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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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und die wurden bereits entlassen. Also ist niemand da, der dir den Arsch abwischen könnte.«
    »Was nicht heißt, dass wir da drinnen herumtrödeln sollen«, sagte Max.
    Jed lachte laut auf. »Trödeln?«
    »Können wir jetzt bitte weitermachen?«
    Jed grinste. »Okay. Immer locker bleiben. Jetzt geht’s los.« Jed stieß sich von der Wand des Bungalows ab und ging los. Dann hielt er inne und drehte sich zu ihnen um: »Wie gesagt, Leute, immer schön locker bleiben.«
    Die Fassade des Hauses auf der anderen Seite des weiten, rosafarbenen Vorplatzes reckte sich vierzig Meter in die Höhe und war gut fünfzig Meter breit. Es gab keine Veranda, sondern einen Vorbau, der bis über das Dach hinaufreichte und aussah wie der Eingang eines Kinopalastes oder der Bug eines Ozeanriesen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Wände waren aus kitschigem rosa Stein. Die Fenster in den drei Stockwerken ähnelten riesigen Bullaugen und waren von innen abgedunkelt. Das
Gebäude erinnerte Kyle an alles Mögliche, nicht zuletzt an das überdimensionale Grab eines antiken Herrschers.
    »Die Fenster sind wirklich alle mit Läden aus Metall verschlossen« , sagte Max. Es klang, als hätte er gehofft, es wäre nicht wahr, weil er ja einige Zeit im Dunkeln mit den Blutsfreunden verbracht hatte. Er war schon jetzt ziemlich außer Atem, obwohl sie sich in normalem Schritttempo auf das Gebäude zubewegten. Kyle fragte sich, ob er Jed um eine der Pistolen bitten sollte.
    Jed blieb unbeeindruckt. »Wir werden sicherlich nicht aufs Dach gehen, aber ich habe gehört, dass es ganz aus Metall ist. Weiß gestrichen. Wie das Deck eines Schiffs. Dort oben haben sie ihre Partys geschmissen. Stellt euch nur mal vor, was da für geile Tussis herumgelaufen sind.«
    Max wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Katherine hat es als eine Art Lockmittel für reiche Gönner gesehen. Für ihre wohlhabenden Anhänger. Sie hat es von unserem Geld gekauft.«
    Kyle starrte wieder das Gebäude an. Von der Seite sah es aus wie ein aztekischer Tempel, das Dach erhob sich in Zikkurat-Bauweise und war von einer Reling gekrönt, an der Rettungsringe hingen. Zwischen den Bullaugen im dritten Stockwerk befanden sich Basreliefs aus blank poliertem Aluminium, auf denen griechische Szenen mit schlanken Frauen in langen Gewändern und einer Art Schwimmkappe auf dem Kopf abgebildet waren. Die schmalen Türen im Erdgeschoss waren von geometrischen Mustern umgeben und mit dem Pfauenrad verziert, in dessen Mitte die Initialen R. F. prangten. Sie schienen nur für sehr schlanke Menschen gemacht zu sein, die Rosé-Champagner tranken und mit langen, lackierten Zigarettenhaltern rauchten. Kyle holte die Kamera heraus. Jed grinste. Max nickte. »Halten Sie sie bereit.«
    Das Grundstück hinter dem Haus hatte schon bessere Tage gesehen, war aber dennoch beeindruckend. Weit geschwungene Steinwege erstreckten sich wie Wellen auf einem Teich über das Gelände und führten auf etwas zu, das entweder mal eine Eisbahn
oder eine Tanzbühne gewesen war. Vielleicht auch einfach bloß der weltgrößte gekachelte Patio, eingefasst von einem Zickzackmuster aus eckigen Steinen. In der Mitte des Hofs befand sich ein Pavillon, dessen schmiedeeiserne Seiten wie Pfauen aussahen. Hinter dem Hof erstreckte sich ein Park, der groß genug zum Golfspielen war, bis hinunter zu der weißen, mit Efeu bewachsenen Mauer, die das gesamte Gelände umgab.
    »Siehst du da das kleine Häuschen mit den Pfauengittern?«, fragte Jed und nickte in die Richtung, in die Kyle schaute. »Das war eine Bar. Es gab zwei Bars unter freiem Himmel. Die andere befand sich oben auf dem Dach in einem Rettungsboot.«
    »Man sollte meinen, er hätte sich einen Swimmingpool leisten können.«
    »Der Pool ist im Haus«, sagte Jed.
    An der Rückseite des Hauses befanden sich sechs Türen, deren Fenster alle mit schwarzen Vorhängen verdunkelt waren. Zwischen den Vorhängen und dem Glas befanden sich Eisengitter. Das Haus wirkte irgendwie einsam, als wäre es nach einer ausschweifenden Saison verlassen worden.
    Jed holte einen Glasschneider aus seinem Rucksack, dann einen Set Dietriche, mit denen er die Gitter in den Türen aufschließen wollte. »Macht mal ein bisschen Platz für mich, Jungs.«
    Während Jed einen großen Kreis in das Fensterglas der Gartentür ritzte, rieb sich der noch immer heftig schwitzende Max mit einem weißen Taschentuch den faltigen, orangefarbenen Hals trocken. Er sah Kyle an, bemühte sich zu lächeln,

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