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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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American-Express-Karte zog,
hielt ihr der Barkeeper zwei Zehn-Dollar-Scheine hin. »Der Herr hat mehr als
genug hingelegt«, sagte er.
    »Der Herr hat unsere Drinks bezahlt, Goldstück«, sagte Wetzon zu Smith, während sie unter einigem Nicken und Winken von den
anderen Tischen zu ihrem Platz geführt wurden. Überall um sie herum erkannte
Wetzon Gesichter, die ihr vom Fernsehen vertraut waren.
    »Für einen Schauspieler ist er ziemlich nett.
Und süß dazu.« Smith lächelte und wählte den Stuhl, von dem aus sie den
Speiseraum überblicken konnte. Sie begann, Bohnenpaste auf einen
Knoblauchcracker zu löffeln.
    »Ja. Für einen Schauspieler schon.« Der
Speiseraum war hell erleuchtet, eine willkommene Wohltat nach den Restaurants,
die ihren Gästen Intimität versprachen, indem sie das Licht herunterdimmten, so
daß man durch die flackernde Flamme einer Votivkerze spähen mußte, wenn man seine
Begleitung und das Essen erkennen wollte. Was das erstere betraf, machte sich
Wetzon keine Gedanken, doch was auf ihrem Teller lag, wollte sie schon gern
sehen.
    Sie ließen sich Zeit mit dem Bestellen und
entschieden sich schließlich, nach längerer Diskussion, für eine Flasche
Chianti, Kartoffelsuppe mit weißen Bohnen, Wurst und Tomaten unter
Fenchelkruste, sowie Rigatoni mit Knoblauch und Broccoli in der Absicht, alles
zu teilen, weil die Portionen üppig waren. Nachdem die wichtigen Entscheidungen
getroffen waren, lehnten sie sich zufrieden zurück.
    »So«, begann Wetzon, während sie ihre Partnerin
musterte. »Geschäfte zu machen, sagt dir also immer noch zu.« Wenn man
bedachte, wie hart Smith arbeitete, sprühte sie vor Leben.
    »Das stimmt, wenn ich Aufträge von den Bäumen
schütteln kann. Marley Straus eröffnet eine Filiale in Boston, und wir besorgen
ihnen die Mannschaft.«
    »So was hört man gern. Darlene konzentriert sich
bereits auf Boston. Lassen wir ihr freie Hand.«
    Der Wein kam, und nachdem ihre Gläser gefüllt
waren, tranken sie sich zu. Smith fuhr fort, die Cracker zu vertilgen, ging
dann zu den krustigen Scheiben Bauernbrot über und bestellte von allem nach.
    »Worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?«
Wetzon fühlte sich ein wenig beschwipst nach den ersten Schlucken Wein. »Laß
mir bitte was vom Brot übrig.«
    »Hast du Barbara Walters gesehen?«
    »Ja.« Wetzons Ungeduld begann als schwaches
Jucken am Fußballen und breitete sich dann schnell aus. Smith würde das so in die
Länge ziehen, daß es das ganze Essen verdarb. »Spuck es aus, bitte.«
    Smith strich die Sesamkrümel mit den Fingern zu
einer Linie zusammen und schob sie auf dem weißen Tischtuch hin und her.
    »Geht es um Mark?« Smith’ Sohn studierte im
ersten Semester in Harvard.
    Strahlend antwortete Smith: »Nein, nein, er
macht sich prächtig. Es gefällt ihm sehr gut. Nächste Woche kommt er nach
Hause. Und natürlich sind wir zu Thanksgiving bei Mort und Poppy, dann siehst
du ihn ja.«
    »Ach ja?« Wetzon war überrascht. Smith war Mort
nur ein paarmal begegnet, und Mark kannte ihn nur von seiner Arbeit als
Laufbursche bei Hotshot im vergangenen Winter... aber trotzdem...
    »Warum bist du so überrascht? Gehen nicht alle
an Thanksgiving zu Mort?«
    »Na ja, alle am Theater.«
    Der erste Gang wurde serviert. Wetzon griff zum
Löffel.
    »Ich habe ein Problem mit Dickie.« Smith platzte
über der Suppe damit heraus.
    Wetzon legte den Löffel wieder hin. »Was für ein
Problem?« Sie hob ihr Glas an die Lippen.
    »Er ist sehr mißtrauisch. Das ist mir früher nie
aufgefallen.«
    »Mißtrauisch? Richard Hartmann? Im Ernst?«
    »Er scheint nicht zu verstehen, daß ich eine
Menge Bewunderer habe.«
    Smith hatte ihr rätselhaftes Lächeln aufgesetzt,
so daß Wetzon sich zu fragen begann, was sonst noch kommen würde. »Irgendwann
kann ich mir einfach nicht ausmalen, wie du im Besuchertrakt in Sing Sing —
oder wohin auch immer sie ihn bringen, wenn er verurteilt ist — zusammen mit
den anderen Gangsterbräuten wartest.«
    »Denk an mich, Zuckerstück, sie werden Dickie
niemals verurteilen. Er hat überall wichtige Freunde. Natürlich ist er nicht
gerade der richtige Umgang für mich. Ein bißchen zu ungehobelt eigentlich.
Tatsächlich«, fügte Smith fröhlich hinzu, »ich sollte meinen Horizont
erweitern. Meinst du nicht auch?«
    Obwohl Wetzon nur allzu gut verstand, welche
Sorte Freunde der schmierige Richard Hartmann haben könnte, hatte sie keine
Ahnung, was Smith mit Horizont erweitern meinte. »Reden wir bitte

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