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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Honore de Balzac schon vor über hundert Jahren gesagt hat: ›Tugend ist vielleicht nichts als die Höflichkeit der Seele.«‹
    Beifallheischend blickte er in die Runde. Claudine und Jean-Marc sahen den Direktor ausdruckslos an, während Franck sich wegdrehte, weil er sich kaum noch das Lachen verkneifen konnte. Thibon verließ LaBréas Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Womit haben wir das eigentlich verdient?«, stöhnte Claudine. »Wenn er doch endlich die Karriereleiter hinauffallen würde, damit wir ihn los sind!«
    Jetzt prustete Franck los.
    »Das erträgt man nur mit Humor«, sagte er. »Den Spruch, den er da wieder losgelassen hat, den verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht so ganz. Klärst du mich mal auf, Jean-Marc?«
    Jean-Marc winkte ab.
    »Vergiss es. Ich bin nur froh, dass er sich nicht wieder über meine Klamotten ausgelassen hat.«
    LaBréa und seine Mitarbeiter tauschten sich über ihre Erkenntnisse aus. Die Überprüfung der Telefonate auf
Griseldis Geminards Festnetzanschluss war für Franck ein Kinderspiel gewesen. Die alte Frau hatte kaum telefoniert, und Franck hatte die wenigen Anrufe rasch zurückverfolgen können. Es handelte sich um Terminvereinbarungen bei ihrem Hausarzt und beim Friseur. In einer Apotheke hatte sie ein Medikament bestellt, das ihr von ihrem Arzt verschrieben worden war. Sie hatte keine privaten Gespräche geführt und in den letzten vier Wochen selbst nur einen einzigen Anruf erhalten: von der Verwaltung des Friedhofs Père Lachaise, wo ihr Mann begraben lag. Die Grabplatte hatte sich abgesenkt, und man wollte die Witwe darüber informieren, dass entsprechende Arbeiten notwendig wurden.
    »Kein Anruf von der Tochter Augustine?«, fragte LaBréa. Franck schüttelte den Kopf.
    »Nein, Chef.«
    »Und Sie, Claudine? Wissen Sie schon Näheres?«
    »Ich warte auf Nachricht von Bill Waters aus New York. So schnell geht das wahrscheinlich alles nicht. Dort ist ja eine andere Zeitzone. Sie haben jetzt Montagvormittag.«
    LaBréa rief Gilles von der Spurensicherung an und erkundigte sich, wann mit dem Ergebnis der Spurenauswertung im Stellwerk zu rechnen war.
    »Frühestens morgen Mittag, Commissaire. Es wurde ja ziemlich viel Material sichergestellt, was anscheinend seit Jahren dort lag. Das ist eine Menge Arbeit.«
    »Ich weiß, und ich will Sie auch nicht drängen. Rufen Sie mich aber bitte sofort an, wenn sich was ergibt.«
    »Natürlich. Wie immer, Commissaire.«
    LaBréa wandte sich an Franck.
    »Sie haben doch gute Kontakte zu den Kollegen von der Sitte. Vielleicht kann sich einer von denen mal ein bisschen umhören, ob vor acht bis zehn Jahren eine Prostituierte in der Gegend um die Gare de Lyon verschwunden ist. Besonderheit: Sie hatte ein Kind. Ich verspreche mir zwar nicht allzu viel davon, aber wir wollen nichts unversucht lassen.«
    »Wird gemacht.«
    »Und Sie, Jean-Marc, bleiben bitte an Patrice Montana, dem Geschäftsführer des Paradis , dran. Er hat sich immer noch nicht gemeldet.«
    »Okay, Chef.«
    LaBréa blickte auf seine Uhr. Bis zum Termin mit Thibon blieben ihm noch zehn Minuten.
    »So, Schluss für heute«, sagte er, stand auf und fuhr ironisch fort. »Der Schöngeist legt Wert auf Pünktlichkeit. Und Pünktlichkeit ist eine Tugend. Und Tugend ist die Höflichkeit des Herzens.«
    »Der Seele, Chef«, verbesserte ihn der Paradiesvogel. »Das ist ein großer Unterschied!« Womit er von allen Seiten Lacher erntete.
     
    Das Gespräch bei Direktor Thibon gestaltete sich kurz und unerfreulich. Erneut überhäufte der Direktor LaBrea
mit Vorwürfen, bevor er sich seinen Bericht anhörte. LaBréa atmete erleichtert auf, als Thibon ihn endlich entließ.
    Ein zugezogener Himmel empfing ihn, als er sich auf den Heimweg machte. Den ganzen Nachmittag über hatte es geregnet. Jetzt war ein böiger Wind aufgekommen, der die Wolken vor sich hertrieb. Nur vereinzelt fielen noch Regentropfen.
    LaBréa ging am Rathaus vorbei, an dessen Fassade vor vielen Monaten das überlebensgroße Porträt von Ingrid Betancourt angebracht worden war. Eine digitale Tafel zeigte die Anzahl der Tage, die seit der Gefangennahme der prominenten Politikerin durch die kolumbianischen FARC-Rebellen vergangen waren. Am heutigen Abend las LaBréa die Zahl 2102. Zweitausendeinhundertundzwei Tage Geiselhaft im Dschungel Südamerikas. Das waren fast sechs Jahre Gefangenschaft unter unvorstellbaren Bedingungen. Vor wenigen Wochen hatten LaBréa und Celine eine Petition für die Freilassung

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