Der letzte Vorhang
den
Dampf an. »Oder so was Ähnliches. Fünfzehn Minuten. Gieß den Wein ein, Brot
steht auf dem Tisch.«
Sie setzte den kleinen Hund auf den Boden,
hängte den Mantel auf und ließ ihre Aktentasche und Handtasche auf den Boden
fallen, damit Izz sie inspizieren konnte. Dann kam sie in die Küche und atmete
tief ein. »Wer sind Sie und was machen Sie in meiner Küche?« Sie schlang die
Arme um seine Taille und schmiegte den Kopf an seinen Rücken. Er war voller
Überraschungen.
»Dein Liebhaber, der gekommen ist, um dich zu
verführen. Aber zuerst das Aphrodisiakum.« Er schüttelte die Pilze mit fast
professionellem Selbstbewußtsein.
»Ah, klar«, sagte sie.
Er zog sie herum und küßte sie auf die Nase.
»Ich möchte mit dir durchgehen, was dich morgen erwartet.«
»Also bestichst du mich mit Funghi, weil du weißt,
daß ich verrückt auf Champignons bin, habe ich recht?«
»So in etwa. Danach verführe ich dich dann.«
»Okay. Dann ziehe ich mich am besten dem Anlaß
entsprechend an.«
Sie nahm die Flasche Burgunder und überließ ihn
seiner Kocherei. Wie sehr sie ihn liebte, wenn er so war.
Der Tisch war mit Leinenservietten und Kerzen
gedeckt. Sie machte »hm« nach Smith-Manier, schenkte Wein ein und zündete die
Kerzen an, dann ging sie über den Flur ins Schlafzimmer und legte ihr Kostüm
ab. Darunter trug sie noch die Tanzkleidung. Er hatte die Leggings und
Wadenwärmer unter ihrem Kostümrock gar nicht bemerkt.
Silvestri erwartete sie, die Pasta gerecht
verteilt, Salat daneben, als sie zurückkam. »Was für eine wunderbare Ehefrau du
eines Tages für eine glückliche Person abgeben wirst, Silvestri. Wenn du nun
noch die Wäsche...«
»Ich kümmere mich nicht um Wäsche oder Fenster«,
sagte er, »aber ich...«
»Macht nichts. Zuerst das Wichtigste, oder ich
bin morgen ein Wrack.«
Die Mahlzeit in Verbindung mit Burgunder und der
Tanzprobe genügte, um sie beschwipst zu machen. Nachdem sie den Tisch abgeräumt
und die spärlichen Reste weggestellt hatten, denn Silvestri aß gern um
Mitternacht noch mal, trug Wetzon Tassen und ihre Glaskanne mit Starbucks’
haarsträubendem Koffeinfreien ins Wohnzimmer.
»Wo fangen wir an?« Sie füllte die Tassen und
setzte sich auf den Sessel gegenüber, während er es sich mit Izz auf dem Sofa
bequem machte.
»Hast du Angst davor, Les?«
Sie schüttelte den Kopf. »Angst nicht direkt.
Sorge eher. Wirst du dabeisein?«
»Wenn du möchtest.«
»Ich möchte. Warum erzählst du mir nicht etwas
von diesem McLean? Ist er in Ordnung?«
»Er ist ein guter Kerl. Ein Fachmann, klinischer
Psychologe, Kriminologe und ehemaliger Polizist.«
»Was bedeutet, daß er noch immer Polizist ist.«
»Einer der besten.«
»Vermutlich habe ich Angst, daß er in meiner
Psyche gräbt und...«
»Das wird er nicht tun. Er führt dich nur in
eine ganz bestimmte Zeit zurück. Nichts weiter. Tom ist ein echter Profi. Du
wirst ihn mögen. Ich habe ihm die Unterlagen zu dem Fall gegeben und von dir
erzählt.«
»Was hast du ihm erzählt, Silvestri?« Sie konnte
es nicht ausstehen, wenn man über sie redete. Irgendwie kam sie sich dadurch
herabgewürdigt vor.
»Daß du neunmalklug und dickköpfig bist«,
entgegnete er. »Was denkst du wohl, was ich ihm gesagt habe?«
»Das würdest du nie sagen, weil du, mein Lieber,
auch ein echter Profi bist. Machen wir es in seinem Büro?«
»Ja. Am selben Ort wie Koenig. Du brauchst dich
nur mit mir um Viertel nach zwei in der Halle des Verwaltungsgebäudes des John
Jay zu treffen, und ich bringe dich hinauf.«
»Silvestri, ich habe viel über das alles
nachgedacht... Ich würde wetten, daß Terri bereits tot war, als Rog starb.«
»Wie kommst du darauf? Weißt du etwas, was du
mir nicht gesagt hast?«
»Ein Gefühl im Bauch. Vielleicht hat Rog Terri
umgebracht. Vielleicht sollten wir eine richterliche Verfügung erwirken und ihn
exhumieren lassen. Was wäre, wenn auch sein Tod nicht natürlich war?«
»Aber welches Motiv hatte er, sie zu ermorden,
Les? Und eine Exhumierungsverfügung bekommt man nicht so leicht. Machen wir
eins nach dem andern. Bring erst mal morgen hinter dich.«
»Vielleicht wollte er Medora verlassen und...«
»Dann hätte Medora ein besseres Motiv, beide
umzubringen.«
Sie stand auf. »Du hast recht. Ich gehe duschen.«
»Noch nicht«, sagte er, indem er ebenfalls
aufstand.
Das Telefon läutete.
»Geh nicht ran.«
Ihr Anrufbeantworter ersparte ihr die
Entscheidung. Einen Augenblick später sagte eine
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