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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Gesamtsumme von fast zweihundert Dollar
ein, und die Frau ließ eine goldene American Express-Karte auf die Theke fallen.
    Mit das Beste an der West Side war, daß man in
alten Sachen und ohne Make-up aus der Wohnung laufen konnte, und kein Mensch
würde es einem Vorhalten. Die West Side gab sich leger.
    Wetzon bezahlte ihren Einkauf und kehrte zu dem
Restaurant in der Amsterdam zurück. Silvestri saß nun allein da und trug
Notizen in sein kleines Buch ein. Die harte Kinnlinie war weicher geworden.
Sein Haar berührte im Nacken gerade den Kragen. Je mehr er vorne verlor, desto
länger ließ er es hinten wachsen. Aber viel länger durfte es nicht werden, denn
Police Plaza Nummer Eins hatte zwar nicht so strenge Haarvorschriften, aber es
gab dennoch Grenzen. Wenn man nicht gerade im Untergrund arbeitete, war ein
Zöpfchen ein eindeutiger Minuspunkt.
    Er war alles, was sie wünschte, dachte sie, als
sie im Dunkeln stand und ihn durch das Fenster beobachtete. Dann schaute er auf
und entdeckte sie, wobei sein Gesicht einen eigenartigen Ausdruck annahm, der
aber im Nu verging-
    »Hallo«, sagte sie, als sie ins Restaurant kam.
Er steckte sein Notizbuch in die Innentasche und stand auf. Der Mann hinter der
Theke, der Gläser abtrocknete, riß die Augen auf.
    Silvestri gab ihr einen flüchtigen Kuß oder
versuchte es wenigstens, aber keiner von beiden empfand ihn als solchen. Er zog
den Stuhl für sie vor, während der Mann von der Theke die leeren Kaffeetassen
abräumte, über den Tisch wischte und die Speisekarten vor sie legte.
    »Nina stößt gleich zu uns«, sagte Silvestri.
    »Wie ist es mit Peter gelaufen?«
    »Warten wir, bis Nina hier ist, dann brauche ich
es nicht zweimal zu erzählen.«
    »Gut. Bestell mir bitte ein Glas Merlot.« Auf
dem Weg zur Toilette atmete sie den schweren Knoblauchdunst ein, der aus der
Küche drang.
    Als sie zurückkam, saß Nina da, und auf dem
Tisch standen drei Gläser Rotwein. Nina lächelte Wetzon zu.
    »Bestellen wir erst«, sagte Silvestri, »dann
können wir reden.« Sein Notizbuch lag wieder auf dem Tisch.
    Wetzon und Nina bestellten Shrimps und Reis, und
Silvestri nahm Schweinebraten und eine Platte Bananen. Der Kellner stellte
ihnen einen Teller mit knusprigen Dreiecken Knoblauchtoast hin.
    »Möchtest du anfangen, Nina?« fragte Silvestri.
    »Nach dir.« Nina trug dasselbe sehr gut sitzende
Straßenkostüm, das Wetzon schon an ihr gesehen hatte, das Haar war aufgesteckt in
einem strengen, aber irgendwie sexy wirkenden Nackenknoten. Sie nahm sich eine
Scheibe Toast und kostete den Wein. »Wie ist die Hypnose gelaufen?«
    Silvestris Augen umwölkten sich. »Ganz gut. Ich
möchte im Moment nicht zu sehr ins Detail gehen, weil Les ihre noch...«
    »Freitag nachmittag«, unterbrach ihn Wetzon.
»Dam-da-dam-da.«
    »Gut, sag mir nur, ob Peter sich an etwas
erinnert hat, das uns weiterbringen könnte.«
    »Vielleicht.« Silvestri blätterte die Seiten um,
bis er die Stelle fand, nahm einen Schluck Wein und aß dann eine Scheibe
Knoblauchtoast. »Unter Hypnose kam ihm Terri nervöser vor, als er sie in
Erinnerung hatte. Ihr Koffer stand offen in ihrem Wohnzimmer, und sie war beim
Packen.«
    »Hat sie ihm gesagt, wohin sie gehen wollte?«
fragte Wetzon.
    »Sie wollte die Stadt nicht verlassen, sondern
in eine andere Wohnung umziehen.«
    »Weiter«, sagte Nina.
    »Sie sah immerzu auf die Uhr, als erwartete sie
jemand.«
    »Wie wir vorausgesetzt haben: der prominente
Liebhaber«, bemerkte Nina.
    »Auf ihrem Couchtisch lag Post verstreut.
Rechnungen — New Yorker Telefongesellschaft, Stadtwerke — und ein Stapel Briefe
mit einem roten Gummiring darum. Der oberste Umschlag war an Terri adressiert
und hatte keinen Absender.«
    »Vielleicht auf der Rückseite«, sagte Wetzon.
    »Kann sein. Jedenfalls wimmelte sie ihn ab, und
er war empört. Sie sagte ihm — und das scheinen genau ihre Worte gewesen zu
sein — , daß für ihn kein Platz in ihrem Leben sei. Er glaubte, die Handschrift
zu kennen, aber er konnte die Verbindung nicht herstellen und vergaß es
deshalb.«
    Wetzon stöhnte. »Ach, hör auf, die Handschrift?
Klingt das nicht an den Haaren herbeigezogen, Silvestri? Bist du sicher, daß er
die ganze Geschichte nicht erfunden hat, um den Verdacht von sich abzulenken?«
    »Wir haben Koenig noch nicht ausgeschlossen,
Les, aber es gibt keinen konkreten Beweis, der auf ihn...«
    »Sein Blut, was für eine Blutgruppe hat er?«
    »Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Nina, dann
wartete

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