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Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Der letzte Tag: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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unangebracht, aber andererseits gutes Material für den Film und eigentlich viel zu schade, um sie auszulassen. Seine Entdeckung des Abdrucks einer knochigen Hand im Badezimmer des Hotels hatte er Dan verheimlicht, bis die Sonne aufgegangen war. Zu diesem Zeitpunkt war er schon deutlich verblasst. Sie filmten die Überreste und machten sich davon. Auf dem Weg nach Hause war Dan sehr schweigsam gewesen. Was kein gutes Zeichen war. Er musste seinen Kumpel unbedingt bei Laune halten.
    Max hatte Kyle gleich bei Tagesanbruch in dem Hotel in Caen angerufen. Er wollte so schnell wie möglich die Aufnahmen von dem Bauernhof ansehen. Über das traurige Schicksal von Susan und Gabriel ging er nach Kyles Ansicht sehr nachlässig hinweg, das schien jedenfalls nicht der eigentliche Zweck seines Anrufs zu sein. Max war erst bereit, über ihre Situation zu sprechen, nachdem ihm die Aufnahmen, die Kyle auf dem Bauernhof gemacht hatte, vorgespielt worden waren. Kyle hatte die Masterbänder mitgebracht, die nach dieser Vorführung an Finger Mouse gingen, der sie in einer endlosen Nachtsitzung bearbeiten würde.
    »Ich hätte eine Sonnenbrille mitbringen sollen«, sagte Kyle und folgte Max in seinen ochsenblutfarbenen Slippern in die Penthouse-Wohnung. In keiner der Zimmerecken schien auch nur der Hauch eines Schattens zu sein. Das grelle weiße Licht füllte noch den letzten Winkel der makellos sauberen Räume aus. Er kam sich beinahe schon transparent vor, aber gleichzeitig auch merkwürdig entspannt. In allen Zimmern strahlten helle Lampen und brannten in seinen Augen wie kleine Sonnen.
    »Entschuldigung?«
    »Das Licht, Max.«
    »O ja. Das wirkt recht grell, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Aber Licht, mein Lieber, ist so essenziell für das Leben wie Wasser. Es reinigt den Geist. Öffnet das Herz. Poliert die Gedanken. Man fühlt sich geradezu gesegnet hier drin. Wirklich.«
    »Im Vergleich dazu wirkt meine Wohnung wie ein Kellerloch. Lassen Sie die Lampen den ganzen Tag über an?«
    Max nickte und führte ihn in ein Zimmer, das gleichzeitig als Büro und Vorführraum diente: Vor einer digitalen Videoanlage standen einige Ledersessel. »Ich habe sehr schlimm unter einer Winterdepression gelitten. Jahrelang, bis ich das Vollspektrumlicht entdeckt habe. Diese Lampen haben mein Leben verändert. In jedes Zimmer habe ich diese Lichtkästen einbauen lassen. Maßgeschneidert. Die Deckenlampen können den Sonnenaufgang simulieren. Viertausend Lux bei Tageslicht, zehntausend Lux bei Nacht und im Winter. Das Gleiche gilt für die Schreibtischlampen, und ich habe Blendschutzeinrichtungen.«
    Kyle deutete mit dem Kopf zu dem großen sonnendurchfluteten Fenster. »Schöner Tag heute.«
    Max warf Kyle einen so ernsten Blick zu, dass der sich auf einmal unwohl fühlte, so als würde er in einer Kneipe mit den leidenschaftlich vorgetragenen, aber völlig abwegigen Gedanken eines Fremden konfrontiert. »Was mein Seelenheil betrifft, Kyle, gehe ich lieber kein Risiko ein. Ich möchte leben und zwar in einer Welt, in der es hell ist. Und das habe ich hier in meinem kleinen Refugium. Es ist ein Ort des Lichts. Und der Erleuchtung.«
    »Alles klar.« Wäre Dan mitgekommen, wären sie zweifellos in hysterisches Gelächter ausgebrochen.
    »Wussten Sie nicht, dass wir geschäftlich auf dem Gebiet der saisonal-affektiven Störung tätig sind? Das meiste geht in den Export. Aber es wird auch hier bei uns immer interessanter. Es läuft ziemlich gut. Die Welt will besseres Licht haben. Ich gebe Ihnen gerne mal eine Lampe für zu Hause mit.«
    »Nein danke, ich mag es, wenn es dämmrig ist.«
    »Ich bestehe darauf. Ich werde Ihnen noch heute Abend ein paar Tageslichtlampen für Ihren Schreibtisch zusenden lassen. Und eine Stehlampe. Und vielleicht eine Licht-Box für Ihr Badezimmer
und Ihre Küche. Das Londoner Licht ist sehr düster. Ihr Freund Dan kann das sicherlich auch gut gebrauchen.«
    »Das ist wirklich nicht nötig …«
    »Unsinn. Sehen Sie es einfach als ein kleines Geschenk an, weil Sie so hart gearbeitet haben. Was ich sehr zu schätzen weiß. Sie haben bereits einen tiefen Einblick in die Mysterien der Sekte bekommen. Und Sie müssen die Lichter unbedingt heute Abend noch ausprobieren. Sie werden sofort den Unterschied merken. Das spürt man.« Max holte tief Luft und schaute zur Decke, als hätte er eine Entscheidung getroffen, die ihm Erleichterung verschaffte, nachdem er den eigentlichen Anlass für diese Entscheidung beiseitegeschoben

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