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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Glatzköpfige legte die Stirn in Falten. „Unsere Unterhaltung ist noch nicht zu Ende.“
    Dorian deutete eine knappe Verneigung an. „Ich bitte um Nachsicht, Kamerad, indes es mangelt mir an Zeit, mit Ihnen weiter zu parlieren.“ Damit stieß er seinen unliebsamen Gesprächspartner mit einer kräftigen Bewegung von sich und rannte los.
    Ungläubig sahen die Geschwister ihm nach. Phil pfiff durch die Zähne. „Wow, der sprintet ja wie 'ne Rakete!“
    Mit hochrotem Kopf jagte der schwerfällige Kerl noch ein Stück hinterher, dann hatte Dorian so viel Vorsprung, dass es aussichtslos war, ihn noch zu erwischen. Nach Luft schnappend und eine unflätige Schimpfkanonade hinterhergeifernd, gab er auf.
    Valentina und Phil hielten es für besser, dem Tätowierten aus dem Weg zu gehen. In der Hoffnung, dass Dorian die Stadtkirche auch ohne sie finden würde – schließlich ragten ihre beiden Türme weit über die Dächer hinaus –, nahmen sie einen kleinen Umweg.
    Erleichtert entdeckte Valentina einige Minuten später die Silhouette eines schlanken Jungen auf dem Kirchenvorplatz.
    Dorian empfing sie mit einem verlegenen Lächeln. „Verzeiht, dass ich vorausgegangen, doch schien mir die Konversation recht unergötzlich.“
    Phil boxte ihn anerkennend in die Rippen. „Rennen kannst du jedenfalls.“
    „Wohlan, das Laufen fiel mir niemals schwer, es steckt in meinen Beinen wie im Herzen die Musik.“
    Valentina blickte hoch. Über ihr erhob sich das imposante Wahrzeichen der Stadt, vor dem sie sich immer wie ein Mäuschen vorkam. Spitzbogenfenster und Skulpturen von Heiligen, deren Namen und Bedeutung heute kaum noch jemand kannte, schmückten die gotische Fassade. Dämonische Wasserspeier und Fratzen, die, wie ihr Vater ihr erklärt hatte, böse Geister abschrecken sollten, verliehen dem mächtigen Gebäude etwas Furchteinflößendes.
    „Das genaue Abbild meiner Erinnerung“, bemerkte Dorian, der neben ihr stand. „In meinen jungen Jahren war ich gar oft zur Messe hier, ruhen doch die Ahnen meiner lieben Frau Mama in dieser heiligen Stätte.“
    Da das Hauptportal verschlossen war, betraten sie die Kirche durch einen Seiteneingang. Sonnenlicht strahlte durch die bunt verglasten Fenster und zauberte transparente Blüten an die Sandsteinwände. Auf grazilen Säulen schwebte ein kunstvolles Kreuzgewölbe, dessen filigrane Rippen die hohe Decke durchwebten. Hier drinnen war nichts Düsteres, und dennoch hatten sie mit dem Moment, da die schwere Tür ins Schloss gefallen war, die Alltagswelt verlassen und einen Raum betreten, der einer anderen Sphäre zugehörte.
    Schweigend bewegte sich Dorian auf einen Seitenaltar zu, vor dem ein Meer von Opferlichtern flackerte. Die fast lebensgroße Statue der Madonna breitete ihren mit weißen Lilien verzierten Mantel aus, als wolle sie die Welt einhüllen. Dorian machte einen angedeuteten Kniefall und entzündete seine Kerze. Valentina folgte seinem Beispiel, wobei ihr etwas auffiel, dem sie zuvor nie Beachtung geschenkt hatte, etwas, das sie an eine Bemerkung ihres Vaters erinnerte: Die Marienfigur stand auf einer silbernen Mondsichel. Lilie und Mond, die Symbole des Diana-Ordens. Wie eigenartig!
    Dorians Lippen bewegten sich. Obwohl die Geschwister kaum Bruchstücke verstanden, war unverkennbar, dass er ein Gebet sprach. Während sie mit ihren brennenden Kerzen auf ihn warteten, durchströmte sie auf einmal eine unerklärliche Energie, die von dem überirdischen Gesicht der Figur auszugehen schien. Kraft und Hoffnung, die für den Augenblick all ihre Ängste wegwischte.
    Schließlich verneigte sich der blonde Junge vor der Madonna und schlug, gefolgt von seinen Gefährten, den Weg zum Grab seiner Vorfahren ein. Keiner von ihnen sprach. Außer ihren Schritten, die hart über die Steinplatten klackerten, herrschte erhabene Stille. Misstrauisch von einer alten Frau beäugt, die gekrümmt in einer Kirchenbank hockte, verschwanden sie in der dunklen Grabkapelle derer von Treuenstein.
    Nur ihre drei Kerzen erleuchteten den kleinen, offen zugänglichen Nebenraum, der vom rechten Seitenschiff abzweigte. Die eigentlichen Gräber waren in die Wände eingelassen und von Steinplatten verschlossen. Zwischen zwei Pilastern, deren florale Kapitele bis zur Decke reichten, war in Großbuchstaben eine Inschrift eingemeißelt. Phil versuchte, sie im zuckenden Licht seiner Kerze zu entziffern.
    EST COMMVNE MORI – QVID HAESITAS LECTOR? – MEMENTO MORIENDVM ESSE.
    „Es ist unser aller Los zu

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