Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
sehen wolltest? Wenn er jetzt plötzlich bei dir auftaucht, da liegt es doch nahe...«
Celine unterbrach ihn.
»Für dich vielleicht, Maurice. Ich bin da anders. Wenn ich eine feste Beziehung eingehe - und die
bin ich mit dir eingegangen -, gibt es keinen Seitensprung. Ich liebe dich nämlich, und da ist kein Platz für jemand anders. Adrien hat mich Freitagnachmittag vom Flughafen aus angerufen und gefragt, ob wir uns sehen könnten. Warum nicht?, habe ich mir gedacht. Wir waren zusammen essen, und es war ausgesprochen nett. Er ist seit zwei Jahren verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Ich habe ihm von dir erzählt. Es war ein gutes Gespräch, ein Abend unter Freunden.«
LaBréa nickte. Das, was Celine sagte, klang plausibel, und er fühlte sich erleichtert. Dennoch gab es etwas, was er nicht verstand.
»Wieso muss er denn bei dir übernachten? Hatte er kein Hotelzimmer gebucht?«
»Doch. Aber du wirst es nicht glauben: Bei der Buchung ist ein Fehler passiert. Als er Freitagnachmittag ins Hotel kam, war das Zimmer fälschlicherweise an jemand anders vergeben worden. Da im Moment mehrere Kongresse in Paris stattfinden, hat er so schnell nirgendwo ein Zimmer gefunden. Da habe ich ihm mein Gästezimmer angeboten. Voilà.«
LaBréa nickte und fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes Haar.
»Verstehe. Aber das hättest du mir gestern doch gleich sagen können, statt so komisch zu reagieren.«
»Du hast Recht, das hätte ich«, meinte sie und lächelte hintergründig. »Aber irgendein Teufelchen hat
mir eingeflüstert, dich mal ein bisschen schmoren zu lassen und eifersüchtig zu machen.«
LaBréa lachte erleichtert auf.
»Das ist dir auch gelungen.«
»Außerdem - hättest du es denn geglaubt?« Bevor er darauf antworten konnte, ertönte Jennys Stimme aus dem Wohnzimmer.
»Ich hab Hunger! Wann ist es denn endlich so weit?«
»In zwei Minuten«, erwiderte Celine. »Mach ruhig schon mal den Fernseher aus.« Sie wandte sich an Maurice und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Warum hast du mich denn nicht angerufen, als du vom Tod deiner Mutter erfahren hast?«
»Ja, warum wohl?«, murmelte LaBréa. »Weil ich ein Idiot bin, deshalb. Weil ich dachte... ach, lassen wir das. Ich bin froh, dass du heute Abend hier bist.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Eine etwas unbeholfene Art, sich bei Celine zu entschuldigen, doch sie schien es zu verstehen.
Kurz darauf saßen sie um den runden Esstisch. Céline war eine ausgezeichnete Köchin und verstand es, innerhalb kurzer Zeit und ohne großen Aufwand raffinierte Mahlzeiten auf den Tisch zu zaubern. Als Vorspeise gab es Jakobsmuscheln in Estragon-Tomaten-Soße. LaBréa entkorkte eine Flasche weißen Burgunder. Célines Familie in Nuits St. Georges, Weinbauern in der siebten Generation, stellte diesen wunderbaren Tropfen
her. Céline deckte sich regelmäßig damit ein. LaBrea schenkte den Wein ein, und Celine hob ihr Glas.
»Auf deine Mutter, Maurice«, sagte sie, und ihre Stimme klang beinahe feierlich. »Sie war eine wunderbare Frau und hatte durch ihre Krankheit ein schweres Schicksal. Möge sie in Frieden ruhen!«
LaBréa spürte einen Kloß in seinem Hals.
»Danke«, sagte er leise, und blickte ihr in die Augen. »Auch für alles andere. Du weißt schon... Also, auf Maman!«
Jetzt erhob Jenny ihr Glas Orangenlimonade.
»Mir tut es auch um Großmaman leid«, murmelte sie etwas unbeholfen und sah LaBréa mit ihren tiefblauen Augen an. »Sie ist jetzt sicher schon ganz weit weg, an einem schönen Ort. So wie Maman auch.« Rasch senkte sie ihren Blick, damit ihr Vater und Céline nicht bemerkten, dass sie mit den Tränen kämpfte. LaBréa drückte ihre Hand, und Céline wechselte das Thema.
»Schmeckt es euch? Die Jakobsmuscheln waren Jennys Idee. Ich hatte noch ein Päckchen im Tiefkühlfach.«
Als Hauptgang servierte Celine kleine, mit Pilzen, gerösteten Pinienkernen und Rosinen gefüllte Kalbsrouladen und als Beilage ein Zucchinigratin. Jenny erzählte jetzt von ihrem Tag in der Schule und vom Fußballnachmittag.
»Alles war ganz köstlich, meine Liebe«, sagte LaBrea, als er nach dem Essen seinen Kaffee trank. Jenny
war schon beim Dessert beinahe über ihrem Teller eingenickt. Jetzt stand sie auf.
»Ich gehe ins Bett«, murmelte sie schläfrig und gähnte verhalten. »Lasst bitte die Tür zu meinem Zimmer auf, falls Obelix nachher zu mir will.« Sie gab ihrem Vater und Celine ein Gute-Nacht-Küsschen.
Eine halbe Stunde
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