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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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regnen begonnen. LaBréa schlug den Mantelkragen hoch und spannte seinen Schirm auf. Er rief den Bahnhofsvorsteher an und informierte ihn über die bevorstehende Maßnahme. François Petit hatte von dem Malheur mit dem Schlüssel bereits gehört.

    »Brauchen Sie dazu nicht einen Durchsuchungsbeschluss?«, fragte er. Seine Stimme klang aufgeregt. »Ich will, dass alles seine Ordnung hat. Ich will keinen Ärger!«
    »Den kriegen Sie auch nicht«, beruhigte LaBréa ihn. »Die Durchsuchung des Stellwerks ist eine zusätzliche Maßnahme in einer Mordermittlung. Meine Kollegen waren bereits auf dem Gelände, und jetzt könnten sich neue Erkenntnisse ergeben. Die Beschaffung von Beweisen, die wir möglicherweise im Stellwerk finden, ist legal. Sie können auch gern dazukommen, Monsieur. Allerdings müssten Sie draußen warten, damit keine eventuell vorhandenen wichtigen Spuren vernichtet werden.«
    »Gut, ich komme dazu.«
    Wenig später trafen zwei Männer und eine Frau der Spurensicherung ein. Sie zogen ihre weißen Schutzanzüge über. Einer von ihnen knackte das Zylinderschloss und öffnete die Tür. Die junge Technikerin namens Corinne, mit der LaBréa schon öfter gearbeitet hatte und die er sehr schätzte, reichte ihm die üblichen Plastiküberschuhe, bevor er das Innere betrat. Ein Paar dünne Gummihandschuhe hatte er bereits übergestreift.
    Es war düster hier drinnen und die Luft so staubig und trocken, dass LaBréa husten musste. Einer der Techniker betätigte den Lichtschalter, doch ohne Erfolg.

    LaBréa ließ sich eine Taschenlampe geben. Gleich neben der Eingangstür entdeckte er einen alten Kleiderspind aus Metall. Bis auf zwei Drahtbügel und einige Spinnennetze in den staubigen Ecken war er leer.
    Daneben wellte sich eine Luftmatratze, aus der die Luft entwichen war. Obenauf lag eine zusammengeknüllte karierte Decke.
    Rechter Hand befand sich eine Toilette, deren Tür schief in den Angeln hing und halboffen stand. Es handelte sich um eine früher allgemein übliche Stehtoilette, wie es sie auch heute noch in einigen alten Pariser Lokalen gab.
    Keine Toilette für Frauen, dachte LaBréa spontan und erinnerte sich, wie oft seine Mutter sich früher darüber beklagt hatte, wenn sie in Restaurants und Cafes die Toilette aufsuchen wollte und nur ein »Pissoir« vorfand, wie sie es ausdrückte. Das kleine Waschbecken war schmutzig und rostig verfärbt. Im Abfluss steckte ein dünnes Stück vertrockneter grüner Seife. Auf dem Rand des Beckens lag eine Zahnbürste, deren abgenutzte Borsten sich nach außen bogen. An der Wand hing ein altes, vor Schmutz starrendes Handtuch, das einmal weiß gewesen sein musste. Alles hier sah verdreckt, verstaubt und seit Jahren unbenutzt aus.
    Eine Wendeltreppe aus Metall führte hinauf in den eigentlichen Stellwerksbereich. Als Erstes fiel LaBréa und den Technikern oben die fleckige, löchrige Matratze auf, die in der Mitte des Raums lag. Am Fußende, halb auf den Boden gerutscht, ein Laken. Vorsichtig
hob LaBréa es an. Im Labor würde man es genauer untersuchen. Seitlich vom Stellwerkspult stand ein billiger Plastiktisch mit schmutzigen Tellern und Tassen, die aufeinandergestapelt waren. Zwei wackelige Hocker, die einzige Sitzgelegenheit hier oben, vervollständigten das Mobiliar.
    Das alte Stellwerkspult mit seinen Knöpfen, Hebeln und Signalanzeigen war von einer dicken Staubschicht überzogen, schien aber vollständig erhalten. Durch die Fenster hatte man einen weiten Blick auf das Bahngelände, auf dem reger Schienenverkehr herrschte.
    »Merkwürdig, dass hier oben eine Matratze liegt, und unten eine Luftmatratze«, sagte Corinne. »Sieht aus, als hätte hier jemand gewohnt.«
    LaBréa nickte.
    »Ja, aber anscheinend nicht in letzter Zeit. Nehmen Sie alles gründlich unter die Lupe. Sie wissen, wonach wir suchen. Gibt’s eine Chance, Material sicherzustellen, das noch verwertbar ist?«
    »Ich denke schon«, erwiderte Corinne. »Wir haben Glück, dass es hier drinnen ziemlich trocken ist und die Sonneneinstrahlung sich in Grenzen hält. Feuchte Räume, Schimmelbildung und starker Lichteinfall vernichten DNA-Spuren. Mal sehen, was wir an der Zahnbürste finden, an Bettlaken, Matratze, Geschirr und so weiter. Andererseits könnten wir Pech haben, was die Fingerabdrücke angeht.«
    LaBréa wusste, was sie meinte.

    »Ja, wenn die Luft zu trocken ist, sind sie kaum mehr nachweisbar.«
    »Tja, alles kann man nicht haben, Commissaire!« Corinne grinste. »Aber wenn DNA

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