Der letzte Vampir
tief ein. »Das hat Kraft«, sagte er. Er machte sich nicht die Mühe, es zu interpretieren, was gut war. Er versuchte nicht, es wegzuerklären.
Deanna verneigte sich vor ihm. »Ich habe Jahre gebraucht, um so weit zu kommen, und es ist nicht einmal annähernd fertig. Ein Typ in Arizona macht etwas Ähnliches – ich habe ihn vor kurzem beim Burning-Man-Festival gesehen –, aber er benutzt alle Arten Blut und lässt jeden mitmachen. Das hier bin nur ich. Nun ja, Laura hat ein paar Mal ausgeholfen.«
Caxtons Hände fingen an zu zittern. »Okay, das reicht jetzt wohl«, entfuhr es ihr. Es kam einfach so aus ihr heraus. Beide schauten sie an, aber sie schüttelte bloß den Kopf.
»Vielleicht sollten wir zum Tatort fahren«, schlug Arkeley vor. Sie war noch nie so froh über einen Befehl gewesen.
14.
»Was ist mit Knoblauch?«, fragte Caxton. Bei Tageslicht wirkten die abgestorbenen Bäume, die den Highway säumten, viel weniger bedrohlich. Vermutlich half es auch, dass der Vampir tot war. Dort draußen trieben sich noch ein paar Halbtote herum – da waren mindestens der Fahrer des Hummer H2, der sie gerammt hatte, und der Einarmige, der sie erschreckt hatte –, aber die würde man leicht zusammentreiben und überwältigen können, da es ihren Meister nicht mehr gab. Der letzte freie Vampir war tot – da sah die ganze Welt gleich besser aus. Caxton gab endlich ihrer Neugier nach, die sie zuvor an der kurzen Leine gehalten hatte, weil sie sich vor den Antworten auf die Fragen fürchtete. Jetzt erschienen sie harmlos, akademisch. »Schützt Knoblauch vor Vampiren?«
Arkeley schnaubte. »Nein. ’93 habe ich mit Malvern spontan ein paar Experimente gemacht. Ich brachte ein Glas kleingehackten Knoblauch mit und schüttete es über ihr aus, als Armonk gerade mal nicht hinsah. Es war eine hübsche Sauerei, und es hat sie echt wütend gemacht, aber es richtete keinen Schaden an. Ich hätte genauso gut Mayonnaise nehmen können.«
»Was ist mit Spiegeln? Haben sie ein Spiegelbild?«
»Malvern sagte, sie habe in den guten alten Tagen nichts lieber getan, als sich im Spiegel zu betrachten. Ihr jetziges Aussehen gefällt ihr gar nicht, soviel steht fest.« Er zuckte mit den Schultern. »Vermutlich liegt da ein Funken Wahrheit drin. Die Alten zerbrechen jeden Spiegel, den sie sehen. Den Jungen ist das egal.«
»Kreuze taugen nichts, das haben Sie bereits gesagt. Was ist mit Weihwasser, Hostien, was weiß ich … Was ist mit anderen Religionen? Mit einem Davidstern oder Buddhastatuen? Rennen sie vor einer Ausgabe des Korans weg?«
»Das funktioniert alles nicht. Sie beten Satan nicht an – und ja, ich habe gefragt –, und sie praktizieren keine Schwarze Magie. Sie sind unnatürlich. Wenn sie das auch zu etwas Unheiligem machen sollte, nun, es scheint ihnen nicht zu schaden.«
»Silber«, schlug sie vor. »Oder waren das Werwölfe?«
»Ursprünglich war das für Vampire gedacht. Seit zweihundert Jahren wurde keine Werwolfsichtung mehr gemeldet, also kann ich Ihnen nichts über deren Verwundbarkeit erzählen. Auf Vampire hat Silber jedenfalls keine Wirkung.« Er rutschte auf dem Beifahrersitz herum. Er sah wesentlich weniger beweglich aus als noch am Vortag. Anscheinend verlangte der Kampf gegen Vampire ihm viel ab. »In den ersten paar Jahren haben wir diese Dinge alle bei Malvern ausprobiert, in der Zeit, bevor Armonk anfing, sie anzubeten und wegen ihrer Bürgerrechte herumzujammern. Wir fanden heraus, dass sie kein Licht mag. Es setzt sie nicht in Brand, aber es bereitet ihr Schmerzen. Das gilt für so gut wie jede Art von Licht. Sie muss am Tag schlafen; es ist unmöglich, sie wachzuhalten. Wenn die Sonne am Himmel steht, verwandelt sich ihr Körper buchstäblich, repariert jeden Schaden, den sie in der vorigen Nacht erlitten hat. Sie müssen sich die Metamorphose irgendwann einmal ansehen. Sie ist schrecklich, aber faszinierend.«
»Nein, danke«, sagte Caxton. »Wenn dieser Fall abgeschlossen ist, bin ich mit Monstern fertig. Sie können Ihren Titel als einziger amerikanischer Vampirjäger behalten. Ich glaube, ich bleibe bei alkoholisierten Fahrern und Blechschäden. Aber … Wie ist es denn zu all diesen Geschichten gekommen, wenn nichts davon stimmt?«
»Ganz einfach. Keiner mag eine Geschichte ohne glückliches Ende. Bis ins letzte Jahrhundert – und dem Aufkommen verlässlicher Feuerwaffen – konnten Vampire mit uns so ziemlich machen, was sie wollten. Die Dichter und Schreiberlinge
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