Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
des Wagens und beugte sich nach unten, wahrscheinlich um den Auspuff zu begutachten. Franck steckte das Handy ein, zog seine Waffe aus dem Schulterholster unter seiner Lederjacke und trat auf den Mann zu. LaBréa hörte nicht, was Franck sagte, doch er kannte das Prozedere. Der Mann wurde aufgefordert, sich mit erhobenen Händen gegen das Auto zu lehnen.
Jean-Marc, der das Geschehen von der Werkstatt aus beobachtet hatte, kam auf den Hof gerannt. Auch er hielt seine Pistole im Anschlag.
Der Mann reagierte sofort, hechtete zur Seite und suchte hinter dem nächsten Wagen Schutz. Es war der viertürige Maserati. LaBréa sah eine Waffe aufblitzen. Im selben Moment fiel ein Schuss. Er durchschlug die Fahrertür eines weißen Lamborghini. Franck ging hinter dem roten Ferrari in Deckung, Jean-Marc, der noch einige Meter von den Autos entfernt war, ließ sich zu Boden fallen. Hatte der Mann ihn entdeckt? Das war anzunehmen. LaBréa wusste, dass der Paradiesvogel in höchster Gefahr schwebte. Jetzt robbte er rasch an die Wagen heran. Ein weiterer Schuss fiel, doch er verfehlte Jean-Marc, der gerade den dunkelblauen Ferrari ganz außen links erreicht hatte.
LaBréa zog seine Beretta Neun-Millimeter-Parabellum und verließ das Parkwärterhäuschen. Dieser Teil von Hof und Parkplatz war unbeleuchtet, und es bestand
die Chance, sich unbemerkt nähern zu können. Er würde versuchen, von hinten an das Nebengebäude heranzukommen, an dessen Vorderseite die Autos standen. Weitere Schüsse fielen. LaBréa hörte, wie Franck rief: »Lassen Sie die Waffe fallen!« Die Antwort war ein weiterer Schuss, der die Heckscheibe des roten Ferrari durchschlug.
LaBréa war am Nebengebäude angelangt und spähte vorsichtig um die Ecke. Er sah den Mann, der bewegungslos mit der Waffe im Anschlag hinter dem Maserati hockte. Mit einem Sprung war LaBréa neben ihm.
»Waffe fallen lassen! Hände hoch!«, brüllte er und hielt seine Beretta auf den Mann gerichtet. Blitzschnell drehte der sich zu ihm um und legte auf ihn an. In diesem Moment ertönte ein Schuss. Mit einem Aufschrei ließ der Mann seine Waffe fallen und griff sich an die Schulter. LaBréa und Franck, der den Schuß abgefeuert hatte und jetzt angerannt kam, drehten ihn auf den Bauch. Franck legte dem stöhnenden Mann Handschellen an. Jean-Marc, ebenfalls hinzugekommen, rief einen Krankenwagen.
Franck durchsuchte die Taschen der Cordjacke, die der Mann trug, und zog Brieftasche und Portemonnaie heraus. Im Portemonnaie steckten vier Zwanzigeuroscheine. Aus der Brieftasche nahm Franck den Ausweis des Mannes.
»Michel Catteau«, las er laut. »Wohnhaft Rue Lafayette 27 im 10. Arrondissement.«
»Rufen Sie Claudine an, sie soll den Namen ins Zentralregister eingeben«, sagte LaBréa. »Jean-Marc und ich nehmen uns seine Wohnung vor.«
Er beugte sich zu Michel Catteau, der am Boden lag und stöhnte. Aus einer Schulterwunde sickerte Blut.
»Wir beide sind uns schon mal begegnet, erinnern Sie sich?«, fragte LaBréa leise. Der Mann schloss die Augen und drehte seinen Kopf weg. Das Bärtchen, das die Narbe an der Oberlippe kaschieren sollte, zitterte leicht.
LaBréa erhob sich und nahm seine beiden Mitarbeiter beiseite. In wenigen Worten berichtete er ihnen, wo er Michel Catteau schon einmal gesehen hatte.
»Da schließt sich dann ja wohl der Kreis«, meinte Jean-Marc mit einer gewissen Genugtuung.
»Ja. Er war unvorsichtig genug, weiterhin im Paradis zu verkehren.« LaBrea wandte sich an Franck.
»Übrigens - danke, Franck. Das war keine Sekunde zu früh. Der Kerl hätte abgedrückt.«
Franck grinste verlegen.
»Stimmt. Aber Sie hätten das Gleiche auch für mich getan.«
Von fern ertönte die Sirene des Krankenwagens. Michel Catteau würde im Krankenhaus St. Lazare behandelt werden. Sobald es sein Gesundheitszustand erlaubte, wollte LaBréa ihn verhören. Er hoffte, dass das bereits morgen der Fall war. Noch einmal wandte er sich an Franck.
»Nehmen Sie von ihm im Krankenhaus als Erstes eine Speichelprobe, damit wir möglichst bald seine DNA haben. Übrigens, es wird sicher eine Untersuchung geben, weil Sie auf Catteau geschossen haben.«
»Ich weiß, Chef, das ist Vorschrift.«
»Es war Notwehr.« Nachdenklich sah LaBréa seinen Mitarbeiter an. »Aber seit dem Selbstmord von Dr. Clement haben sie ein Auge auf uns. Thibon hat seinerzeit ein gewaltiges Spektakel veranstaltet, das wissen Sie ja.«
Franck nickte. Vor einigen Monaten hatte Claudine versäumt, bei Dr. Clement
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