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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Behausung. Er ging zur Straße und beschloss, erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückzukehren. Das war in weniger als zwei Stunden. Er streunte ziellos durch die Straßen und wartete, dass die Zeit verstrich, damit das, was geschehen musste, geschehen konnte.
     
    Es war etwas nach dreiundzwanzig Uhr. Schwer atmend stand er einige Meter von der Behausung entfernt, die Dolly und ihm Unterschlupf geboten hatte. Er blickte in den klaren Nachthimmel. Hinter der
Häuserzeile im Süden ging soeben der volle Mond auf. In wenigen Tagen war Weihnachten. Ein Datum, ein Ereignis, das in seinem Leben nie eine besondere Rolle gespielt hatte. In all den Jahren war Dolly wie gewohnt ihrer Arbeit nachgegangen. Fremde Männer hatten ihre flüchtigen Spuren hinterlassen. Einmal, als er noch klein war, hatte ihm einer eine Tafel Schokolade geschenkt.
    Plötzlich hörte er von der Straße her Schritte. Im Licht des Mondes erkannte er seinen Cousin. Auch der bemerkte ihn jetzt.
    »Was machst du denn hier draußen, Mick?«, fragte er erstaunt und kam näher. Mick roch den intensiven Duft des Rasierwassers, das sein Cousin benutzte.
    »Wo ist Dolly?« Mick hob die Achseln. »Noch unterwegs.« Der Cousin stieß einen ärgerlichen Laut aus. »Ich hab ihr hundertmal gesagt, dass das zu gefährlich ist! Hier in der Gegend gibt es zu viele durchgeknallte Typen. Eines Tages kommt sie gar nicht mehr nach Hause. Weil sie tot in irgendeiner Ecke liegt.« Er zündete sich eine Zigarette an. Ein Schwall Rauch stieg in den hellen Nachthimmel auf. Wenig später machte sich der Cousin auf den Nachhauseweg.
    Mick blickte ihm nach. Seine Seele oder das, was er dafür hielt, wurde von einem kalten Windhauch ergriffen. Ohne dass er es wollte, und ohne dass er etwas dagegen tun konnte, begann er leise zu schluchzen.
Seine Schultern bebten, und für einen kurzen Augenblick schlug er die Hände vors Gesicht. Im Zeitraffer sah er sein bisheriges Leben an sich vorüberziehen. Ein Leben im Dreck. Doch jetzt war er frei. Und das war das, was zählte.
    Mick war endlich frei.

17. KAPITEL
    A m Tatort in der Rue de Lappe herrschte die übliche Betriebsamkeit. Die Techniker der Spurensicherung gingen ebenso akribisch wie routiniert ihrer Arbeit nach. Das Projektil aus der Tatwaffe steckte im Kopf des Toten und würde bei der Autopsie sichergestellt werden. Nahe einer Wandleiste wurde die Patronenhülse gefunden. Franck betrachtete sie eingehend und sagte zu seinem Chef: »Neun Millimeter Parabellum, wenn mich nicht alles täuscht.« Er steckte das Beweisstück in eine Plastiktüte und gab sie einem der Techniker aus der Ballistikabteilung.
    Brigitte Foucart hatte in ihrer zügigen Art festgestellt, dass Patrice Montana nicht länger als drei Stunden tot sein konnte.
    »Genickschuss, Maurice«, sagte sie. »Sieht aus wie eine Hinrichtung.«
    »Stimmt. Keine Kampfspuren. Vielleicht hat er seinen Mörder gekannt. Hat ihm vertraut und ihm nichtsahnend den Rücken zugekehrt.«
    LaBréas Blick fiel auf das Beistelltischchen am Kamin. Die Hochglanzprospekte der Luxusautos, die am Vormittag noch dort gelegen hatten, waren verschwunden.

    »Hat jemand von Ihnen hier im Raum irgendwelche Autoprospekte sichergestellt?«, fragte LaBréa die Mitarbeiter des Technikerteams. Niemand hatte die Prospekte gesehen. LaBréa gab Anweisung, danach zu suchen.
     
    Sandra Pannache, die Verlobte des Ermordeten, hatte ihre arrogante, feindselige Art der Polizei gegenüber abgelegt. Völlig aufgelöst und verweint saß sie in der Küche und beantwortete LaBréas Fragen. Kurz vor elf Uhr hatte sie die Wohnung verlassen, um in den Geschäften rund um die Bastille Einkäufe zu erledigen. Da war Patrice Montana gerade im Bad gewesen, um sich zu rasieren. Um zwölf saß sie beim Friseur; der Termin dauerte etwa eine Stunde. Anschließend hatte sie im Fitnessstudio in der Rue St. Antoine vorbeigeschaut. Dort arbeitete eine Freundin von ihr am Empfang. Die beiden hatten ein nahe gelegenes Bistro aufgesucht, um eine Kleinigkeit zu essen. Danach war Sandra Pannache zurück in die Rue de Lappe gegangen, wo sie LaBréa und Franck vor der Haustür traf.
    »Erwartete Monsieur Montana Besuch?«, wollte LaBrea wissen. »War er mit irgendjemandem in der Wohnung verabredet? Einem Geschäftsfreund vielleicht?«
    »Davon hat er mir nichts gesagt.«
    »Hatte er Feinde? Leute, die ihm Geld schuldeten?«

    »Patrice war keiner, der anderen Leuten Geld lieh. Er hat sein Leben lang hart gearbeitet. Ihm war nie etwas

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