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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Stück
für Stück zusammensetzen wollte. Wetzon wandte ihm den Rücken zu. Es war so
eine Sache zwischen Mann und Frau. Oder vielleicht zwischen Raubtier und Beute
— aber was immer es war, es verursachte ihr Unbehagen. Er sagte: »Xenia? Ja.
Gut, dann verabschiede ich mich.« Er legte das Telefon auf.
    Wetzon entfernte sich vom Fenster. »Ich glaube,
es ist Zeit für mich zu gehen.«
    »Noch nicht.« Freundlich stellte er sich ihr in
den Weg. »Sie haben den Baum nicht gesehen.« Er führte sie wieder zum Fenster.
    Von unten stieg der Jubel wie ein Atompilz hoch.
An dem mächtigen Baum gingen schlagartig alle Lichter an, und der Jubel
umbrandete sie und verband sie beinahe liebevoll kurz miteinander.
    »Fröhliche Weihnachten, Mrs. Wetzon.«
    »Fröhliche Weihnachten, Mr. Veeder.«
    Sie tranken und beobachteten sich dabei. Dann
stellte sie ihr Glas auf seinen wunderschönen Schreibtisch und ging aus dem
Zimmer.
    Sie war kein Idiot. Das Ganze war eine
abgekartete Sache, um Smith und Hartmann zusammenzubringen. Smith war mit
Hartmann noch nicht fertig. Nicht im entferntesten.
    Und das konnte nur bedeuten, daß Hartmann auch
mit Wetzon noch nicht fertig war.

MEMORANDUM
    An: Carlos,
Leslie, Medora, Foxy, JoJo u. a.
    Von: Edward Venderose,
Generalintendant
    Datum: 3. Dezember 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    hr wißt, daß
Peg Button zugestimmt hat, die Kostüme abzusegnen. Der Verband der
Bühnenkünstler hat nichts dagegen, wenn Nancy als Kostümkoordinator auftritt,
weil es nur für zwei Aufführungen ist, aber wir meinen, ein
Gewerkschaftsmitglied sollte die Arbeit machen. Ich bin glücklich, Euch
mitteilen zu können, daß Peg von sich aus angeboten hat, sich auch der
Accessoires anzunehmen. Bestimmt seid Ihr mit mir der Meinung, daß sie eine
klasse Dame ist.
     

40. Kapitel
     
    »Und ich bin glücklich, dir mitteilen zu können,
daß Peg eindeutig eine wirklich klasse Dame ist«, sagte Carlos. »Ich wette, sie
gibt ihr Honorar an Show Biz Shares zurück.«
    »Ich bin sicher, daß du recht hast, aber ob Mort
das akzeptiert? Er wollte Nancy die Aufsicht über die Kostüme übertragen. Und
ganz sicher für nichts, da er ihr ohnehin ein Gehalt zahlt.«
    »Meinst du, das hat ebenfalls zur
Stellenbeschreibung gehört, Häschen?« fragte Carlos, indem er eine Braue
hochzog und das andere Augenlid sinken ließ.
    Wetzon berührte mit dem Finger seine hochmütige
Nase. »Du bist auch eine klasse Dame, Schatz«, sagte sie.
     
    Sie saßen an dem runden Tisch vor dem Fenster des
Café con Leche: Silvestri und Peter Koenig. Sie sah sie, bevor sie selbst
entdeckt wurde. Peters Gesicht war gerötet. Er redete und redete. Silvestri
hörte zu, nickend, sphinxhaft.
    Sofort machte sie kehrt und schlug die Richtung
zum Broadway ein. Silvestri hatte darauf bestanden, daß Peter und Wetzon nicht
über die Prozedur der Hypnosesitzungen miteinander sprechen würden, bevor beide
sie hinter sich gebracht hätten, also marschierte sie zum Broadway, falls man
den Weg von einer Ecke zur nächsten als Marsch bezeichnen konnte.
    Die Bäume und Sträucher auf dem Mittelstreifen
des oberen Broadway trugen Trauben von winzigen Glühbirnen, die zum festlichen
Anblick der Straße in der Weihnachtszeit beitrugen. Wetzon ging auf die andere
Seite. Vor Zabar’s ließ jemand ein Glöckchen erklingen und bat um Spenden für
die Obdachlosen; aus einem Kleinbus schallten Weihnachtslieder; auf Tischen
stapelten sich Bestseller (wahrscheinlich bei Verlagen geklaut), die zum halben
Preis verkauft wurden.
    Sie betrat Zabar’s. Um sechs Uhr war es selbst
in der Vorweihnachtszeit nicht so furchtbar voll. Wenigstens konnte man
herumgehen, ohne ständig mit jemandem zusammenzustoßen. Sie erstand zwei Pfund
ungemahlenen Kaffee, ein Päckchen aufgeschnittenen schottischen Lachs, sechs
Bagels, einen Preßkopf, Rahmkäse mit Schalotten, ein Stück Gruyère, ein Dutzend
Eier und ein Töpfchen Reispudding. Wenn sie sich kaputt fühlte und ihre Seele
wund war, wirkte Reispudding lindernd.
    Man konnte am Inhalt des Einkaufswagens oder -korbs
immer feststellen, was für eine Party die Person vor einem in der Schlange
geben würde. Die Frau direkt vor ihr trug ausgelatschte Laufschuhe, eine
schmuddelige Hose sowie eine ausgebleichte blaue Daunenjacke voller Risse,
durch die Federn drangen. Ihr Wagen war randvoll beladen mit Bageltüten,
polnischen Würsten und Paketen mit Räucherfisch. Ein bescheidener Brunch am
Feiertag? Die Kassiererin tippte eine

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