Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
Vom Netzwerk:
führte, stellte den Korb und die Tüten dort ab, kam wieder in den Flur und rief erneut: »Patrice? Wo bist du denn?«
    LaBréa und Franck waren an der Eingangstür stehen geblieben, die Franck hinter sich verschlossen hatte.
    Mit raschen Schritten ging die junge Frau durch die Wohnung zu der Tür, hinter der sich das Arbeitszimmer ihres Verlobten befand. Sie öffnete die Tür, blieb wie angewurzelt stehen und stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus. Dann taumelte sie zurück und starrte die beiden Polizisten mit weit aufgerissenen Augen an.
    LaBréa und Franck stürzten ins Büro des Geschäftsführers des Paradis. Patrice Montana lag bäuchlings auf dem Steinfußboden vor dem Kamin, den Kopf zur Seite gedreht. Aus einer Schusswunde am Hinterkopf war Blut geflossen, das den gegelten Haaren einen zusätzlichen, eigenartigen Glanz verlieh. Während Franck die Verlobte des Mannes rasch in die Küche führte, kniete LaBréa neben dem leblosen Körper nieder und legte vorsichtig zwei Finger an die Halsschlagader.
    Patrice Montana war tot. Daran gab es keinen Zweifel.

20. Dezember 2001
    Der Tag hatte begonnen wie so viele andere in seinem Leben. Mit dem bitteren Geschmack des Scheiterns, der düsteren Ahnung von der Zukunft, die eine Nummer zu groß für ihn schien. Die Geschäfte mit Mahmoud hatten ein jähes Ende gefunden. Zwei Tage zuvor war Mahmoud von der Polizei geschnappt worden, als er in der Allee Vivaldi ein Auto knacken wollte. Es hatte ein belgisches Nummernschild, und auf dem Rücksitz lag eine Fotoausrüstung. Er und Mahmoud hatten den Wagen beobachtet, als er in die Straße einbog und parkte. Ein dicker Mann und seine ebenso dicke Frau waren ausgestiegen und fünfzig Meter weiter in einem Schnellrestaurant verschwunden. Während er sich in der Nähe des Restaurants postierte, um die Besitzer des Wagens im Auge zu behalten, wollte Mahmoud die Seitenscheibe einschlagen und die Fotoausrüstung herausholen. Doch plötzlich war, wie aus dem Nichts, eine Bullenkutsche aufgetaucht und hatte mit quietschenden Reifen neben dem Belgierauto gehalten. Zwei Bullen waren herausgesprungen und hatten Mahmoud, der einen großen Schraubenschlüssel in der Hand hielt, über dessen Absichten also kein Zweifel bestehen
konnte, überwältigt. Er selbst war sofort losgerannt, in die Rue Henard eingebogen und in der Rue de Reuilly in die Metrostation Montgallet abgetaucht. Nach einem kurzen Streifzug durch die Zone-mehr oder weniger ergebnislos - war er in die Behausung zurückgekehrt. Dolly hatte es nicht geschafft aufzustehen. Am Vorabend war sie sturzbetrunken nach Hause gekommen, einen nach Knoblauch, Schweiß und Schnaps stinkenden Afrikaner im Schlepptau. Der hatte sie wenig zimperlich angefasst, als sie oben auf der Matratze lagen, und später lediglich zwanzig Euro abgedrückt.
    Er hatte sich die Ohren zugehalten und sich geschworen, dass das seine letzte Nacht hier sein sollte.
    Dolly war also noch nicht wach. Er holte ein angebissenes Pain au chocolat aus einer Tüte, die er in einem Abfalleimer in der Zone gefunden hatte, verdrückte es und trank ein Glas Leitungswasser dazu. Dann legte er sich auf seine Schlafstatt und dachte nach. Mahmoud konnte er vorerst abschreiben, so viel war sicher. Er überschlug sein Erspartes, das im Versteck unter der Bohle lag. Beinahe dreitausend Euro. Die letzten Wochen hatten fette Gewinne gebracht. Einmal hatten Mahmoud und er auf einen Schlag dreihundert Euro erbeutet. Ein alter Mann hatte am Geldautomaten in der Avenue Daumesnil einen Packen Scheine abgehoben. Sie waren dem Mann bis zu seiner Wohnung gefolgt. Im dunklen Treppenhaus
hatte Mahmoud ihn gegen die Wand gedrückt und ihm ein Messer an die Kehle gehalten, während er aus der Manteltasche des Alten dessen Portemonnaie fingerte. Anschließend waren sie getürmt.
    Draußen, von der Zone her, waberten die immer gleichen, lauten Geräusche herüber. Nach einer Weile hörte er unartikulierte Laute. Dolly war erwacht. Sie schlurfte die Treppe herunter und ging auf die Toilette, aus der gleich darauf entsprechende Geräusche an sein Ohr drangen. Minuten später wusch sie sich am Wasserhahn und rotzte ein paarmal laut ins Becken. Dann endlich bemerkte sie ihn und blickte flüchtig in seine Richtung.
    »Was liegst du hier so faul rum?«, fragte sie mit belegter Stimme und rotzte erneut ins Becken. Er antwortete nicht. Dolly murmelte etwas Unverständliches und ging wieder nach oben. Wütend sprang er auf und verließ fluchtartig die

Weitere Kostenlose Bücher