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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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Wahl.
    Nach einer Weile hörte sie plötzlich ein Geräusch, als würde etwas hinter ihr durch die Wand kriechen. Sie zuckte zurück und hörte, wie es vor ihr forteilte, als hätten sie sich gegenseitig erschreckt. Es war ein rhythmischer, dahinjagender Laut oder vielmehr eine ganze Reihe von Lauten, das Getrappel winziger Krallen auf Holz, das dumpfe Aufplatschen eines weichen Körpers, der über Gips streifte. Ein Stück den Korridor hinunter quoll etwas aus der Wand und fiel zu Boden.
    Sie schwenkte die Lampe und spießte eine Ratte mit dem Lichtstrahl auf. Ihre winzigen Augen blitzten. Ihre Nase witterte, dann schoss sie davon.
    »Nichts«, sagte Caxton und versuchte sich zu beruhigen. Es kam etwas lauter heraus als beabsichtigt.
    Am Ende des Korridors zischte ein Halbtoter: »Was war das?«
    Sie blieb wie angewurzelt stehen. Hörte auf zu atmen. Schaltete die Lampe aus. Schwacher Lichtschein sickerte durch die rechteckigen Fenster in der Flügeltür am Ende des Ganges. Ein Schatten huschte durch das Licht, ein Schatten wie ein menschlicher Kopf.
    »Hast du das gesehen?«, fragte ein anderer mit der gleichen quiekenden, rattenartigen Stimme. Noch ein Halbtoter. »Jemand hatte eine Taschenlampe und schaltete sie aus.«
    »Hol die anderen«, befahl die erste Stimme.
    Die Flügeltür wurde aufgestoßen, und ein scheinbar nicht endender Strom menschlicher Silhouetten strömte herein.

55.
    Caxton griff nach der Waffe, hielt dann aber inne. Dutzende Füße trampelten ihr über den Korridor entgegen. Sie hatte nur noch fünf Kugeln. Mit der Pistole konnte sie es unmöglich mit all diesen Halbtoten aufnehmen.
    Sie schaltete die Lampe ein und richtete sie auf sie. Die zerfetzten Gesichter und ihre glasigen Augen reflektierten das Licht. Ihre Kleidung war dreckig. Einer trug eine Brille. Einigen fehlten Hände oder Arme. Es mussten mindestens zwölf sein, und alle waren bewaffnet: mit Küchenmessern, angespitzten Schraubenziehern, Beilen und Schlachtermessern. Einer trug eine Heugabel. Als das Licht sie traf, rissen sie die Münder weit auf und rannten noch schneller auf Caxton zu.
    Wenn sie stehen blieb, würden sie sie einfach überrennen. Sie schaltete die Lampe aus und stürmte auf eine Türöffnung zu. Die Tür selbst lag auf dem Zimmerboden, wahrscheinlich waren ihre Angeln weggerostet.
    Am anderen Ende des Raumes gab es ein Fenster, aber es war vergittert. Es sah aus wie eine Gefängniszelle. War hier einst die Psychiatrie gewesen?
    Sie hörte sie kommen. Der pure Instinkt hatte sie in den Raum getrieben, sie wollte einfach nur weg. Hatten sie sie gesehen? Sie wusste nicht, ob Halbtote in der Dunkelheit besser sehen konnten als Menschen. Hatten sie sie gesehen? Sie warf sich neben der Tür gegen die Wand und atmete durch den geöffneten Mund. Sie hörte sie draußen im Korridor, ihre Füße donnerten auf den Linoleumfliesen, ihre Hände schlugen gegen die Rigipswände. Hatten sie gesehen, wo sie hingelaufen war? Sie mussten nahe sein. Sie mussten näher kommen.
    Da glaubte sie sie direkt an der Tür vorbeigehen zu hören. Sie musste sichergehen. Also warf sie einen Blick nach draußen und starrte einem direkt ins Gesicht. Seine Wangen zeigten das rohe Fleisch, wo er sich die Haut heruntergerissen hatte. Seine Augen blickten weniger hasserfüllt als vielmehr erbärmlich, waren von einer müden Traurigkeit, die tiefer reichte als alles, was sie sich vorstellen konnte.
    Ohne überhaupt auch nur nachzudenken griff sie mit beiden Händen zu, packte seinen Kopf, drehte, riss und zog. Er schrie, aber sein Fleisch gab nach. Es fühlte sich weniger an, als würde man mit einem menschlichen Körper ringen – vielmehr wie ein Ast, den man von einem Baum brach. Knochen knackten in seinem Hals, als die Wirbel nachgaben, und plötzlich hielt sie einen menschlichen Kopf in den Händen. Die Augen starrten sie an, Trauer hatte sich endgültig in Furcht verwandelt. Der Mund bewegte sich weiter, aber er hatte weder Luft noch Haisröhre, um schreien zu können.
    »Bah«, sagte sie und warf den Kopf in eine schattenerfüllte Ecke. Draußen im Korridor ging der Körper des Halbtoten einfach weiter, aber er hatte jegliche Koordination verloren. Es waren nur noch sinnlos zuckende Muskeln. Schuld und Ekel schossen in ihr hoch, und sie glaubte sich gleich übergeben zu müssen. Sie warf einen Blick in die dunkle Ecke und fragte sich, ob sich der Kopf auch noch bewegte. Fragte sich, wie sehr das wohl geschmerzt hatte, geköpft zu werden,

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