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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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einen Hals, nicht dicker als der einer Gitarre, hing. Wie bei dem anderen war auch hier die Vorderseite der eigenartigen Kostümierung mit Blut besudelt. »Diese Scheißviecher haben bei irgendjemandem Blut geleckt, Max.«
    »O Gott«, flüsterte der Produzent völlig entgeistert. Sein Adamsapfel bewegte sich ununterbrochen auf und ab, so verängstigt war er.
    Die lauten Schüsse und die Todesschreie ihrer Artgenossen schienen die anderen vertrockneten Kreaturen aufgeschreckt zu haben. An der nächsten Biegung des Korridors hörten sie eine Reihe von Schlägen über sich, vielleicht ein Stockwerk höher, vielleicht auch auf der gleichen Etage, gefolgt von einer Abfolge pfeifender Schreie. Mindestens zwei Türen wurden in einiger Entfernung zugeschlagen.
    Kyle brachte vor Angst kein Wort heraus. Jed riss einen Arm hoch, und im gleichen Moment flammte die Magnesiumfackel auf, und sie wurden vom gleißenden Licht geblendet. Der gesamte Flur wurde bis in die letzte Ecke erhellt. »Scheiße«, sagte Jed.
    Etwas kroch auf allen vieren etwa zehn Meter vor ihnen über den Boden. Es war nackt, hatte ein schnabelartiges Maul und erinnerte Kyle an den einbalsamierten Leichnam eines ägyptischen Priesters, den er mal im British Museum gesehen hatte. Dahinter konnten sie Andeutungen weiterer magerer Silhouetten ausmachen, aber es war unmöglich herauszufinden, wie viele von den Dingern sich in der Dunkelheit herangeschlichen hatten,
denn nun flohen sie wie verschreckte Krebse vor dem Licht, mit schrillem Kreischen und lautem Geheul.
    »Los, weiter«, sagte Jed und ging voran, die Magnesiumfackel in der ausgestreckten Hand. Vor ihnen kratzten scharfe Krallen hastig über den Fußboden, Gestalten verschwanden in den Zimmern, aus denen sie gekrochen waren, oder flohen um die nächste Ecke, um sich dort wieder auf die Lauer zu legen.
    Jed blieb stehen. In dem Raum zu ihrer Linken schlug etwas beständig gegen die Wand, danach kratzten vertrocknete Krallen von innen an der Tür. »Bleibt dicht hinter mir. Dicht hinter mir.« Jed trat zwei Schritte zurück und stieß gegen Kyles Kamera. »Scheiße, Spielberg! Wenn das Ding da keine eingebaute Kanone hat, dann nimm’s mal runter.«
    »Hinter uns!« Max schaute zurück, das Licht seiner Taschenlampe glitt über Wände, Teppichboden und Decke. Irgendwo dort schien sich etwas im undurchdringlichen Schatten zu bewegen. »Ich hab was gesehen.«
    »Scheiße. Es sind einfach zu viele. Wir sind in einen beschissenen Hinterhalt geraten. Aus jeder Tür könnten welche kommen. Wir sollten die alle umnieten. Am besten mit Schnellfeuergewehren.« Sie zogen sich bis zur Abbiegung des Korridors zurück. Jed leuchtete mit seiner Fackel um die Ecke. Dort war nichts zu sehen. »Scheiße, die sind verdammt schnell.«
    Kyle war dankbar, dass er endlich wieder so etwas wie Wut verspürte. »Das sind viel zu viele für uns drei, Max. Du bist wirklich ein Vollidiot!«
    Max schweißüberströmtes Gesicht näherte sich dem Licht in Jeds Hand. »Wir müssen es aber zu Ende bringen. Sie ist hier. Es ist der richtige Zeitpunkt. Sie wollen sie schützen.«
    Jed war sich da nicht so sicher. »Nimm dir noch ein bisschen Nachschub, Spielberg.« Er zog ein Magazin aus seinem Gürtel und zeigte ihm, wie man die Pistole lud. »Ganz reinschieben, bis es einrastet.«
    »Alles klar.« Kyle bemühte sich, seine Hand ruhig zu halten. Er hatte die Kamera wieder in den Rucksack gepackt und fragte sich nun, ob er sie überhaupt ausgeschaltet hatte.
    Jed wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Okay. Wir ändern den Plan. Aufstöbern und zerstören geht nicht mehr. Es sind zu viele, und es ist viel zu gefährlich. Wir gehen ein Stockwerk höher. Ich zünde eine Fackel an. Wenn wir wieder so einer Horde gegenüberstehen, ziehen wir uns ins Erdgeschoss zurück. Dann ist die Operation gestorben. Max, du kannst überhaupt nicht schießen, und auf Spielbergs Fähigkeiten in dieser Hinsicht möchte ich auch nicht meinen Arsch verwetten. Ich mache so viele von denen fertig, wie ich kann. Wenn eins von den Viechern an mir vorbeikommt, dann erledigt ihr es aus der Nähe. Immer in den Kopf oder in die Brust. Hirn und Herz, kapiert?«
    »Okay«, sagte Kyle, aber er konnte sich selbst kaum hören.
    »Max geht in der Mitte. Du machst die Nachhut, Spielberg. Wenn du was siehst, schreist du. Und achtet auf die Decken und die Türen, Jungs. Seht überall nach. Diese Scheißdinger können richtig gut klettern.«
     
    »Um Gottes willen.«

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