich taten, die Lorche abschlachten ließ, um seinen Engeln eine körperliche Existenz zu ermöglichen. Gleiches gilt für die Unheilige Gemeinschaft, die vom Schweine-Bischof gesegnet wurde. Die Blutsfreunde durften sich während der Nacht des Aufstiegs in der Kupfermine erneut bedienen.
    Die Erwachsenen als Gefäße für die Blutsfreunde zu benutzen, war also hoffnungslos, das wusste Katherine in dieser Nacht schon, denn sie hatte es bereits versucht. Denken Sie nur an das, was Martha Lake Ihnen erzählt hat. Von denen, die mitten in der Nacht in die Wüste gebracht wurden und nie zurückkamen, oder von denen, die versucht haben wegzulaufen. Ich glaube, dass die frühen Transformationsversuche in der Mine gescheitert sind und dass die irrsinnig gewordenen Opfer umgebracht und in der Wüste begraben wurden. Urania, Hannah, Adonis, Ariel und Priscilla. Katherine hat mit ihnen und ihren Blutsfreunden herumexperimentiert. Sie wurden in Angst und Schrecken versetzt, wurden wahnsinnig oder für eine gewisse Zeit vom Geist der Blutsfreunde erfüllt und das alles da draußen in der Wüste. Das waren vermutlich nur Versuche, die auf die Nacht des Aufstiegs vorbereiten sollten. Nach der Katastrophe in Frankreich musste sie sich selbst beweisen, dass die Einflüsterungen ihrer alten
Freunden tatsächlich real waren und dass ein Transfer möglich war. Bei den Erwachsenen hat der Wechsel von Geist und Körper nur für einen kurzen Moment funktioniert, aber das genügte ihr als Beweis. Dann experimentierte sie mit weiteren Versuchsobjekten, die anschließend von Moloch und Baal getötet wurden. Die beiden mussten alle Beweise vernichten. Sie zeigte jedenfalls deutlich, dass sie bereit war, ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten, um den Pakt am Leben zu halten. Dabei war ihr längst klar, dass eine permanente Transformation nur mit einem nicht erwachsenen und ergebenen Wesen wie einem Hund oder einem Kind möglich war. Aber diese Erkenntnis behielt sie für sich.«
    »Nein, bitte, Max. Das alles macht mich krank.«
    »Die Morde in der Nacht des Aufstiegs waren geplant. Das ganze Arrangement war eine Falle. Die anderen ahnungslosen Angehörigen der Sekte waren wahrscheinlich den Blutsfreunden als Körper zur Inbesitznahme versprochen worden. Aber Katherine benutzte sie vor allem dazu, durch diese Opfer die Gegenwart der Blutsfreunde zu verlängern, um ihren Einfluss zu nutzen und sich in den Körper des Kindes zu transformieren. Um jene Mächte anzulocken, die das ermöglichen sollten, musste sehr viel Blut vergossen werden. Es wäre besser gewesen, man hätte sie nie gerufen.«
    Max schaute auf den Bildschirm. »Abscheulich. Vier ihrer sieben Vertrauten starben neben ihr im Tempel in der Kupfermine. Sie hatte sie schon vor langer Zeit ihren unsichtbaren Verbündeten versprochen. Sie redete ihnen ein, sie würden in den Kindern ein neues Leben beginnen. Die Sieben wollten die Körper der Kinder in Besitz nehmen. Dass dies möglich war, redete sie ihnen ein, damit sie der Hinrichtung durch die Hand von Bruder Belial zustimmten.«
    »Aber das passt nicht ganz zusammen. Warum wurden die Kinder so schlecht behandelt, wenn sie doch eine so wichtige Funktion hatten?«
    »Weil ein entmenschlichter Zustand dem Eindringen solcher verdorbener Wesen wie den Blutsfreunden förderlich war. Weil sie diese Kinder den Blutsfreunden versprochen hatte und nicht den ihr ergebenen Sieben. Nur das Kind, in das sie selbst eingehen wollte, wurde woanders gehegt und gepflegt, in ihrem luxuriösen Anwesen, wo es in sauberer Umgebung und von Privatlehrern unterrichtet aufwuchs. Die anderen vier Kinder lebten mit den Hunden in der Scheune. Keine Ahnung, was wohl schlimmer war.«
    »Die Sieben waren ihr wirklich sehr ergeben. Sie haben sogar für sie gemordet.«
    »Jetzt fangen Sie an, ihren wahren Charakter zu verstehen. Bruder Belial war ihr Verbündeter. Die anderen der Sieben, die sich im Tempel neben sie knieten, wurden betrogen und zwar auf eine noch viel hinterhältigere Weise als die, die bei ihrem Fluchtversuch am Zaun getötet wurden. Weil sie Angst hatte, ihre engsten Vertrauten könnten eigene Ambitionen entwickeln und alles verderben, so wie es ihre Vorgänger in Frankreich getan hatten. Sie wurden nur als Blutopfer benutzt, um das Ritual für ihre Reinkarnation abzusichern. Sie