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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Reihe Telefone beim Eingang an der 50. Straße. Es war vier Uhr. Sie rief
im Büro an.
    »Max? Ich komme nicht zurück. Irgendwelche
Probleme? Hat Smith sich gemeldet?«
    »Aah... nein... aah...«
    »Was ist los?«
    »Mark hat angerufen. Er machte einen aufgeregten
Eindruck. Er wollte dich sprechen.«
    »Gib mir seine Nummer.«
    »Er will zurückrufen.«
    Sie überlegte kurz. Wie deprimiert war Smith
wegen Hartmann? Würde sie etwas Dummes machen... zum Beispiel... »Max, ich
fahre zu Smith nach Hause. Falls Mark anruft, sag ihm, er soll es dort
probieren.«
    Mit vier Einkaufstaschen kämpfte sie sich aus
dem Kaufhaus, um ein Taxi zu erwischen. Direkt vor ihr fuhr eines vor, aus dem
zwei Frauen stiegen.
    »Das ist mein Taxi!« schrie ein Mann von der
anderen Straßenseite nahe St. Patrick’s. Er fuchtelte mit den Armen. »Das ist
meins!« Er war übergewichtig, sein Gesicht hochrot.
    Wetzon stieg ins Taxi und schlug die Tür zu.
»Siebenundsiebzigste und Third«, sagte sie zum Fahrer, während der
rotgesichtige Mann ans Fenster zu hämmern begann und sie anknurrte. Sie
verriegelte die Tür, kurbelte aber das Fenster zwei Fingerbreit herunter. »Tut
mir leid«, sagte sie. »Ein Notfall.«
    »Mistweib!« schrie er, indem er seine Finger
durch den kleinen Fensterspalt zwängte.
    »Finger weg von meinem Taxi, oder ich rufe die
Bullen!« brüllte der russische Fahrer. Er fuhr langsam an, während der Mann
sich immer noch ans Fenster klammerte. »Sie machen mein Fenster kaputt, und ich
bringe Sie gleich um!« rief er. Das Taxi startete mit einem Ruck und ließ den
Mann zurück, der mit zornrotem Gesicht mitten auf der Straße stehenblieb.
    War Vollmond? fragte sich Wetzon. Oder lag es an
irgendwelcher Energie, die von ihr selbst ausstrahlte?
    Am Schlüsselbund hatte sie einen Satz von Smith’
Schlüsseln, so daß sie sich die Wohnung selbst aufschließen konnte. Gleich
darauf stand sie im Dunkeln und rief: »Smith?«
    Die Wohnung war leer. Mehr als leer. Sie wirkte
hohl. Wetzon schaltete das Licht an und ging umher. Die Zimmer machten einen
verlassenen Eindruck, als ob niemand hier lebte, trotz Smith’ Möbeln.
    Im Wohnzimmer fand Wetzon unter dem Couchtisch
eine einzelne Tarotkarte. Der Turm. Ein Blitz war in den Turm eingeschlagen,
und es stürzten Menschen heraus. Die Karte in ihrer Hand zitterte, oder
vielleicht war es ihre Hand. In diesem Augenblick begann das Telefon zu läuten.
    Sie nahm ab. »Mark?«
    »Ja. Ist sie da?« Er hörte sich ängstlich an.
    »Nein. Was ist los?«
    »Wetzon, er ist es. Du mußt ihn aufhalten.«
    »Wer, Mark? Moment. Beruhige dich.«
    »Hartmann. Sie brennt mit ihm durch.«
    »Mark, ich kann mir nicht vorstellen, wie.
Hartmann befindet sich in Schutzhaft. Er ist ein Zeuge des FBI.«
    »Wetzon, du mußt Mom aufhalten. Sie hat mich
angerufen und gesagt, ich sei jetzt ein Mann und würde schon klarkommen. Wetzon
— sie hat gesagt, sie ruft dich an, um auf Wiedersehen zu sagen.«

MEMORANDUM
    An: Carlos Prince und
Leslie Wetzon
    Von: Nancy Stein, Assistentin
von Mort Hornberg
    Datum: 11. Dezember 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Ed bat mich, Euch
mitzuteilen, daß wir den Marley-Bodenbelag verwenden und daß er am Mittwoch um
11 Uhr geliefert wird. Showtech hat uns erlaubt, ihn passend für die Bühne des
Richard Rodgers zurechtzuschneiden, außerdem hat Ed den Eindruck, daß sie uns
nichts in Rechnung stellen wollen.
     
     

46. Kapitel
     
    »Häschen, ich kann nicht glauben, daß Mort
weiterhin für Gratisüberlassung wirbt. Weiß denn niemand von der Sondersendung
im Fernsehen? Soll ich vielleicht zum Telefon greifen und es der Post
flüstern?«
    »Wenn alle Spender herausbekommen, daß Mort
damit einen Haufen Geld verdienen wird, werden sie ihn teeren, federn, aufs Rad
flechten und aus der Stadt jagen. Oder so ähnlich.«
    »Hmmmm, ein interessantes Bild. Dann lassen wir
wohl besser dem Schicksal seinen Lauf. Was meinst du?«
     
    Wetzon durchsuchte noch einmal die Wohnung,
diesmal jedoch mit größerer Sorgfalt. Smith’ Nerz hing nicht im Dielenschrank.
Das einzige, was noch in ihrer Schmuckschatulle lag, war der goldene Aufhänger
eines Ohrrings, einsam auf dem grünen Velours. Irgend etwas mußte es doch
geben, das Wetzon verriete, wohin Smith verschwunden war. Hartmann würde wohl
nach Brasilien oder in ein anderes Land ohne Auslieferungsabkommen mit den
Vereinigten Staaten fliehen.
    Smith’ Bett war gemacht — allein das hätte
Wetzon alarmieren müssen, daß etwas

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