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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Aufforderung in fragendem Schweigen nachgekommen waren, überreichte sie jedem eine Kerze.
    „Geht damit in die Stadtkirche und entzündet sie an den Lichtern, die vor der Madonna brennen, bringt sie dann zum Grab unserer lieben Schwester Margareta und haltet dort eine kleine Andacht.“
    Nachdem sie diesen merkwürdigen Auftrag erteilt hatte, hob sie die Hand, worauf sich auf geheimnisvolle Weise die Saaltür öffnete, was Valentina als Aufforderung verstand, zu gehen, und sich automatisch in Bewegung setzte.
    Dorian hielt sie sachte am Arm zurück. Mit einer tiefen Verbeugung, wie sie seinen Gewohnheiten entsprach und der Valentina entnahm, dass er sich wohl wieder etwas gefasst haben musste, wandte er sich an die kleine weißhaarige Dame. „Hochverehrte Madame, seien Sie untertänigst bedankt für die Auskunft in jenen maliziösen Familiendingen, die mir des Bannes Ursache erhellten. Indes tappen meine getreuen Freunde als auch ich in völliger Umnachtung, welcher Weg nun zu beschreiten sei.“
    Madame Céline nickte bedauernd. „Weiter kann ich euch leider nicht helfen. Der Weg wird sich euch erschließen, wenn ihr ihn geht. Darum seid aufmerksam und nehmt die Zeichen wahr!“
    In einer weihevollen Bewegung hob sie die Arme. „Möge der Segen der Göttin mit euch sein! Möge sich die Kraft eurer Herzen vereinen! Und möge das Licht über die Dunkelheit triumphieren!“

K APITEL 11
    N ur wenige Minuten später standen die drei wieder auf der Straße. Die Geräusche des Alltags rieselten auf sie ein, Vogelgezwitscher, ein Motorrad knatterte vorbei. Ein Mann zerrte brummelnd seinen Dackel von einem Laternenpfeiler.
    Phil rieb sich die Stirn. „Was war das eben? Ein Traum …?“
    „Was Traum, was Wirklichkeit, ich vermag es längst nicht mehr zu sagen“, sagte Dorian bedächtig.
    Valentina drehte sich, einer plötzlichen Eingebung folgend, um und erstarrte zur Salzsäule. „Das Haus!“
    Die anderen folgten ihrem Blick. Das Messingschild an der Gartentorsäule fehlte, die Fenster des Erdgeschosses waren mit Brettern vernagelt, Efeu überwucherte die Eingangstür. Das Gebäude schien seit Urzeiten leer zu stehen.
    „Potztausend!“, zischte Dorian. „Der Wunderdinge ist kein Ende!“
    Valentina lehnte sich schwer atmend an den rostzerfressenen Zaun. „Leute, allmählich dreh ich durch. Träumen wir vielleicht alle denselben wahnsinnigen Traum? Gibt es so etwas?“
    Phil roch an der Kerze, die ihm Madame Céline gegeben hatte, und kratzte mit dem Fingernagel daran herum. „Riecht nach Kerze und fühlt sich auch so an“, sagte er mit bemüht fester Stimme, während er einen Wachsspan aus dem Fingernagel pulte. „Die Kerzen sind der Beweis, dass wir da drinnen waren.“
    Valentina zitterte. Dorian legte sanft die Hand auf ihre Schulter. Sie blickte zu ihm hoch und versank unwillkürlich wieder in diesem unbeschreiblichen Gefühl der Verbundenheit, das sie alle Ängste vergessen ließ.
    Ihr Bruders riss sie in ihre unwirkliche Wirklichkeit zurück. „Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“
    Dorian trat mit einem verlegenen Lächeln einen Schritt zurück. „Wohlan, mein lieber Freund, Sie haben recht, es ist ein Auftrag auszuführen, den ich mit vollem Herzen will erfüllen. So lasset uns zum Grabmal meiner Ahnen gehen.“ Er nickte Valentina aufmunternd zu.
    Es war ein ganzes Stück bis zur Stadtkirche. Dorian wirkte heute schon viel sicherer als bei seinem ersten Ausflug, was Valentina ein wenig bedauerte. Sie hätte nichts dagegen gehabt, ihn wieder an die Hand zu nehmen. Da er aber heute nicht darum bat, wagte sie es nicht, ihn zu fragen.
    Als sie bei einem Fußgängerüberweg auf Grün warteten, schlenderte ein stämmiger glatzköpfiger Kerl in Springerstiefeln über die Straße. Lässig mit den tätowierten Armen schlenkernd, wollte er sich gerade an ihnen vorbeidrängen, als Dorian ihm den Weg verstellte und auf die Ampel deutete. „Mit Verlaub, Kamerad, wenn jene Lampe rot leuchtet, so belehrt uns dieses, stehen zu bleiben.“
    Phil und Valentina warfen sich einen Blick des Entsetzens zu. Der Glatzkopf sah Dorian erst verblüfft an, dann verzog sich sein Mund zum Grinsen eines zähnefletschenden Dobermanns.
    „Hast'en Problem?“ Sein fleischiger Zeigefinger bohrte sich in Dorians Brust.
    Sichtlich irritiert machte der schlaksige Junge einen Schritt zurück, ihm schien blitzartig aufzugehen, dass sein Rat unwillkommen war.
    Valentina zog Dorian am Ärmel. „Komm, es ist grün!“
    Der

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