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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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fleischlosen Beinen, die dünn waren wie Bambusrohre, auf sie zu.
    »Schieß!«, brüllte Kyle.
    Max tat es, zweimal. Aber er verfehlte es, die beiden Kugeln gingen in die Wandvertäfelung über dem zerfledderten Kopf. Danach riss Max die Hände in die Höhe, schlug sie vors Gesicht und schrie. Kyle stolperte über die eigenen Füße und fiel mit einem Aufschrei zu Boden.
    Das Ding näherte sich Max, wollte nach ihm fassen, wurde
aber jäh zurückgezerrt, als hätte jemand mit einem Seil an ihm gezogen. Seine knochigen Beine wurden vom Boden gerissen. Es taumelte durch die Luft und fiel zu Boden, wo es zappelnd liegen blieb.
    »Und ich dachte, Spielberg ist der Erste, der ausrastet. Gottverdammt, Max. Du hast fünf Kugeln im Boden und in der Wand versenkt.« Jed kam näher, ging an dem auf dem Boden hockenden Kyle und an Max vorbei auf das Ding zu, das auf dem Rücken lag und herumzuckte. Das Licht von Jeds Taschenlampe brachte es dazu, seinen Unterleib zu heben, als wollte es sie auf perverse Weise provozieren. Jed setzte seinen Stiefel auf den Hals des Dings und schoss ihm aus nächster Nähe ins Gesicht. Die zuckenden Glieder gaben Ruhe. »Das Scheißding trägt ein beschissenes Kleid. Und eine bescheuerte Perücke, wie so eine dürre Schwuchtel. Sieht aus wie eine Schlampe. Aber man kann sich nicht sicher sein, und ich sehe bestimmt nicht im Höschen nach.«
    Max war vor Angst wie gelähmt und lehnte apathisch an der Wand. Er beugte sich vor und übergab sich. Jed schüttelte missbilligend den Kopf. »He, Spielberg, kann ich dir eine von meinen Knarren anvertrauen? Max soll von jetzt an lieber nur noch aufklären, würde ich sagen.«
    »Geht klar.«
    »Dann richte mal dein Licht hier drauf, Spielberg.«
    Kyle stakste auf unsicheren Beinen zu der Leiche. Jed schnürte seinen Rucksack auf und holte die dritte Glock-Pistole heraus. Kyle richtete die Kamera auf das Gesicht des Dings auf dem Boden. Der Schädel sah aus wie die zerbrochene Hülle einer lederigen Frucht. Vor seinen Augen, im Licht der Kamera, vertrockneten die Überreste in Windeseile und welkten dahin. Übrig blieben nur die Kleiderfetzen.
    »Hast du alles?«
    Kyle nickte. »Ja.«
    »In zwanzig Sekunden ist das Scheißding nur noch Staub. Max,
kannst du dich mal wieder zusammenreißen und ein bisschen Salz draufstreuen, damit es alles korrekt abläuft?«
    Kyle schaute Jed an. »Und was ist mit dem anderen?«
    Jed leuchtete bereits mit seiner Lampe den Korridor ab und drehte sich dabei einmal um die eigene Achse. »Auf und davon. Wird aber nicht weit kommen. Los, weiter geht’s.«
    »Die verkleiden sich. Ist das nicht eigenartig?«, fragte Kyle, während er Jed folgte. Die entsicherte Pistole steckte in seiner Hosentasche. Sie beruhigte ihn ein wenig. Max ging hinter ihnen und tupfte sich dabei den Mund mit seinem Taschentuch ab. »Sie ahmen das Leben nach. Was bedeutet, dass sie hier schon so lange sind, dass sie ihre ehemalige Existenz nachempfinden können. Ihre Präsenz wird verstärkt.«
    »Verstärkt? Wie denn, Max?«, rief Jed ihm zu. »Durch die Dunkelheit?«
    »Ich weiß es nicht. Aber das fehlende Licht genügt nicht, um sie hier so lange festzuhalten. Normalerweise sind sie nicht sehr lange präsent. In meine Wohnung sind sie immer nur für wenige Minuten eingedrungen.«
    »Was schon ausreicht, um von den Scheißdingern total fertiggemacht zu werden. Aufgepasst, Männer. Augen und Ohren aufsperren. Augen und Ohren aufsperren, Leute! Auf diesem Schiff könnten ziemlich viele Ratten sein.«
    Beinahe wären sie direkt unter dem nächsten alten Freund durchgelaufen, ohne ihn zu bemerken. Er hatte sich hinter der nächsten Ecke unter der Decke festgekrallt, über einem der üppig verzierten Leuchter, und wartete auf sie.
    Jed gab drei Schüsse ab, bevor Kyle seine Hand in der von der Pistole ausgebeulten Tasche hatte. Das Ding kreischte so laut auf, dass er glaubte, sein Trommelfell würde platzen. Max und er hielten sich die Ohren zu, als das Ding auf den Boden knallte. Es klang, als würde jemand einen Sack morscher Knochen herumwerfen. Alle Geräusche klangen dumpf wie in einem
Swimmingpool unter Wasser. Jed grinste begeistert, seine Augen glänzten wie die eines Betrunkenen oder eines Verrückten, der ein Beruhigungsmittel braucht. »Das war ziemlich knapp, was?«
    Dieses Ding war mit einem langen Gewand bekleidet. Es war eine Art ärmelloses Nachthemd mit Spitzenbesatz am Kragen, das lose um die verkümmerten wie versteinerten Schultern und

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