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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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waren tot, die Körper in Stücke gerissen und leer gesaugt. Sie kannte sie alle vom Sehen, glücklicherweise gehörten sie einer anderen Abteilung an, Troop H, während sie zu Troop T gehörte. Sie hätte sie nicht als Freunde bezeichnet. Sie verspürte eine Leichtigkeit im Kopf und im Geist, während sie an den Leichen vorbeiging, als könnte sie nicht richtig begreifen, was eigentlich geschehen war.
    Caxton war sich kaum ihres eigenen Körpers bewusst, als man sie in den Fond eines Streifenwagens setzte und sich vergewisserte, dass mit ihr alles in Ordnung war. Ein Rettungssanitäter behandelte ihre Verletzungen, und die überlebenden Trooper stellten endlose Fragen über das Vorgefallene, über die Verfolgungsjagd, den nackten Vampir, wie oft sie ihre Waffe abgefeuert hatte. Jedesmal, wenn sie den Mund öffnete, kam eine Antwort heraus, was sie immer aufs Neue überraschte. Sie stand unter Schock, was so ähnlich war, wie von einem Vampir hypnotisiert zu werden, das wurde ihr klar.
    Schließlich durfte sie nach Hause fahren.

Reyes
    Es ist die Natur des Vampirs,
sich haltlos zu vermehren;
das besagt ein
ewiges und geisterhaftes Gesetz.
    Joseph Sheridan Le Fanu, Carmilla

 

13.
    Am Morgen strömte Sonnenlicht durch das Fenster, und Caxton stand auf, ohne Deanna zu wecken, und zog sich irgendetwas an. In dem kleinen Haus war es eiskalt, der Garten war von Reif überzogen. Sie stellte die Kaffeemaschine an und ließ sie prustend und röchelnd arbeiten, dann ging sie nach draußen und fütterte die Hunde im Zwinger. Ihr Atem kam in Wölkchen aus den Käfigen. Sie sangen für sie, als sie eintrat, das uralte Lied der Greyhounds, das keinem Laut eines anderen Hundes ähnelt, ein atonales, trällerndes Kreischen. Für Caxton war es eine Symphonie. Sie waren glücklich, sie zu sehen. Sie ließ sie eine Weile auf dem kalten Gras herumlaufen, und keiner wollte die Grenzen des unsichtbaren Zauns austesten. Sie waren zufrieden damit, auf der kleinen, sicheren Rasenfläche zu bleiben, die von winterstillen Bäumen eingegrenzt wurde. Sie sah ihnen beim Spielen zu, wie sie einander gegenseitig umwarfen, das Spiel, das Hunde seit hunderttausend Jahren spielten und bei dem niemals einer gewann. Sie lächelte. Es ging ihr überraschend gut, vielleicht etwas steif, ein paar Prellungen hier und da. Aber größtenteils fühlte sie sich gut und gesund, so, als hätte sie etwas erreicht.
    Darum verwirrte es sie sehr, als sie zu weinen anfing. Keine lauten, tiefen Schluchzer, nur ein beständiger Tränenfluss, der nicht aufhören wollte. Sie wischte die Tränen weg, putzte sich die Nase und fühlte, wie ihr Herz in der Brust pochte.
    »Schatz?«, fragte Deanna. Sie stand fast nackt in der Hintertür, nur mit einem ärmellosen T-Shirt bekleidet, das alles bedeckte, was das Gesetz verlangte. Deannas rotes Haar stand wirr auf dem Kopf, und sie zitterte vor Kälte. Sie hatte noch nie schöner ausgesehen. »Schatz, was ist los?«, fragte sie.
    Caxton wollte zu ihr gehen, ihre Taille umfassen, sie leidenschaftlich lieben. Aber sie konnte nicht. Sie konnte nicht aufhören zu weinen. »Es ist nichts. Ich meine, wirklich, ich habe keine Ahnung, warum ich weine. Ich bin nicht traurig oder … oder sonst was, wirklich nicht.« Sie wischte sich die Augen. Das musste eine verzögerte Stressreaktion sein. Auf der Akademie hatten sie gelernt, dass sie nicht härter als ein Zivilist waren. Schon klar, hatte sie wie jeder andere in ihrer Klasse gedacht und das Seminar verschlafen. Sie war hart genug. Sie war ein Soldat des Gesetzes. Aber sie konnte nicht aufhören zu weinen.
    Deanna eilte auf den Rasen, der kalte Reif quoll zwischen ihren Zehen empor, und sie zog Caxton in eine steife Umarmung und tätschelte ihr den Rücken. »Da ist ein Kerl an der Tür, der dich sehen will. Soll ich ihn wegschicken?«
    »Lass mich raten. Alt, eine Menge Falten, mit einem Silberstern am Revers.« Caxton schob Deanna nicht ohne Zärtlichkeit weg. Sie ergriff das Fleisch ihres Oberarms in Achselnähe durch ihr Hemd und kniff kräftig zu. Der Schmerz war plötzlich und real, und er stoppte das Weinen sofort.
    Arkeley wartete geduldig an der Haustür, sein Mund war wieder ein ausdrucksloser Strich. Als er Deanna sah, rötete sich sein Gesicht. Caxton öffnete die Tür, bat ihn in die Küche und fragte, ob er eine Tasse Kaffee wolle. Sie hielt sich etwas abgewandt von ihm, um zu verhindern, dass er ihre geröteten Augen sah.
    Er lächelte breit, schüttelte aber den

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