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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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Der Jäger machte kehrt und sprang hinaus.
    Der Motorradfahrer zog eine kleine Spritze aus der Tasche. »Schlafenszeit, Doc«, sagte er. Poulsoms Gesicht zuckte – Angst und sichtbarer Ekel –, als sich der Motorradfahrer näherte. »Entspannen Sie sich. Ein Betäubungsmittel, mehr nicht. Halten Sie still.«
    »Was immer Sie tun«, fing Poulsom an – doch der Motorradfahrer gab ihm eine satte Ohrfeige mit dem Handrücken; meine Unterarme wurden plötzlich heiß.
    »Schnauze. Entspannen Sie sich. Gut so.«
    »Wo bringen Sie uns hin?«, fragte ich.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Miss. Tut mir leid. Nicht sehr weit. Keine Sorge«, meinte er, als er sah, wie ich nach der Spritze linste, »Sie nicht.« Er zwinkerte und ging dann zu den anderen. Poulsom hatte die Augen geschlossen.
    »Also los, meine Herren«, sagte der Jäger. Ich hörte, wie die Türen des Vans zuschlugen und der Rettungswagen den Motor anwarf. Der ganze Hinterhalt hatte keine zwei, drei Minuten gedauert.
    Eine leichte Gewichtsverlagerung verriet mir, dass der Fahrer aus dem gepanzerten Van ausgestiegen war, und einen Augenblick später sah ich einen Mann Anfang vierzig in Securicor-Uniform, der zu dem Jäger trat. »Das sollten Sie vielleicht wissen, Sir«, sagte er. »Vor ein paar Meilen ist mir womöglich ein Wagen gefolgt. Ich bin mir nicht ganz sicher. Wahrscheinlich nur Verfolgungswahn.«
    »Fahrzeug?«
    »Landrover, weiß, Anton Ludwig zwei fünf fünf Julius Paula Richard. Ein Mann. Nichts Besonderes, fuhr vielleicht nur ein bisschen zu schnell, oder so.«
    »Weil der Wagen weiß war«, entgegnete der Motorradfahrer. »Weiß fällt einem mehr auf. Der Moby Dick-Effekt. Welcher Idiot verfolgt einen schon in einem weißen Wagen?«
    »Die Welt ist voller Idioten«, meinte der Jäger. »Ich sag dem Boss Bescheid. Auf geht’s.«

57 .
    Wir fuhren vielleicht fünfzehn, zwanzig Minuten. In der Hecktür gab es nur eine kleine Milchglasscheibe, und der Hunger bekam bald Gesellschaft in Form von Reisekrankheit. Ich wollte mich schon übergeben (eher trocken würgen, ich hatte eine Woche nichts gegessen), als wir anhielten. Die Hecktür ging auf, und der Jäger legte seine Hand auf das Käfigschloss. Der Securicor-Mensch stieg ein, machte mich los und legte mir wieder Fußfesseln an. Über seine Schulter hinweg konnte ich sehen, wie der Motorradfahrer abstieg. Poulsom, der noch immer ohnmächtig war, blieb, wo er war.
    In der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Wir befanden uns außerhalb eines kleinen steinernen Farmhauses ohne Licht. Das Land ringsum fühlte sich leer an. Ich hatte ein Gefühl von aufgelassenen Feldern, Resten von Trockenmauern. Kein Vieh, keine Schafe, nichts.
    »Bringt sie rein«, befahl der Jäger, ohne mich anzuschauen.
    Das Farmhaus war L-förmig gebaut, hatte niedrige Decken, es war klamm; eingerichtet war es dem Anschein nach mit Ramsch aus den Dreißigern. Ein Bücherregal aus dunklem Holz ohne Bücher. Eine grüne Couch, auf die man sich nicht setzen wollte. Ein Lehnsessel, aus dem die Füllung quoll wie Ektoplasma. Ein verblichener geblümter Teppich. Alle Vorhänge waren zugezogen. Die Männer machten im steinernen Kamin Feuer. Meine Schienbeine taten mir weh. Der Wolf in meinen Fingern und Zehennägeln schmerzte wie der dumpfe Biss eines elektrischen Viehzauns.
    »Es wird wohl keinen Sinn haben, Sie zu fragen, was los ist?«, wandte ich mich an den Motorradfahrer, als der Jäger außer Hörweite war.
    »Tut mir leid, Miss«, antwortete er mit seinem strahlenden Lächeln und den wachen, freundlichen grünen Augen. Sein gelocktes Haar war blond und braun wie bei einem Surfer.
    »Oder wie lange Sie mich hier festhalten?«
    »Ich würde es Ihnen gern sagen, wirklich. Machen Sie sich keine Sorgen.« Er riss das Zellophan von einer Schachtel Marlboro. Poulsom hatte mir Zigaretten und Alkohol untersagt, doch da seine Herrschaft beendet war …
    »Ob ich wohl eine schnorren kann?«
    Er gab uns beiden Feuer. »Danke«, sagte ich. »Jetzt brauche ich nur noch eine Flasche Jack Daniels. Vielleicht könnten Sie sich ja mal umschau–«
    »Carter«, befahl der Jäger. Der Motorradfahrer drehte sich um.
    »Nach draußen. Kontrollieren Sie Poulsom in einer Stunde. Wenn er nach dem Aufwachen nicht ruhig ist, verpassen Sie ihm noch eine.«
    Als der Motorradfahrer – Carter also – gegangen war, kam der Jäger zu mir zur Couch. Ich dachte voller Entsetzen an meine Selbstbefriedigung in der Zelle. Es war zwar dunkel gewesen, aber

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