Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
Vom Netzwerk:
später hatten LaBréa und Céline die Küche aufgeräumt. LaBréa überzeugte sich, dass Jenny schlief, und lehnte ihre Zimmertür an. Obelix lag ausgestreckt auf der Wohnzimmercouch und gab leichte Schnarchtöne von sich. Spätestens dann, wenn La-Breas Schlafzimmertür sich hinter ihm und Céline geschlossen hatte, würde der Kater es sich bei Jenny bequem machen.
    LaBréa fiel der Karton mit den persönlichen Sachen seiner Mutter ein. Er holte ihn ins Wohnzimmer und begann ihn auszupacken. Obenauf lag ein großer Umschlag mit alten Familienfotos. LaBréa erkannte seine Großeltern mütterlicherseits und seine Tante Isabella, die früh verstorbene ältere Schwester seiner Mutter. Es gab mehrere Hochzeitsfotos seiner Eltern, Bilder von ihm und seinem jüngeren Bruder, als sie Kinder waren.
    »Du warst ein richtig hübscher Bengel«, meinte Céline, als sie die Bilder betrachtete. »Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Kein Wunder, dass ich mich in dich verliebt habe.«

    »Na, na«, lachte LaBrea. »Übertreib mal nicht.«
    »Das ist keine Übertreibung, und das weißt du auch.«
    Er nahm sie in den Arm, und sie küssten sich. Nach einer Weile lösten sie sich voneinander, und LaBréa widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Nachlass seiner Mutter. Er entdeckte Briefe seines Vaters, die er diskret beiseitelegte, sowie ein kleines Album, dessen abgegriffener Einband mit einem geblümten Stoff überzogen war.
    »Sieh mal hier«, sagte er zu Celine und schlug die erste Seite auf. » Poesiealbum von Lucia Bartoli «, las er. »Bartoli war ihr Mädchenname. Begonnen am 7. Mai 1950. Da war sie...« Er dachte kurz nach. »Sie ist 1938 geboren, also war sie da zwölf Jahre alt.«
    Auf vielen Seiten des Albums klebten Votivkärtchen und Glanzbilder mit Blumenmotiven, kleinen Herzen oder einem Vogel. LaBréa las die üblichen Jungmädchenwidmungen. Vom Veilchen im Moose und der stolzen Rose war die Rede, von der Jugend frohe Stunden, die man nutzen solle. Klassenkameradinnen hatten diese Widmungen mit zum Teil ungelenker Handschrift geschrieben. Auch Lehrerinnen hatten sich verewigt. » Deine Mathematiklehrerin Françoise Vilot. « Der letzte Eintrag trug das Datum 1. Dezember 1952.
    »Zu ihrer Zeit gab es ja noch keine gemischten Schulen«, sagte LaBréa. »Es waren nur Mädchen in ihrer Klasse.«

    Er reichte Celine das Album. Sie las einige Widmungen und schien gerührt.
    »Wann sie wohl das letzte Mal dieses Album in der Hand gehabt hat? Sie hat es ihr Leben lang behalten, also hing sie sehr daran.«
    »Obwohl sie in den Jahren ihrer Krankheit sicher alles vergessen hatte, was drinstand.«
    »Schade, Maurice, dass junge Mädchen heutzutage so etwas kaum noch kennen. Ein Poesiealbum, meine ich. Das hat irgendwie etwas Romantisches. Etwas Unschuldiges, findest du nicht? Doch es ist völlig aus der Mode gekommen. Ich hatte übrigens auch kein Poesiealbum.«
    »Ja, die Zeiten haben sich gewaltig geändert«, pflichtete LaBréa ihr bei. »Wenn ich Jenny solch ein Album schenken würde und ihr sagte, wozu es dient, würde sie mich auslachen.«
    Er holte aus dem Karton einen Packen weiterer Briefe, säuberlich mit einem roten Band verschnürt. Erstaunt betrachtete LaBréa sie.
    »Komisch, die Schrift kenne ich gar nicht.« Rasch blätterte er den Packen durch. »Oktober 73... November 73... Januar 74... Keine Kuverts, also auch kein Absender«, stellte er fest. »Und alle in derselben Handschrift geschrieben.« Er löste das rote Band, nahm den zu oberst liegenden Brief und faltete ihn auf. »22. September 1973. Liebste Lucia, mein Augenstern...«, las er verwundert. »›Meine Allerliebste‹ steht hier und ›Geliebte
Lucia, wie sehr sehne ich mich nach Deinem Mund ... ‹« Er überflog das letzte Schreiben. »›In ewiger Liebe und Treue, Dein Bernard ...‹« Irritiert schüttelte LaBréa den Kopf. »Dein Bernard?! Wer ist denn Bernard?«
    Ein leises Lächeln huschte über Célines Gesicht.
    »Sieht ganz so aus, als hätte deine Mutter ein Geheimnis gehabt, von dem ihr anderen in der Familie all die Jahre keine Ahnung hattet.«
     
    LaBréa öffnete eine weitere Flasche Wein, verscheuchte Obelix vom Sofa und nahm neben Celine Platz. Beleidigt stolzierte der Kater in Jennys Zimmer.
    Die Briefe eines Mannes namens Bernard an Lucia LaBréa, insgesamt einhundertsiebenunddreißig, waren romantische und auch leidenschaftliche Liebesbriefe. Oftmals nahm der Verfasser Bezug auf das, was Lucia ihm geschrieben hatte:

Weitere Kostenlose Bücher