Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Barkeeper.
»Ja, jetzt erinnere ich mich. Sie kam meistens mit einer Freundin, etwa in ihrem Alter, vielleicht ein bisschen jünger. Die beiden waren ständig auf der Tanzfläche.«
»Mit wem haben sie getanzt? Kannten Sie die Männer?«
»Soweit ich mich erinnere, haben die beiden hauptsächlich miteinander getanzt. In der Altersklasse ist das durchaus üblich. Warum fragen Sie, Commissaire?«
»Weil diese Frau vorgestern Morgen tot aufgefunden wurde«, entgegnete LaBréa.
Der Barkeeper stutzte einen Moment, verzog dann jedoch gleichmütig die Lippen.
»Sehr bedauerlich für die Lady. Aber was habe ich damit zu tun?«
»Sie wurde ermordet, Monsieur Renard. Und wir beleuchten ihr gesamtes Umfeld. Wann haben Sie die Frau das letzte Mal im Paradis gesehen?«
Der Barkeeper dachte kurz nach.
»So genau kann ich das nicht sagen. Ich bin am Sonnabend gerade aus dem Urlaub zurückgekommen. Gestern Abend war mein erster Arbeitstag.«
»Wo waren Sie denn?«, erkundigte sich Jean-Marc beiläufig. Der Barkeeper sah ihn erstaunt an.
»Es geht Sie zwar nichts an, aber ich war bei meiner Schwester auf Mallorca. Zwei Wochen. Mit dem Billigflieger, wenn Sie es genau wissen wollen.«
LaBréa ließ nicht locker.
»Wann haben Sie Madame Geminard das letzte Mal gesehen, Monsieur? Versuchen Sie sich zu erinnern.«
»Ich weiß es nicht. Ist sicher schon ’ne Weile her. Und mit der Freundin kam sie schon lange nicht mehr.«
Erneut schaltete Jean-Marc sich ein.
»Haben Sie denn mal gesehen, dass sie sich mit jemandem länger unterhielt? Oder verabredet war? Mit einem jungen Mann vielleicht?«
Gregory Renard überlegte und schüttelte dann den Kopf.
»Woher soll ich das wissen?« Er lehnte sich zurück und strich über seine schief gewachsene Nase. »Denken Sie etwa, dass die Frau von jemandem umgebracht wurde, der bei uns als Gast verkehrt hat?«
»Wir denken gar nichts«, sagte Jean-Marc trocken. »Beantworten Sie einfach unsere Fragen.«
»Das Paradis ist ein anständiger Laden, Commissaire. Eine Institution in der Stadt, und zwar schon seit den Zwanzigerjahren. Und noch nie wurden wir mit einem Mord in Zusammenhang gebracht!«
LaBréa ging nicht darauf ein.
»Ich bitte Sie noch einmal, Monsieur, versuchen Sie sich zu erinnern. Verließ die Frau auf dem Foto das
Lokal mal in Begleitung? Tanzte sie öfter mit demselben Herrn?«
»Ich sagte doch schon, als sie mit der Freundin kam, haben die beiden zusammen getanzt. Und danach ist mir nicht aufgefallen, mit wem sie getanzt hat.«
LaBréa gab Jean-Marc ein Zeichen. Der Paradiesvogel legte dem Barkeeper die Fotos von Annie Normand und Leonore Foures vor, den beiden anderen Mordopfern.
»Haben Sie diese beiden Frauen schon einmal im Paradis gesehen?«, fragte er.
Der Barkeeper sah sich die Fotos genau an.
»Nein«, sagte er schließlich. »Definitiv nicht.«
»Noch eine letzte Frage, Monsieur Renard.« LaBréa nahm die Fotos und gab sie Jean-Marc zurück. »Seit wann arbeiten Sie denn im Paradis?«
»Seit Anfang 2007. Vorher war ich in Marseille.«
»Auch als Barkeeper?«
»Ja. Aber in einer Disko.« Er grinste. »Aber da wurde es mir zu stressig. Die laute Musik, Drogen, ausgeflippte Kids...«
»Der Name der Disko?«
»Dschungel. Direkt an der Cannebiere.«
Das Gespräch mit dem Barkeeper hatte wenig erbracht. Lediglich die Bestätigung, dass Griseldis Geminard tatsächlich öfter im Paradis gewesen war. Nach dem Tod ihrer Freundin war sie allein in das Lokal gekommen.
Ob sie dort ihren Mörder kennengelernt hatte, blieb weiter im Dunkeln. Einen Hinweis darauf gab es nicht. Es konnte alles auch ganz anders gewesen sein, und der Mörder war in einem völlig anderen Umfeld zu suchen. In jedem Fall würden Gregory Renards Angaben zu seinem Urlaub und seiner Tätigkeit in Marseille überprüft werden. Das Wasserglas würde Jean-Marc gleich ins Labor bringen, damit es auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht wurde.
LaBréa war frustriert, als er mit Jean-Marc das Konferenzzimmer verließ. Inzwischen war es kurz nach vier, und er berief die Talkrunde ein. Vorher telefonierte er noch mit seiner Tochter, die sich gerade auf dem Nachhauseweg von der Schule befand und ausnahmsweise einmal nicht zum Fußballtraining ging.
»Na, wie war’s heute, Cherie?«
»Wir haben die Englischarbeit zurück.«
»Und?«
»Ich hab die zweitbeste Note, eine Zwei plus«, sagte Jenny voller Stolz.
»Fantastisch! Herzlichen Glückwunsch. Wie hast du das geschafft?
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