Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
gelebt, bevor sie nach Amerika ging? Ist sie nach 2001 vielleicht
nach Frankreich zurückgekommen? Gehen Sie der Adresse nach, die auf den Briefumschlägen steht.«
»Das wird schwierig. In den USA gibt es keine Meldepflicht, Chef.«
»Ich weiß, Claudine. Lassen Sie sich was einfallen. Ihr Vorname, Augustine, ist altmodisch und selten, das könnte uns helfen, ihr auf die Spur zu kommen.«
»Und ich?«, fragte Jean-Marc und sah seinen Chef an.
LaBréa lächelte.
»Sie nehmen sich übers Wochenende die Akten der beiden ersten Fälle vor und studieren sie gründlich. Claudine hatte ja vorhin nicht die Zeit dazu. Jedes Detail kann wichtig sein. Es wäre möglich, dass die Kollegen seinerzeit etwas übersehen haben.«
Er schob seinen Stuhl zurück und erhob sich.
»Für heute machen wir Schluss. Wir treffen uns Montag früh um neun zur ersten Talkrunde. Ich werde morgen Abend mit der Concierge in der Rue Barbette sprechen, falls sie dann von ihrem Wochenendausflug zurück sein sollte.«
Fünf Minuten später verließ er zusammen mit Franck, der ihn nach Hause fahren wollte, den Quai des Orfèvres. Im strömenden Regen fuhren sie durch die Stadt, in die nun endgültig der Herbst Einzug hielt. Inzwischen war es kurz nach acht. Vom Wagen aus rief LaBréa seine Tochter zu Hause an.
»In einer Viertelstunde bin ich da. Wollen wir irgendwo was essen gehen?«
»Keine Lust. Lass uns zu Hause essen. Also, bis dann, Papa.«
Als LaBréa sein Handy abstellte, meinte Franck wehmütig: »Sie haben es gut, Chef. Auf mich wartet niemand zu Hause. Und Pizza, Croque Monsieur oder Hot Dog kann ich, ehrlich gesagt, nicht mehr sehen.«
»Legen Sie sich eine neue Freundin zu, Franck«, erwiderte LaBréa gleichmütig.
Franck seufzte.
»Das ist leichter gesagt als getan, Chef. Frauen, die es längere Zeit mit einem Bullen aushalten, sind seltener als ein Sechser im Lotto.«
LaBréa nickte vage. Seine Gedanken schweiften ab. Noch einmal ließ er die Geschehnisse des Tages Revue passieren. Ein schmerzliches Gefühl erfüllte ihn. Er hatte es den ganzen Tag über dumpf gespürt, doch es war überlagert worden von anderen Ereignissen. Die Aufregung um Celine, die Ermittlung in einem neuen Mordfall.
Seine Mutter war tot. Morgen oder spätestens übermorgen würde sein Bruder Richard wieder in Paris sein, und Ende kommender Woche würden sie ihre Mutter beerdigen.
9. KAPITEL
L aBréa hängte seinen Mantel an den Garderobenhaken.
»Hallo, Cherie!«, rief er und betrat das Wohnzimmer.
»Salut, Papa«, ertönte es aus einem der Sessel, wo Jenny mit Kater Obelix lümmelte. Der Fernseher war eingeschaltet. Auf dem Bildschirm lieferten sich Tom und Jerry eine wilde Verfolgungsjagd, die Jennys ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
Aus der Küche ertönte plötzlich Celines Stimme.
»Du kommst keine Minute zu früh, Maurice. Es kann sofort losgehen.«
Jetzt bemerkte LaBréa, dass der Tisch im Wohnzimmer gedeckt war und ein köstlicher Duft die Wohnung durchzog. Er gab seiner Tochter einen flüchtigen Kuss und ging in die Küche, wo Celine mit Töpfen hantierte. Erstaunt blickte er sie an und schüttelte irritiert den Kopf.
»Sag mal...«, begann er leise, beendete den Satz jedoch nicht. Céline lächelte.
»Überraschung, Maurice. Ich dachte, nach solch einem Tag trauriger Ereignisse und überflüssiger Missverständnisse würde ein schönes Essen dir guttun.«
Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso stand sie plötzlich in seiner Küche, als sei nichts geschehen? Wo war Adrien, der Mann aus ihrer Vergangenheit?
Céline umarmte ihn.
»Es tut mir so leid, das mit deiner Mutter«, sagte sie sanft. »Ich hab’s vorhin von Jenny erfahren, und da dachte ich...« Sie beendete den Satz nicht.
»Und Adrien?« LaBréa konnte sich die Frage nicht verkneifen.
»Adrien hat heute Abend ein Geschäftsessen und kommt wahrscheinlich erst sehr spät zurück. Ich habe ihm einen Schlüssel zu meiner Wohnung gegeben, damit er unabhängig ist.« Sie küsste ihn.
»Wie kann man nur so dumm sein, Maurice?« Es klang so, als spräche sie zu einem Kind. »Du kennst mich jetzt schon beinahe ein Jahr. Eigentlich müsstest du wissen, dass ich ein treuer Mensch bin und kein Interesse an irgendwelchen Affären habe. Und schon gar nicht mit Adrien.«
LaBréa stand da wie ertappt. Er fühlte sich unsicher, die Gedanken kreisten in seinem Kopf.
»Ich dachte, eure Trennung war so schrecklich, dass du ihn nie wieder
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