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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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abgeschlagen, um zu verhindern, dass das verängstigte Kind während des Rituals wieder zurückfand. Und sie durften sich am Blut, das aus ihrem Körper strömte, gütlich tun.«
    »Sie können doch nicht … von mir verlangen, dass ich das alles glaube.«
    »Katherine und der Junge müssen vorher schon Rituale des Austauschs vollzogen haben. In Kalifornien. In ihrem Haus. Das bewirkte, dass Katherine immer kindlicher wurde. Das hatte nichts mit Drogen zu tun! Zeugen hatten bereits beobachtet, wie das Bewusstsein von Priscillas Sohn für kurze Zeit von Katherine Besitz ergriff. Warum sollte diese Frau, diese Herrscherin über zahlreiche Hollywood-Berühmtheiten mit Millionen Dollar auf der Bank, die erfolgreich Hunderte von Menschen in ihren Bann geschlagen hatte, auf so schäbige Weise in einer Mine irgendwo in der Wüste enden? Geköpft. Denken Sie doch mal nach, Mann! Warum hat sie Belial aufgetragen, sie zu töten? Es war alles beabsichtigt, weil sie nicht mehr in diesem Körper existierte. Sie hatte ihn verlassen. Der ›saubere Junge‹, den die Polizei dort fand, das war Katherine! Sie hatte sich erfolgreich in den Körper dieses Kindes begeben und war bereit, sich weiterzuentwickeln. Ich bin auch der Ansicht, dass dieser Junge, nachdem Katherine in ihn gefahren war, die Befehlsgewalt in der Mine übernahm.«
    »O Gott, bitte, nein.«
    »Sie war in der Lage, Dinge perfekt zu kontrollieren, die wir kaum verstehen. Sie hat sich Wissen angeeignet und sich von den ›alten Freunden‹ anleiten lassen. Sie musste schon seit dem Jahr 1969 gewusst haben, worauf das alles hinauslief. Sie war extrem
selbstverliebt und hasste sich gleichzeitig. Sie wollte angebetet werden, aber sie hasste ihren Körper, der alterte und sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnerte. Sie tat alles, um die Gelegenheit zu bekommen, ihn loszuwerden.«
    Kyle war an der Tür angekommen und drehte sich um. »Und warum dieser Film? Warum mussten Dan und ich da hineingezogen werden, wenn Sie sowieso schon alles wussten?«
    Max stützte sich auf seinen Gehstock und schien jetzt wieder in einem schlechteren körperlichen Zustand zu sein, den Kyle gern noch gesteigert hätte. »Als meine Zeit gekommen war, beschloss ich, Beweise zu sichern. Ich wollte herausfinden, wie sie es schaffte, noch aus dem Grab heraus Menschen zu töten. Wie es ihr gelungen war weiterzuleben, nachdem ihre Zeit abgelaufen war. Und als ich die Schicksale der Kinder vor Augen hatte … nun ja, da änderte sich meine Perspektive. Auf einmal war ich bereit, die Wahrheit zu akzeptieren. Mein nächster Impuls war, Katherine auszulöschen. Der Film war meine Idee eines Gegenangriffs. Ich wollte ein Geschäft mit ihr machen. Um die letzten Überlebenden von uns zu retten. Um mich selbst zu retten.« Max’ Züge erschlafften. Er erbleichte, und sein Gesicht spiegelte eine Furcht wider, wie Kyle sie noch nie gesehen hatte. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich will nicht an diesen anderen Ort gehen. Diese grausige Welt, in die Sie in Antwerpen einen Blick werfen konnten. Ich habe diesen Ort in meinen Träumen gesehen. Dorthin wurden die heimtückisch getäuschten Unglücklichen aus St. Mayenne gebracht, und dort sind sie ewigen Folterqualen ausgesetzt. Sie haben sogar versucht, mein Selbst aus meinem Körper zu ziehen, während ich schlief. Ich will aber nicht, dass sie in meinen Körper fahren. Sie gaben mir zu verstehen, dass sie mit uns die Orte tauschen wollen. Das Leben. Und wenn wir nicht mitmachen, dann werden sie uns wie Vieh abschlachten, damit sie wenigstens für einen ganz kurzen Moment von uns Besitz ergreifen können. Völlige Inbesitznahme
funktioniert nur bei einem Kind, aber es scheint, dass man uns Erwachsene trotzdem an bestimmte Orte bringen kann, wo wir dann in die Gemeinde aufgenommen werden.«
    Kyle lehnte sich gegen den Türrahmen. Diese Heimsuchungen hatte er auch erleiden müssen. Irgendwas hatte versucht, sich mit schmutzigen, krallenartigen Fingern einen Weg in sein Leben zu bahnen. Das, was Max da sagte, ergab durchaus Sinn. Auf eine grauenerregende Art. Ihm war das Königreich der Narren im Traum erschienen. Er hatte die Heiligen des Schmutzes gesehen, wie sie ihr Schwert zogen. Er war aufgewacht und hatte sich in einem schrecklich dunklen Nicht-Raum befunden. Er hatte für ganz kurze Zeit andere grausige Existenzen bewohnt. Er war berührt worden, und nun wollten sie ihn im Schlaf abschlachten oder auf ihre Seite mitnehmen. In jene Region, in der

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