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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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mit einem Stück Hals. Caxton sandte ein stilles Stoßgebet aus, dass es nicht Arkeleys sein möge.
    Austrittswunden erschienen auf dem Rücken des Vampirs, Dutzende, die blutloses, durchsichtiges Gewebe versprühten. Der Vampir taumelte, bis er zusammengeduckt am Grubenrand hockte und vor Schmerz aufheulte. Caxton zog ihre Waffe und zielte auf seinen Rücken.
    Sein Kopf sackte nach vorn. Er senkte den Unterarm, und dann stürzte er wie ein gefällter Baum rückwärts um. Als sein langer Körper auf den Grubengrund auftraf, spritzte Erde auf.
    Caxton erinnerte sich an Arkeleys Bericht, den sie sich Wort für Wort eingeprägt hatte. Sie wusste, dass sich der Vampir wieder erheben würde, solange man nicht sein Herz zerstörte. Sie hatte nur wenige Sekunden. Kugeln waren so gut wie nutzlos – selbst wenn sie das Magazin in sein Herz leerte, konnte sie nicht davon ausgehen, dass die Kugeln das Herz überhaupt erreichten. Sie schaute zur Seite, auf die Werkzeugkisten, und fand, was sie brauchte. Man hatte einen Stapel Pfähle in der Grube liegen gelassen, Holzlatten, mit denen Vermessungstechniker den Verlauf eines neuen Highwaystücks markierten. Sie griff sich eines dieser rechteckigen, schlammigen Holzstücke, es war etwa zwei Meter lang und vier Zentimeter dick. An seinem flachen Ende baumelte sogar ein orangefarbener Reflektorstreifen wie der Wimpel einer Lanze. Sie packte den Stock mit beiden Händen und hob ihn über den Kopf, um ihn hinunter zu stoßen.
    Mit ganzer Kraft rammte sie ihn, das spitze Ende voraus, direkt in den Brustkorb des Vampirs, direkt in die weiße Haut, die so sehr an bearbeiteten Marmor erinnerte. Genauso gut hätte sie auf einen Felsen einstoßen können. Der Pfahl erzitterte bloß und trieb ihr lange Splitter in die Hände. Seine Spitze wurde stumpf und brach ab.
    Sie strich die Holzspäne zur Seite und entdeckte auf der Vampirhaut, dort, wo sie auf ihn eingestochen hatte, eine winzige, rosarote Stelle.
    »Diese Haut ist härter als Stahl«, sagte Arkeley. Sie schaute hoch und sah seinen Kopf und seine Schultern über der Barrikade. Er hatte eine böse Wunde auf der einen Gesichtshälfte, wirkte ansonsten aber unversehrt. Während sie überrascht stehen blieb, ließ er sich in die Grube herunterrutschen. Zu spät fiel ihr ein, ihn zu bitten, ihr hinaus zu helfen.
    Der Vampir regte sich nicht, atmete nicht einmal. Er war ein totes Ding und sah so viel natürlicher aus. Caxton hob eine Hand an den Mund und versuchte, sich einen Splitter mit den Zähnen herauszuziehen. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie, während Blut aus dem Daumenballen quoll. In der Dunkelheit konnte sie kaum den winzigen Tropfen sehen, der auf dem Fuß des Vampirs landete.
    Der Effekt war jedoch unmittelbar und atemberaubend. Der Vampir schnellte hoch, den Mund weit aufgerissen. Wie ein Tiefseeungeheuer, das sie mit einem Biss verschlingen konnte, schob er sich aus den tiefen Schatten am Grund der Grube. Sie fing an zu schreien und sprang zurück. Doch das spielte keine Rolle mehr – der Vampir war schneller als sie.
    Zu ihrem Glück war Arkeley darauf vorbereitet. Er feuerte ein Dum-Dum-Geschoss direkt in den Rachen des Vampirs und brach ein Dutzend Zähne ab. Es hatte zwar nicht den Anschein, als fügte das dem Monster irgendwelche Schmerzen zu, aber es änderte seine Richtung, gerade genug, damit sein Angriffsschwung Caxton um Haaresbreite verfehlte.
    »Helfen Sie mir«, stieß Arkeley hervor. Caxton kam langsam wieder auf die Beine, schwer erschüttert darüber, wie knapp sie davongekommen war. »Ich kann ihn nicht lange in Schach halten«, brüllte er, und sie schüttelte endlich ihre Lähmung ab. Arkeley feuerte zwei Schüsse in die Vampirbrust. Ihr wurde klar, dass ihm langsam die Munition ausgehen musste.
    Immerhin war der Vampir etwas langsamer geworden. Das Monster kniete mit gesenktem Kopf im Schlamm, seine geballten Fäuste trommelten auf den Boden. Er erhob sich langsam, und Arkeley schoss wieder. Er hatte dreizehn Kugeln gehabt – wie viele waren noch übrig?
    Caxtons Blick huschte über die Werkzeuge, aber ihr war klar, dass hier nichts dabei war, was ihr helfen würde. Sie rannte zur anderen Seite der Grube und fand, was sie suchte. Es war ein kompaktes, kleines Vehikel mit außen liegendem Fahrersitz und einem einfachen Drei-Geschwindigkeits-Getriebe. Es diente dazu, sehr schmale Spalten in Zement oder Asphalt zu fräsen. Zu diesem Zweck bestand das ganze Vorderteil aus einem einzelnen Rad von

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