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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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aufgeregte Stimme. »Leslie?
Ich muß dich sprechen. Deine Freundin, diese Blutärztin, hat April belästigt.
Du glaubst, ich wüßte nicht, was ihr tut?« Medora schrie jetzt. »Haltet euch
von meiner Tochter fern, und haltet euch aus meinem Leben heraus!« Der Anruf
endete mit einem Knall so scharf wie ein Pistolenschuß.
    Silvestri sah sie an. »Tja, wir haben mit
Sicherheit einen Nerv getroffen.«

MEMORANDUM
    An: Carlos,
Medora, Foxy, Leslie, JoJo, Ensemble und Personal
    Von: Edward Venderose,
Generalintendant
    Datum: 8. Dezember 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Hier kommt eine gute
Nachricht, die uns alle erleichtert aufatmen läßt. Die Benefizveranstaltung Combinations in concert ist restlos
ausverkauft. Die Kasse ist geschlossen, was bedeutet, daß wir viel Geld sparen.
     
    Wenn Ihr noch Karten
braucht oder jemanden kennt, der welche kaufen möchte, wendet Euch bitte sofort
an Nancy.
     
     

42. Kapitel
     
    »Was bedeutet das?« fragte Silvestri, der Wetzon
über die Schulter schaute. »Ausverkauft ist ausverkauft — in normaler Sprache wenigstens.«
    »Das Theater verwendet keine normale Sprache. Im
Theater, Silvestri, ist ausverkauft nie völlig ausverkauft. Die Kasse kann
immer noch etwas aus der Tasche ziehen, und der Generalintendant genauso. Sie
legen immer Karten für Berühmtheiten beiseite. Ich meine, wenn der Präsident
und sein Gefolge kommen möchten ...«
    »Und wenn sie nicht verkauft werden, diese
Phantomkarten?«
    »Bei einem Hit, Silvestri, werden sie immer
verkauft.«
     
    Kurz nach zwei Uhr trafen sie sich im
Verwaltungsgebäude des John Jay.
    Silvestri redete ununterbrochen, aber sie hörte ihn
kaum. Es war, als befände sie sich bereits in hypnotischer Trance.
    »Tom McLean«, sagte er gerade. »Aus D.C.... aus
dem aktiven Dienst ausgeschiedener Detective... klinischer Psychologe und
Kriminologe... ständig gefragt...«
    Wetzon sah ihn von der Seite an. Warum schwatzte
er so drauflos? Während sie in den Aufzug traten, sagte sie schließlich: »Bist
du wegen irgendwas nervös, Silvestri?«
    Er drückte auf 6, wechselte ein paar belanglose
Worte mit anderen Detectives und antwortete ihr erst, als sich der Aufzug im
vierten Stock leerte. Dann drückte er fest ihre Hand. »Was denkst du denn,
Kleines?«
    »Ich weiß, daß du dich verhältst, als würde ich
vielleicht etwas sagen oder tun, das dir peinlich wäre, Silvestri.«
    Er sah sie erschrocken an. Dann hielt der Aufzug,
und sie stiegen aus. Er hielt noch immer ihre Hand.
    »Löse ich solche Gefühle in dir aus?«
    Sie nickte.
    »Um Himmels willen, Les. Das tut mir leid. Das
ist nicht meine Absicht.« Seine Stirn runzelte sich besorgt.
    »Du bist sehr damit beschäftigt, dich gegen mich
abzuschirmen, Silvestri...« S
    »Okay, Les, ich habe zugehört. Wir sprechen
später darüber. Im Augenblick geht es nicht um mich. Du mußt den Kopf frei
bekommen und dich für die bevorstehende Sitzung entspannen.« Er schaute auf sie
hinab; seine Lippen bewegten sich, als wollte er noch etwas anderes sagen.
    Sag es doch einfach, Silvestri, dachte sie. Sag es.
    Und genau da tat er es. Er sagte: »Ich liebe
dich, Les. Und ich möchte dich in Sicherheit wissen.«
     
    Das erste, was Wetzon an Tom McLean auffiel,
waren seine Augen. Sie waren mittelbraun und samten. Freundliche Augen. Er sah
wie ein Arzt aus, untersetzt, in dunkelgrau kariertem Anzug mit weißem Hemd und
rotgemusterter Krawatte. Ein idealer Doktor, wie von Norman Rockwell
gezeichnet, nur jünger. Tom McLean war wahrscheinlich Ende Vierzig oder Anfang
Fünfzig. Sein Gesicht wies genau den richtigen Grad von Abnutzungserscheinungen
auf.
    »Nur herein, und machen Sie sich’s bequem,
Leslie«, sagte er. Sein Händedruck war fest und die Hände warm. Die hohe Stirn
zeigte einen schon ein wenig zurückweichenden Haaransatz, das Haar war schwarz
mit grauen Fäden. Ihre Hände waren eiskalt, aber er machte keine Bemerkung,
sondern zeigte nur auf einen großen Ledersessel, der nachgab, als sie in seine
tröstliche Tiefe sank.
    »Wäre es Ihnen recht, wenn Silvestri bliebe?«
fragte sie.
    »Möchten Sie das?«
    Sie nickte und fühlte sich plötzlich wie Alice
im Wunderland, die langsam schrumpfte. »Ja, es wäre mir lieb.«
    »Okay, Silvestri, häng die Mäntel in den Schrank
dort. Ich möchte, daß du dort drüben sitzt.« Er zeigte auf einen Stuhl, der
ganz außerhalb von Wetzons Gesichtsfeld stand. »Piepser abgeschaltet?«
    Silvestri sagte: »Ich kenne die Prozedur.«
    »Müssen

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