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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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wahnsinnig geliebt haben. Mir schien immer, als hätte sie seinen Tod nie verwunden. Vor allem, weil es
so ein schreckliches Unglück war. Die Rettungsmannschaften haben Stunden gebraucht, um Papa und seine beiden Kollegen aus den Trümmern des Waggons zu bergen. Obgleich schwer verletzt, hat er alles mitbekommen. Als er ins Krankenhaus kam, war er noch bei Bewusstsein.«
    »Wie schrecklich, Maurice! So genau hast du es mir nie erzählt.«
    »Das war ein Trauma für die ganze Familie. Wenn ich mir vorstelle, dass es da schon seit Jahren einen Liebhaber in Mamans Leben gab... Ich fasse es nicht.«
    »Vielleicht hat sie mit Bernard Schluss gemacht, weil sie sich irgendwie am Tod ihres Mannes schuldig fühlte?«
    »Möglich. Ich habe meine Mutter stets als sehr moralische Frau erlebt. Nie hätte ich ihr einen Seitensprung zugetraut. Schon gar nicht ein jahrelanges Verhältnis. Vielleicht hat sie Papas Tod als ein Zeichen gesehen.«
    »So eine Art Fingerzeig Gottes, meinst du? War deine Mutter denn gläubig?«
    »In meiner Kindheit und Jugend schien das nicht der Fall gewesen zu sein. Da ging sie kaum in die Kirche. Aber nach Papas Tod - ja, ab dem Zeitpunkt ging sie mehrere Male in der Woche in die Kirche Notre-Dame des Champs, am Montparnasse. Mit dem dortigen Pfarrer war sie fast freundschaftlich verbunden. Pater Rene hieß er, glaube ich.«

    »Na, das sagt doch viel. Sie hat ihr Gewissen erleichtert und bei ihm gebeichtet.«
    »Wie auch immer, ich werde den Schleier über diesem Geheimnis wahrscheinlich nie lüften.«
    »Wirst du es Richard erzählen, wenn er zurück ist?«
    LaBréa überlegte kurz.
    »Ja, ich glaube, dass er es wissen sollte. Der Nachlass meiner Mutter gehört auch ihm. Ich kann ihm die Briefe nicht vorenthalten.«
    »Bist du jetzt schockiert, Maurice, ändert sich dadurch das Bild, das du von deiner Mutter hast?«
    LaBréa ließ sich Zeit mit einer Antwort.
    »Schockiert ist vielleicht das falsche Wort. Ich bin eher erstaunt, oder, besser gesagt, etwas befremdet. Aber im Grunde genommen geht mich das nichts an. Es war ihr Leben, und sie war nur sich selbst Rechenschaft schuldig. Höchstens noch Papa, aber auch das geht mich nichts an.«
    »Es gibt einen Film, ich weiß nicht, ob du den kennst. Mit Meryl Streep und Clint Eastwood. Die Brücken am Fluss. «
    LaBréa schüttelte den Kopf.
    »Nein, den kenne ich nicht.«
    »Es ist die Geschichte einer ehrbaren Farmersfrau irgendwo in Amerika, die eine Zeit lang einen Liebhaber hatte, einen Fotografen, der die berühmten überdachten Brücken in der Gegend fotografierte und so
mit ihr in Kontakt kam. Von dem leidenschaftlichen Verhältnis der beiden hat ihr Ehemann nie etwas erfahren. Auch die Kinder nicht. Erst nach dem Tod der Frau fanden der Sohn und die Tochter die Liebesbriefe des Fotografen. Man könnte sich vorstellen, dass so etwas öfter vorkommt.«
    LaBréa lehnte sich zurück und blickte gedankenverloren durch die hohen Fenster in den kleinen Garten. Die Zwergzypresse bog sich im Wind. Auf das Glasdach der Atelierwohnung trommelte der Regen in gleichmäßigem Rhythmus.
    »Musettewalzer...«, sagte LaBréa plötzlich und schlug sich an die Stirn. »Ich erinnere mich, dass Maman diese Musik sehr liebte. Sie hatte eine Menge solcher Schallplatten.« Mit einem Ruck drehte er sich zu Celine. »Die alte Frau, die heute Morgen in ihrer Wohnung ermordet wurde, die hat auch Musettewalzer geliebt. Und ihr Nachbar hat ausgesagt, dass sie sonnabends immer mit einer Freundin ausging. Das bringt mich auf eine Idee!«
    Er sprang auf und lief zum Telefon. Ein rascher Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es kurz vor elf war. Trotzdem wählte er Francks Nummer. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich sein Mitarbeiter.
    »Haben Sie schon geschlafen, Franck? Gut, umso besser. Wenn Sie morgen nochmal bezüglich der beiden Mordfälle Annie Normand und Leonore Foures die Nachbarn interviewen, fragen Sie doch mal nach,
ob die beiden Frauen öfter eines dieser Tanzlokale wie das Paradis besucht haben. Musettewalzer, Tanzmusik. Wie? Das erkläre ich Ihnen am Montag. Gute Nacht.«
     
    Eine halbe Stunde später gingen er und Céline eng aneinandergeschmiegt ins Bett. Sie liebten sich lange und leidenschaftlich, so als wäre es das erste Mal. Céline schlief danach rasch ein. LaBréa lag noch lange wach und dachte über die Turbulenzen des Tages nach. Ereignisse hatten sich gekreuzt und überlagert, bei denen es um Liebe, Betrug und Tod ging. Und um ein nostalgisches

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