Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Cherie.«
»Pierre-Michel kommt nach der Schule mit zu uns. Wir wollen zusammen Mathe lernen. Morgen schreiben wir eine Arbeit.«
»Gut. Wenn ihr Hunger habt, kauft euch eine Pizza.«
»Ja, mal sehen. Salut, Papa.«
Zehn Minuten später betrat er das Restaurant. Céline war kurz vor ihm angekommen und hatte gerade noch einen Tisch am Fenster ergattert. Das Rouge Gorge war ein beliebtes kleines Restaurant mit einfacher Küche und guten, preisgünstigen Weinen. LaBréa küsste Céline und nahm ihr gegenüber Platz. Kurz darauf erschien die Wirtin und begrüßte das Paar. Sie empfahl ihnen das Tagesgericht.
»Entenbrust mit Pommes Dauphine«, sagte sie. Céline und LaBréa nickten einvernehmlich. Dazu bestellte LaBréa eine Flasche Brouilly und eine große Karaffe Wasser.
»Wie weit bist du mit deiner Ausstellung?«, erkundigte er sich.
»Morgen wollen wir die ersten Exponate aufhängen. Jerôme ist ja ziemlich eigen, und ich fürchte, er hat da andere Vorstellungen als ich.«
Jerôme Klein, Spross einer wohlhabenden Industriellenfamilie aus dem Norden, war der Besitzer der
Galerie am Trocadero, wo am Wochenende Celines Vernissage stattfinden sollte. Céline versprach sich einiges von der Ausstellung. Nicht nur gute Kritiken, sondern auch Verkäufe. Ihre Bilder waren im Lauf der Jahre im Wert gestiegen, und es gab bereits Sammler, die regelmäßig ihr Atelier besuchten.
»Ich dachte immer, der Künstler bestimmt, wie seine Bilder gehängt werden?«
Celine lachte.
»Normalerweise schon. Aber Jérôme sieht das anders und besteht darauf, ein Wörtchen mitzureden. Natürlich nicht, wenn der Künstler Gerhard Richter heißt.«
Die Wirtin brachte Wein und Brot. Sie entkorkte die Flasche und schenkte ein. Der Wein war so temperiert, wie es bei einem Brouilly sein sollte: leicht gekühlt, keine Zimmertemperatur.
Kaum war das Essen serviert, klingelte LaBréas Handy Es war Franck.
»Sie werden es nicht glauben, Chef. Aber wir haben hier was Interessantes.«
»Inwiefern?«
»In der Rue Parrot, gleich in der Nähe der Gare de Lyon, gibt es ein Bordell. Au train perdu. Passender Name, wie ich finde.« Franck lachte. »Der Betreiber besitzt den Laden seit über dreißig Jahren. Und er kannte eine Nutte, die einen kleinen Sohn hatte.«
LaBréa legte wie elektrisiert seine Gabel auf den Teller.
»Und?«
»Ich dachte, Sie kommen am besten her, Chef. Denn raten Sie mal, welcher Name in dem Zusammenhang gefallen ist? Darauf kommen Sie nie!«
»Reden Sie schon, Franck.« LaBréa wurde ungeduldig.
»Patrice Montana. Der Geschäftsführer vom Paradis .«
»Ach, tatsächlich?« LaBréa schob seinen Stuhl zurück. »Welche Hausnummer ist das in der Rue Parrot?«
»Zwölf. An der Tür gibt’s eine Klingel. Der Schuppen öffnet normalerweise erst um fünf.«
LaBréa steckte sein Handy in die Hosentasche und hob bedauernd die Hände.
»Tut mit leid, Celine. Ich muss sofort los.« Er gab der Wirtin einen Wink. »Packen Sie mein Essen bitte ein, und rufen Sie mir ein Taxi.«
Er leerte sein Glas und beugte sich zu seiner Freundin.
»Nicht böse sein, meine Liebe. Aber es sieht so aus, als hätten wir einen Treffer gelandet.« Aus seinem Portemonnaie zog er einen Fünfzigeuroschein und legte ihn auf den Tisch. »Bezahl bitte die Rechnung. Ich esse im Taxi. Ich rufe dich später an.«
Céline seufzte, ließ sich jedoch nicht anmerken, dass sie enttäuscht war. Nicht zum ersten Mal hatte La-Breas Beruf ihnen einen Strich durch die Rechnung
gemacht, wenn sie zusammen essen gingen oder an den Wochenenden etwas unternahmen. Sie hatte sich damit abgefunden, dass ihr Freund nun einmal keiner Tätigkeit nachging, die feste Arbeitszeiten und freie Wochenenden bot.
»Ist schon okay«, sagte sie und hielt ihm ihre Wange hin. Die Wirtin brachte eine Assiette mit LaBréas Entenbrust und meinte: »Taxi kommt sofort.«
Vor dem Restaurant sah LaBréa bereits den Wagen, der vom Quai des Célestins in die Rue St. Paul einbog. Die Herbstsonne schickte ihre Strahlen auf die Sandsteinfassaden der Häuser. Das Licht blendete LaBréa. Er bedauerte, dass er seine Sonnenbrille nicht dabeihatte.
Der Taxifahrer hielt, und der Fahrer ließ das Fenster herunter. LaBréa nannte ihm die Adresse. Er nahm auf dem Rücksitz Platz und drängte den Mann, aufs Gaspedal zu drücken. In aller Hast verspeiste er die Entenbrust und die Kartoffeln. Beides war inzwischen nur noch lauwarm.
16. KAPITEL
Hinter der grauen, mit Graffiti und Plakatresten
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