Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Pierre-Michel über den Matheaufgaben hockte.
»Habt ihr was gegessen?«, fragte LaBréa besorgt.
»Ja. Ich hab Spaghetti gekocht und mir von Celine ein Glas Pesto ausgeliehen. Hat super geschmeckt.«
LaBréa schmunzelte und dachte daran, wie seine Tochter ihn vor Monaten zum ersten Mal mit einem selbst gekochten Abendessen überrascht hatte. Die Nudeln mit Fleischsoße damals waren total versalzen gewesen. Sicher hatte sie inzwischen daraus gelernt.
»Gut, Cherie. Macht aber nicht mehr so lange. Wann geht Pierre-Michel denn nach Hause?«
»Seine Schwester holt ihn nachher ab. Die hat gerade erst den Führerschein gemacht.« Jenny kicherte. »Und Pierre-Michel sagt, sie fährt wie der Henker.«
Nachdem das Gespräch mit Jenny beendet war, wählte LaBréa noch rasch Celines Nummer und sagte ihr, dass es spät werden würde.
»Kannst du gegen zehn einfach mal rüber zu Jenny gehen und nachsehen, ob sie im Bett liegt?«
»Mach ich.«
»Danke. Wir sehen uns dann morgen, Celine.«
Eine Viertelstunde später stieg er vor dem Präsidium aus dem Taxi.
Pünktlich um halb neun erschienen die Mitarbeiter zur Talkrunde. Claudine hatte den Hintergrund von Michel Catteau recherchiert.
»Er wurde am 18. März 1987 im Krankenhaus Tenon im 20. Arrondissement geboren. Vater unbekannt. Mutter eine gewisse Dolores Catteau. Ein spanischer Vorname. Aber ihre Familie kommt nicht aus Spanien. Sie stammt aus Orleans, und Dolores muss irgendwann Mitte der Achtzigerjahre nach Paris gekommen sein, wo sie sich polizeilich nicht gemeldet hat. Amtlich registriert wurde sie in Paris erst bei der Geburt ihres Sohns.«
»Lebt Dolores Catteau noch?«
»Keine Ahnung, Chef. Ich habe nichts weiter über sie finden können.«
»War im Krankenhaus Tenon die Adresse bekannt, unter der sie in Paris wohnte?«, fragte LaBréa.
»Ja. Rue des Tourelles 2, im 20. Arrondissement. Da hab ich natürlich nachgeforscht. Niemand dort hat je von der Frau gehört.«
»Wo ging der Junge später zur Schule?«
»In eine Grundschule im 12. Arrondissement. Aber die hat er nach zwei Jahren wieder verlassen. In den Akten dort ist vermerkt, dass die Mutter mit dem Jungen fortziehen wollte.«
Das Telefon auf LaBréas Schreibtisch klingelte. Auf dem Display sah er die Nummer von Brigitte Foucart. Er drückte auf »Mithören«, damit seine Mitarbeiter das Gespräch verfolgen konnten.
»Es hat zwar eine Weile gedauert«, kam die Gerichtsmedizinerin gleich zur Sache. »Aber dafür kann ich mit einer sensationellen Nachricht aufwarten. Es geht um die Tote an der Gare de Lyon.«
»Spann mich nicht auf die Folter!«, erwiderte LaBrea ungeduldig.
»Aus den Knochen dieser Frau konnte tatsächlich noch DNA isoliert werden. Das Resultat haben wir im Osteologischen Institut in den Computer eingegeben. Erstens: Es gibt eine Übereinstimmung mit den DNA-Spuren im alten Stellwerk. Die unbekannte Frau hat dort ganz eindeutig gelebt. Zweitens: Es gibt auch Übereinstimmungen mit den beiden DNA-Proben am Seidenschal von Madame Geminard und vom Tatort Annie Normand von 2003.«
»Moment mal.« Irritiert schüttelte LaBréa den Kopf. »Eine Person, die selbst vor sechs bis sieben Jahren ermordet wurde, kann ja wohl schlecht einige Jahre später zwei alte Frauen erwürgt haben. Das bedeutet...«
»Sehr richtig, Maurice«, unterbrach Brigitte ihn. »Es gibt nur eine Erklärung: Der Mörder der beiden alten Frauen ist mit der Frau, deren Skelett jetzt gefunden wurde, verwandt.«
LaBréa spürte sein Herz schneller schlagen.
»Wie eng verwandt, Brigitte?«
»Sehr eng. In aufsteigender oder absteigender Linie.«
LaBréa ahnte, was das zu bedeuten hatte.
»Das heißt also, der Mörder von Griseldis Géminard, der auch den Mord an Annie Normand begangen hat, ist entweder ein Elternteil der unbekannten Toten von der Gare de Lyon oder deren leibliches Kind?«
»Genau. Und zwar männlichen Geschlechts. Seine untersuchte DNA zeigt über 50 Prozent Übereinstimmung mit der DNA der unbekannten Toten. Darüber hinaus trägt er ihr X-Chromosom. Der Mörder ist deren Sohn oder Vater. Beides ist möglich.«
»Wie sicher ist das?«
»Ich würde sagen, neunundneunzig Komma neun Prozent. Wir haben den DNA-Strang des Mörders von Griseldis Geminard mit dem DNA-Strang der unbekannten Toten verglichen. Und zwar bis zur zehnten Stelle. Nach der zehnten waren keine weiteren Analysen mehr möglich, weil die Qualität der DNA aus den Knochen des Skeletts nicht so gut war. Aber das spielt
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