Der letzte Vorhang
nicht mehr
von ihm. Ich hatte befürchtet, du würdest mich reinlegen und ihn heute Abend
mitbringen. Ich bin froh, daß du es nicht getan hast.« Sie schob Smith ihren
Teller hin. »Die Suppe ist himmlisch.«
»Oh, das würde ich niemals tun, Zuckerstück.«
Smith nahm einen Löffel. »Hm, schmeckt die gut.«
»Aber du hast mich mit Peter Koenig überrascht.«
»Ich dachte, du würdest dich freuen, ihn zu
sehen. Er hat gesagt, ihr seid alte Freunde.«
»Ich war die Freundin seiner Freundin Terri
Matthews. Die er sucht.«
»Und du hast ihm gesagt, wo er sie erreichen
kann.« Smith schob die überbackene Wurst-Tomaten-Komposition über den Tisch.
»Probiere das mal.«
Wetzon schob eine Portion von Smith’ Teller auf
ihren eigenen. Sie staunte, daß sie noch immer hungrig war. »Ich konnte ihm
nicht sagen, wo er sie erreicht, weil ich es nicht weiß.«
»Aber ich dachte, es sollten alle
zusammenkommen, die...«
»Wir konnten Terri nicht finden. Erinnerst du
dich, daß ich dir von dem Skelett einer Tänzerin, das man in einem
Schrankkoffer im Keller eines Wohnhauses im Village gefunden hat, erzählt
habe?«
»Wie sollte ich das vergessen!«
»Ich fürchte, es könnte Terri sein.«
»Nicht möglich!« Plötzlich sehr interessiert,
setzte sich Smith auf.
»Du verstehst, daß ich das Peter nicht sagen
konnte, noch nicht — nicht bevor sie es mit Sicherheit wissen. Und falls es
Terri war, wurde sie ermordet.«
Smith nahm ein winziges Notizbuch aus ihrer
winzigen Tasche und begann, etwas hineinzukritzeln.
»Darf ich fragen, was du tust?«
»Skelett einer Tänzerin, hast du gesagt? Daraus
könnte man einen wunderbaren Film machen, meinst du nicht? Ich habe mir nur ein
paar Notizen gemacht.«
»Warum?«
»Na ja, jetzt, wo ich im Showbusineß bin...«
Wetzon wartete, bis die leeren Teller des ersten
Gangs abgeräumt waren. Dann sagte sie bestimmt: »Aber du bist nicht im
Showbusineß.«
»Aber ja doch, Kleines.«
Wetzon krümmte sich innerlich zusammen. Gegen
Wetzons Proteste hatte Smith einen Teil ihrer Pensionskasse im vergangenen Jahr
in Hotshot: The Musical investiert. Nicht daß Wetzon so etwas für
grundfalsch gehalten hätte — gestört hatte sie vor allem die Tatsache, daß die
Investition auf Kosten der Pension gegangen war. In Broadwayshows zu
investieren und damit zu rechnen, etwas zurückzubekommen, ganz zu schweigen von
einem Gewinn, war so ähnlich, als würde man tausend Lotterielose kaufen und
fest mit einem Gewinn rechnen.
Aber sie hatten Glück gehabt. Da die Show noch
immer bis auf Stehplätze ausverkauft war, trudelten jetzt alle zwei oder drei
Monate Gewinnschecks ein. Und Smith, deren Antennen auf Geld eingestellt waren,
betrachtete das Theater als fruchtbaren Boden.
»Smith, wenn du in ein Stück investierst, bist
du damit noch nicht im Showbusineß.«
»Oh, von Investitionen dieser Art ist auch nicht
die Rede.«
Ihre Pasta kam bereits auf zwei Teller verteilt,
und sie hauten rein. »Dann kläre mich auf. Wovon ist die Rede?«
»Combinations in concert, Zuckerstück.« Sie sprach langsam, als hätte sie
eine Schwachsinnige vor sich. »Joel Kidde und ich werden es für Ted Turner
produzieren.«
»Ihr tut was?« Wetzon senkte langsam die Gabel
und mußte sich zusammenreißen, nicht damit in Smith’ Hand zu stechen, als diese
wieder nach dem Brotkorb griff.
»Warum machst du so ein geschocktes Gesicht,
Schatz? Hat Mort dir nichts gesagt?«
»Er hat erwähnt, daß Interesse besteht, und Carlos
und ich haben ihn zurückgepfiffen. Also kannst du es nicht tun.«
»Wir brauchen eure Erlaubnis gar nicht. Foxy und
Medora haben zugestimmt, und als Autoren, weißt du, treffen sie solche
Entscheidungen.«
THE NEW YORK TIMES
FREITAG, 18. NOVEMBER 1994
AUF UND HINTER DER BÜHNE/PHILIP GOLDSTEIN
NOSTALGISCHE SPANNUNG
Schlägt Mort Hornberg zwei Fliegen mit einer
Klappe? Hornberg produziert eine Wiederaufnahme des goldenen Oldies der
siebziger Jahre, »Combinations«. Das wegweisende Musical wird an zwei Abenden,
am Donnerstag, 22. Dez., und Freitag, 23. Dez., zugunsten von Show Biz Shares konzertant aufgeführt. Durch » Combinations«
gingen die Namen von Davey Lewin, Roger und Medora Battle, Phyllis Reynard und
dem Koregisseur Mort Hornberg in die Theatergeschichte ein. Zur ursprünglichen
Truppe gehörten Bonnie McHugh, die nach dem Ende der Laufzeit für die
erfolgreiche TV-Serie »Bonnie und Joe« gewonnen wurde, und Carlos Prince, der
Regisseur und Choreograph.
Die
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